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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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feln ausgestattet worden. Der dritte Theil ist zur Stärke
eines ganzen Bandes herangewachsen, dessen größere
Hälfte er eigentlich nur ausmachen sollte, und es scheint
daher wohl räthlich, die Herausgabe des soweit Gedie-
henen nicht aufzuschieben, indem die vorliegende Mas-
se groß genug ist, um als eine nicht ganz unwerthe
Gabe der theilnehmenden Welt angeboten zu werden.

Was jedoch von einem supplementaren Theile zu er-
warten stehe, wollen wir hier mit wenigem bemerken.
Eine Revision des Didaktischen kann auf mancherley
Weise statt finden. Denn wir werden im Laufe einer
solchen Arbeit mit Phänomenen bekannt, die wenn
auch nicht neu oder von solcher Bedeutung, daß sie
unerwartete Aufschlüsse geben, doch mehr als andere
sich zu Repräsentanten von vielen Fällen qualificiren,
und sich daher gerade in ein Lehrbuch aufgenommen zu
werden vorzüglich eignen, weil man das Didaktische
von allen Einzelnheiten, allem Zweydeutigen und
Schwankenden soviel als möglich zu reinigen hat, um
dasselbe immer sicherer und bedeutender zu machen.

Hierdurch wird auch dasjenige was allein Metho-
de zu nennen ist, immer vollkommener. Denn jemehr
die einzelnen Theile an innerem Werthe wachsen, desto
reiner und sicherer schließen sie an einander und das
Ganze ist leichter zu übersehen, dergestalt daß zuletzt
die höhern theoretischen Einsichten von selbst und uner-
wartet hervor und dem Betrachter entgegentreten.

feln ausgeſtattet worden. Der dritte Theil iſt zur Staͤrke
eines ganzen Bandes herangewachſen, deſſen groͤßere
Haͤlfte er eigentlich nur ausmachen ſollte, und es ſcheint
daher wohl raͤthlich, die Herausgabe des ſoweit Gedie-
henen nicht aufzuſchieben, indem die vorliegende Maſ-
ſe groß genug iſt, um als eine nicht ganz unwerthe
Gabe der theilnehmenden Welt angeboten zu werden.

Was jedoch von einem ſupplementaren Theile zu er-
warten ſtehe, wollen wir hier mit wenigem bemerken.
Eine Reviſion des Didaktiſchen kann auf mancherley
Weiſe ſtatt finden. Denn wir werden im Laufe einer
ſolchen Arbeit mit Phaͤnomenen bekannt, die wenn
auch nicht neu oder von ſolcher Bedeutung, daß ſie
unerwartete Aufſchluͤſſe geben, doch mehr als andere
ſich zu Repraͤſentanten von vielen Faͤllen qualificiren,
und ſich daher gerade in ein Lehrbuch aufgenommen zu
werden vorzuͤglich eignen, weil man das Didaktiſche
von allen Einzelnheiten, allem Zweydeutigen und
Schwankenden ſoviel als moͤglich zu reinigen hat, um
daſſelbe immer ſicherer und bedeutender zu machen.

Hierdurch wird auch dasjenige was allein Metho-
de zu nennen iſt, immer vollkommener. Denn jemehr
die einzelnen Theile an innerem Werthe wachſen, deſto
reiner und ſicherer ſchließen ſie an einander und das
Ganze iſt leichter zu uͤberſehen, dergeſtalt daß zuletzt
die hoͤhern theoretiſchen Einſichten von ſelbſt und uner-
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[696/0730] feln ausgeſtattet worden. Der dritte Theil iſt zur Staͤrke eines ganzen Bandes herangewachſen, deſſen groͤßere Haͤlfte er eigentlich nur ausmachen ſollte, und es ſcheint daher wohl raͤthlich, die Herausgabe des ſoweit Gedie- henen nicht aufzuſchieben, indem die vorliegende Maſ- ſe groß genug iſt, um als eine nicht ganz unwerthe Gabe der theilnehmenden Welt angeboten zu werden. Was jedoch von einem ſupplementaren Theile zu er- warten ſtehe, wollen wir hier mit wenigem bemerken. Eine Reviſion des Didaktiſchen kann auf mancherley Weiſe ſtatt finden. Denn wir werden im Laufe einer ſolchen Arbeit mit Phaͤnomenen bekannt, die wenn auch nicht neu oder von ſolcher Bedeutung, daß ſie unerwartete Aufſchluͤſſe geben, doch mehr als andere ſich zu Repraͤſentanten von vielen Faͤllen qualificiren, und ſich daher gerade in ein Lehrbuch aufgenommen zu werden vorzuͤglich eignen, weil man das Didaktiſche von allen Einzelnheiten, allem Zweydeutigen und Schwankenden ſoviel als moͤglich zu reinigen hat, um daſſelbe immer ſicherer und bedeutender zu machen. Hierdurch wird auch dasjenige was allein Metho- de zu nennen iſt, immer vollkommener. Denn jemehr die einzelnen Theile an innerem Werthe wachſen, deſto reiner und ſicherer ſchließen ſie an einander und das Ganze iſt leichter zu uͤberſehen, dergeſtalt daß zuletzt die hoͤhern theoretiſchen Einſichten von ſelbſt und uner- wartet hervor und dem Betrachter entgegentreten.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 696. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/730>, abgerufen am 22.11.2024.