nenlichtes konnten diese nicht aufheben, aber sie schwäch- ten sie doch bedeutend. Unter tiefern orangefarbigen Gläsern veränderte sich das Hornsilber noch weniger, und erst nachdem es mehrere Wochen gehörig benetzt, dem Sonnenlichte unter diesen ausgesetzt war, färbte es sich schwach und zwar röthlich. Hornsilber, welches so tief als möglich geschwärzt war, wurde unter dem gelb- rothen Glase im Sonnenlichte sehr bald heller, nach 6 Stunden war seine Farbe schmutzig gelb oder röthlich.
Alle die Farben, welche wir das weiße salzsaure Sil- ber im prismatischen Spectrum haben annehmen sehen, kommen auch an dem, welches dem gemeinen Tageslichte ausgesetzt ist, vor; in einem sehr schwachen Lichte wird es gelblich, in einem lebhafteren läuft es blaßroth an, doch verfliegt diese Farbe sehr schnell, das Hornsilber wird gleich darauf grau und braun in verschiedenen Schattirungen, und endlich schwarz. In diesem letz- ten Zustande ist es fast gänzlich seiner Säure beraubt; die gelbe und rothe Farbe des Hornsilbers scheinen die niedrigsten, und Blau und Violett höhere Stufen der Entsäurung desselben zu bezeichnen. Dieß zugegeben, so folgt aus den eben erzählten Beobachtungen, daß zwar im prismatischen Roth und noch über dasselbe hin- aus eine Entsäurung statt findet, daß aber auch hier Gelb und Roth hemmend wirken, und daß die Entsäu- rung durch gelbrothe Beleuchtung auf eine niedrigere Stufe derselben zurückgeführt werden kann.
Von den verschiedenen Versuchen, welche ich mit
II. 46
nenlichtes konnten dieſe nicht aufheben, aber ſie ſchwaͤch- ten ſie doch bedeutend. Unter tiefern orangefarbigen Glaͤſern veraͤnderte ſich das Hornſilber noch weniger, und erſt nachdem es mehrere Wochen gehoͤrig benetzt, dem Sonnenlichte unter dieſen ausgeſetzt war, faͤrbte es ſich ſchwach und zwar roͤthlich. Hornſilber, welches ſo tief als moͤglich geſchwaͤrzt war, wurde unter dem gelb- rothen Glaſe im Sonnenlichte ſehr bald heller, nach 6 Stunden war ſeine Farbe ſchmutzig gelb oder roͤthlich.
Alle die Farben, welche wir das weiße ſalzſaure Sil- ber im prismatiſchen Spectrum haben annehmen ſehen, kommen auch an dem, welches dem gemeinen Tageslichte ausgeſetzt iſt, vor; in einem ſehr ſchwachen Lichte wird es gelblich, in einem lebhafteren laͤuft es blaßroth an, doch verfliegt dieſe Farbe ſehr ſchnell, das Hornſilber wird gleich darauf grau und braun in verſchiedenen Schattirungen, und endlich ſchwarz. In dieſem letz- ten Zuſtande iſt es faſt gaͤnzlich ſeiner Saͤure beraubt; die gelbe und rothe Farbe des Hornſilbers ſcheinen die niedrigſten, und Blau und Violett hoͤhere Stufen der Entſaͤurung deſſelben zu bezeichnen. Dieß zugegeben, ſo folgt aus den eben erzaͤhlten Beobachtungen, daß zwar im prismatiſchen Roth und noch uͤber daſſelbe hin- aus eine Entſaͤurung ſtatt findet, daß aber auch hier Gelb und Roth hemmend wirken, und daß die Entſaͤu- rung durch gelbrothe Beleuchtung auf eine niedrigere Stufe derſelben zuruͤckgefuͤhrt werden kann.
Von den verſchiedenen Verſuchen, welche ich mit
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nenlichtes konnten dieſe nicht aufheben, aber ſie ſchwaͤch-
ten ſie doch bedeutend. Unter tiefern orangefarbigen
Glaͤſern veraͤnderte ſich das Hornſilber noch weniger, und
erſt nachdem es mehrere Wochen gehoͤrig benetzt, dem
Sonnenlichte unter dieſen ausgeſetzt war, faͤrbte es ſich
ſchwach und zwar roͤthlich. Hornſilber, welches ſo
tief als moͤglich geſchwaͤrzt war, wurde unter dem gelb-
rothen Glaſe im Sonnenlichte ſehr bald heller, nach
6 Stunden war ſeine Farbe ſchmutzig gelb oder roͤthlich.
Alle die Farben, welche wir das weiße ſalzſaure Sil-
ber im prismatiſchen Spectrum haben annehmen ſehen,
kommen auch an dem, welches dem gemeinen Tageslichte
ausgeſetzt iſt, vor; in einem ſehr ſchwachen Lichte wird
es gelblich, in einem lebhafteren laͤuft es blaßroth an,
doch verfliegt dieſe Farbe ſehr ſchnell, das Hornſilber
wird gleich darauf grau und braun in verſchiedenen
Schattirungen, und endlich ſchwarz. In dieſem letz-
ten Zuſtande iſt es faſt gaͤnzlich ſeiner Saͤure beraubt;
die gelbe und rothe Farbe des Hornſilbers ſcheinen die
niedrigſten, und Blau und Violett hoͤhere Stufen der
Entſaͤurung deſſelben zu bezeichnen. Dieß zugegeben,
ſo folgt aus den eben erzaͤhlten Beobachtungen, daß
zwar im prismatiſchen Roth und noch uͤber daſſelbe hin-
aus eine Entſaͤurung ſtatt findet, daß aber auch hier
Gelb und Roth hemmend wirken, und daß die Entſaͤu-
rung durch gelbrothe Beleuchtung auf eine niedrigere
Stufe derſelben zuruͤckgefuͤhrt werden kann.
Von den verſchiedenen Verſuchen, welche ich mit
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 721. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/755>, abgerufen am 05.12.2024.
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