und ihre wahren Verhältnisse dem Wißbegierigen an- schaulich werden.
Was den polemischen Theil betrifft; so ist demsel- ben noch eine Abhandlung hinzuzufügen über dasjenige was vorgeht, wenn die so nahe verwandten Werkzeuge, Prismen und Linsen, vereinigt gebraucht werden. Es ist zwar höchst einfach und wäre von einem Jeden leicht einzusehen, wenn nicht Newton und seine Schü- ler auch hier einen völlig willkührlichen Gebrauch der Werkzeuge zu ganz entgegengesetzten Zwecken einge- führt hätten. Denn einmal sollen auf diesem Wege die farbigen Lichter völlig separirt, ein andermal wie- der völlig vereinigt werden: welches denn beydes nicht geleistet wird noch werden kann.
An diese Betrachtungen schließt sich unmittelbar eine andere. Es ist nämlich die Frage, was in einer Glas- oder Wasserkugel durch Refraction oder Reflexion gewirkt werde, damit wir das so merkwürdige als schöne Phänomen des Regenbogens erblicken. Auch mit diesem hat man, wie mit so vielem andern, fertig und ins Reine zu seyn geglaubt. Wir hingegen sind überzeugt, daß man den Hauptpunct vernachlässigt, welchen Antonius de Dominis bey seiner Behandlung dieses Gegenstandes schon sicher und entschieden aus- gesprochen.
Zu dem historischen Theile ließen sich auch man-
und ihre wahren Verhaͤltniſſe dem Wißbegierigen an- ſchaulich werden.
Was den polemiſchen Theil betrifft; ſo iſt demſel- ben noch eine Abhandlung hinzuzufuͤgen uͤber dasjenige was vorgeht, wenn die ſo nahe verwandten Werkzeuge, Prismen und Linſen, vereinigt gebraucht werden. Es iſt zwar hoͤchſt einfach und waͤre von einem Jeden leicht einzuſehen, wenn nicht Newton und ſeine Schuͤ- ler auch hier einen voͤllig willkuͤhrlichen Gebrauch der Werkzeuge zu ganz entgegengeſetzten Zwecken einge- fuͤhrt haͤtten. Denn einmal ſollen auf dieſem Wege die farbigen Lichter voͤllig ſeparirt, ein andermal wie- der voͤllig vereinigt werden: welches denn beydes nicht geleiſtet wird noch werden kann.
An dieſe Betrachtungen ſchließt ſich unmittelbar eine andere. Es iſt naͤmlich die Frage, was in einer Glas- oder Waſſerkugel durch Refraction oder Reflexion gewirkt werde, damit wir das ſo merkwuͤrdige als ſchoͤne Phaͤnomen des Regenbogens erblicken. Auch mit dieſem hat man, wie mit ſo vielem andern, fertig und ins Reine zu ſeyn geglaubt. Wir hingegen ſind uͤberzeugt, daß man den Hauptpunct vernachlaͤſſigt, welchen Antonius de Dominis bey ſeiner Behandlung dieſes Gegenſtandes ſchon ſicher und entſchieden aus- geſprochen.
Zu dem hiſtoriſchen Theile ließen ſich auch man-
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und ihre wahren Verhaͤltniſſe dem Wißbegierigen an-
ſchaulich werden.
Was den polemiſchen Theil betrifft; ſo iſt demſel-
ben noch eine Abhandlung hinzuzufuͤgen uͤber dasjenige
was vorgeht, wenn die ſo nahe verwandten Werkzeuge,
Prismen und Linſen, vereinigt gebraucht werden. Es
iſt zwar hoͤchſt einfach und waͤre von einem Jeden
leicht einzuſehen, wenn nicht Newton und ſeine Schuͤ-
ler auch hier einen voͤllig willkuͤhrlichen Gebrauch der
Werkzeuge zu ganz entgegengeſetzten Zwecken einge-
fuͤhrt haͤtten. Denn einmal ſollen auf dieſem Wege
die farbigen Lichter voͤllig ſeparirt, ein andermal wie-
der voͤllig vereinigt werden: welches denn beydes nicht
geleiſtet wird noch werden kann.
An dieſe Betrachtungen ſchließt ſich unmittelbar
eine andere. Es iſt naͤmlich die Frage, was in einer
Glas- oder Waſſerkugel durch Refraction oder Reflexion
gewirkt werde, damit wir das ſo merkwuͤrdige als
ſchoͤne Phaͤnomen des Regenbogens erblicken. Auch
mit dieſem hat man, wie mit ſo vielem andern, fertig
und ins Reine zu ſeyn geglaubt. Wir hingegen ſind
uͤberzeugt, daß man den Hauptpunct vernachlaͤſſigt,
welchen Antonius de Dominis bey ſeiner Behandlung
dieſes Gegenſtandes ſchon ſicher und entſchieden aus-
geſprochen.
Zu dem hiſtoriſchen Theile ließen ſich auch man-
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 698. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/732>, abgerufen am 22.11.2024.
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