allen farbigen Gläsern leuchtend, und zwar glänzte er im Dunkeln mit rothem Lichte, wenn er unter rothen Gläsern, und mit blauem Lichte, wenn er unter blauen Gläsern dem Sonnenlicht war ausgesetzt worden. -- Woher nun diese abweichenden, ja ganz entgegengesetz- ten Resultate? -- Die beste Aufklärung hierüber gibt die Geschichte dieser Entdeckung, welche auch durch ih- ren Zusammenhang mit dem Streit über die Newtoni- sche Lehre interessant ist.
Zanotti stellte die ersten Versuche über die Wirkung des farbigen Lichtes auf den Bononischen Phosphor an, (1728). Erwartend daß er mit der Farbe des ihn treffenden Lichtes leuchten werde, hielt er ihn für vor- züglich geschickt, den Streit der Cartesianer und New- tonianer über die Natur des Lichts zur Entscheidung zu bringen. Algarotti, ein eifriger Anhänger Newtons, wohnte diesen Versuchen bey. Sie ließen die prisma- tischen Farben auf ihre besten Leuchtsteine fallen, allein sie konnten, "wie auch der Strahl gefärbt war," kei- nen Unterschied wahrnehmen, der Stein leuchtete schwach, und "nahm keinesweges die Farbe des Lichtes an, in welches er gehalten wor- den," woraus Zanotti den Schluß zog, "daß der Phosphor durch sein eigenthümliches Licht glänze, und daß dieses durch das von außen auffallende Licht nur belebt werde." Er fügte hinzu, "daß aus diesen Ver- suchen sich nichts beweisen lasse, und daß sich beyde Hypothesen damit vertrügen." (Zanotti's Abhandlung steht in den Comment. Bonon. Vol. VI. p. 205.)
allen farbigen Glaͤſern leuchtend, und zwar glaͤnzte er im Dunkeln mit rothem Lichte, wenn er unter rothen Glaͤſern, und mit blauem Lichte, wenn er unter blauen Glaͤſern dem Sonnenlicht war ausgeſetzt worden. — Woher nun dieſe abweichenden, ja ganz entgegengeſetz- ten Reſultate? — Die beſte Aufklaͤrung hieruͤber gibt die Geſchichte dieſer Entdeckung, welche auch durch ih- ren Zuſammenhang mit dem Streit uͤber die Newtoni- ſche Lehre intereſſant iſt.
Zanotti ſtellte die erſten Verſuche uͤber die Wirkung des farbigen Lichtes auf den Bononiſchen Phosphor an, (1728). Erwartend daß er mit der Farbe des ihn treffenden Lichtes leuchten werde, hielt er ihn fuͤr vor- zuͤglich geſchickt, den Streit der Carteſianer und New- tonianer uͤber die Natur des Lichts zur Entſcheidung zu bringen. Algarotti, ein eifriger Anhaͤnger Newtons, wohnte dieſen Verſuchen bey. Sie ließen die prisma- tiſchen Farben auf ihre beſten Leuchtſteine fallen, allein ſie konnten, „wie auch der Strahl gefaͤrbt war,“ kei- nen Unterſchied wahrnehmen, der Stein leuchtete ſchwach, und „nahm keinesweges die Farbe des Lichtes an, in welches er gehalten wor- den,“ woraus Zanotti den Schluß zog, „daß der Phosphor durch ſein eigenthuͤmliches Licht glaͤnze, und daß dieſes durch das von außen auffallende Licht nur belebt werde.“ Er fuͤgte hinzu, „daß aus dieſen Ver- ſuchen ſich nichts beweiſen laſſe, und daß ſich beyde Hypotheſen damit vertruͤgen.“ (Zanotti’s Abhandlung ſteht in den Comment. Bonon. Vol. VI. p. 205.)
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allen farbigen Glaͤſern leuchtend, und zwar glaͤnzte er
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Glaͤſern dem Sonnenlicht war ausgeſetzt worden. —
Woher nun dieſe abweichenden, ja ganz entgegengeſetz-
ten Reſultate? — Die beſte Aufklaͤrung hieruͤber gibt
die Geſchichte dieſer Entdeckung, welche auch durch ih-
ren Zuſammenhang mit dem Streit uͤber die Newtoni-
ſche Lehre intereſſant iſt.
Zanotti ſtellte die erſten Verſuche uͤber die Wirkung
des farbigen Lichtes auf den Bononiſchen Phosphor an,
(1728). Erwartend daß er mit der Farbe des ihn
treffenden Lichtes leuchten werde, hielt er ihn fuͤr vor-
zuͤglich geſchickt, den Streit der Carteſianer und New-
tonianer uͤber die Natur des Lichts zur Entſcheidung zu
bringen. Algarotti, ein eifriger Anhaͤnger Newtons,
wohnte dieſen Verſuchen bey. Sie ließen die prisma-
tiſchen Farben auf ihre beſten Leuchtſteine fallen, allein
ſie konnten, „wie auch der Strahl gefaͤrbt war,“ kei-
nen Unterſchied wahrnehmen, der Stein leuchtete
ſchwach, und „nahm keinesweges die Farbe
des Lichtes an, in welches er gehalten wor-
den,“ woraus Zanotti den Schluß zog, „daß der
Phosphor durch ſein eigenthuͤmliches Licht glaͤnze, und
daß dieſes durch das von außen auffallende Licht nur
belebt werde.“ Er fuͤgte hinzu, „daß aus dieſen Ver-
ſuchen ſich nichts beweiſen laſſe, und daß ſich beyde
Hypotheſen damit vertruͤgen.“ (Zanotti’s Abhandlung
ſteht in den Comment. Bonon. Vol. VI. p. 205.)
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 710. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/744>, abgerufen am 22.11.2024.
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