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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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stande noch leuchtend; hieraus folgt also, daß die de-
primirende Kraft des Rothen und Gelben früher ab-
nimmt, als die excitirende des Blauen und Violetten. Doch
auch diese hört in einer größern Entfernung vom Prisma
auf, und dort existirt nur für das Auge noch ein wirk-
sames Farbenbild.

Wie das Licht der Sonne, so wirkt auch jedes an-
dere Licht durch die genannten farbigen Gläser auf die
Leuchtsteine, wenn es nur überhaupt Intensität genug
hat, ein Leuchten in den Steinen zu erregen. Es ist
bekannt, daß die Bononischen und Cantonschen Phos-
phoren durch den Funken der Leidner Flasche leuchtend
werden. Man läßt, um dieß zu bewirken, gemeiniglich
den Schlag durch den Phosphor gehen. Dieß ist je-
doch nicht nöthig; auch wenn er sich in hermetisch ver-
schlossenen Glasröhren befindet, und einen Zoll, ja noch
tiefer unter den Kugeln des allgemeinen Ausladers liegt,
so wird er während der Explosion der Flasche leuchtend.

Zwey Leuchtsteine von gleicher Güte wurden, einer
in gelbrother, der andere in dunkelblauer Glasröhre
1 Zoll unter die Kugeln des allgemeinen Ausladers ge
legt, und eine Flasche mittelst desselben entladen. Als
der Funke überschlug, wurde der Leuchtstein in der dun-
kelblauen Röhre sogleich leuchtend, der in der gelbro-
then Glasröhre dagegen blieb dunkel.

Diese Versuche, welche ich öfters wiederholt habe,
beweisen zugleich, daß die Electricität, indem sie die

ſtande noch leuchtend; hieraus folgt alſo, daß die de-
primirende Kraft des Rothen und Gelben fruͤher ab-
nimmt, als die excitirende des Blauen und Violetten. Doch
auch dieſe hoͤrt in einer groͤßern Entfernung vom Prisma
auf, und dort exiſtirt nur fuͤr das Auge noch ein wirk-
ſames Farbenbild.

Wie das Licht der Sonne, ſo wirkt auch jedes an-
dere Licht durch die genannten farbigen Glaͤſer auf die
Leuchtſteine, wenn es nur uͤberhaupt Intenſitaͤt genug
hat, ein Leuchten in den Steinen zu erregen. Es iſt
bekannt, daß die Bononiſchen und Cantonſchen Phos-
phoren durch den Funken der Leidner Flaſche leuchtend
werden. Man laͤßt, um dieß zu bewirken, gemeiniglich
den Schlag durch den Phosphor gehen. Dieß iſt je-
doch nicht noͤthig; auch wenn er ſich in hermetiſch ver-
ſchloſſenen Glasroͤhren befindet, und einen Zoll, ja noch
tiefer unter den Kugeln des allgemeinen Ausladers liegt,
ſo wird er waͤhrend der Exploſion der Flaſche leuchtend.

Zwey Leuchtſteine von gleicher Guͤte wurden, einer
in gelbrother, der andere in dunkelblauer Glasroͤhre
1 Zoll unter die Kugeln des allgemeinen Ausladers ge
legt, und eine Flaſche mittelſt deſſelben entladen. Als
der Funke uͤberſchlug, wurde der Leuchtſtein in der dun-
kelblauen Roͤhre ſogleich leuchtend, der in der gelbro-
then Glasroͤhre dagegen blieb dunkel.

Dieſe Verſuche, welche ich oͤfters wiederholt habe,
beweiſen zugleich, daß die Electricitaͤt, indem ſie die

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[708/0742] ſtande noch leuchtend; hieraus folgt alſo, daß die de- primirende Kraft des Rothen und Gelben fruͤher ab- nimmt, als die excitirende des Blauen und Violetten. Doch auch dieſe hoͤrt in einer groͤßern Entfernung vom Prisma auf, und dort exiſtirt nur fuͤr das Auge noch ein wirk- ſames Farbenbild. Wie das Licht der Sonne, ſo wirkt auch jedes an- dere Licht durch die genannten farbigen Glaͤſer auf die Leuchtſteine, wenn es nur uͤberhaupt Intenſitaͤt genug hat, ein Leuchten in den Steinen zu erregen. Es iſt bekannt, daß die Bononiſchen und Cantonſchen Phos- phoren durch den Funken der Leidner Flaſche leuchtend werden. Man laͤßt, um dieß zu bewirken, gemeiniglich den Schlag durch den Phosphor gehen. Dieß iſt je- doch nicht noͤthig; auch wenn er ſich in hermetiſch ver- ſchloſſenen Glasroͤhren befindet, und einen Zoll, ja noch tiefer unter den Kugeln des allgemeinen Ausladers liegt, ſo wird er waͤhrend der Exploſion der Flaſche leuchtend. Zwey Leuchtſteine von gleicher Guͤte wurden, einer in gelbrother, der andere in dunkelblauer Glasroͤhre 1 Zoll unter die Kugeln des allgemeinen Ausladers ge legt, und eine Flaſche mittelſt deſſelben entladen. Als der Funke uͤberſchlug, wurde der Leuchtſtein in der dun- kelblauen Roͤhre ſogleich leuchtend, der in der gelbro- then Glasroͤhre dagegen blieb dunkel. Dieſe Verſuche, welche ich oͤfters wiederholt habe, beweiſen zugleich, daß die Electricitaͤt, indem ſie die

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 708. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/742>, abgerufen am 22.11.2024.