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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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II.
Von den mittlern oder gemischten Farben.

15.

Diejenigen Farben, welche aus der Mischung
(krasis) der vorhergehenden, oder durch das Mehr
und Weniger entstehen, sind viel und mannigfaltig.
Durchs Mehr und Weniger erzeugen sich die Stufen
zwischen dem Scharlach und Purpur; durch die Mi-
schung aber, z. B. des Schwarzen und Weißen, ent-
steht das Grau.

16.

Auch wenn wir das Schwarze und Schattige mit
dem Licht, welches von der Sonne oder dem Feuer
her scheint, vermischen, so entsteht ein Gelbroth; in-
gleichen wird das Schwarze, das sich entzündet, roth,
z. B. rauchende Flamme und glühende Kohlen.

17.

Eine lebhafte und glänzende Purpurfarbe aber er-
scheint, wenn, mit mäßigem und schattigem Weiß,
schwache Sonnenstrahlen temperirt werden.

18.

Deswegen auch, um die Gegend des Aufgangs
und Untergangs, wenn die Sonne dahin tritt, die
Luft purpurfarb aussieht; denn die schwachen Strahlen

II.
Von den mittlern oder gemiſchten Farben.

15.

Diejenigen Farben, welche aus der Miſchung
(ϰρἀσις) der vorhergehenden, oder durch das Mehr
und Weniger entſtehen, ſind viel und mannigfaltig.
Durchs Mehr und Weniger erzeugen ſich die Stufen
zwiſchen dem Scharlach und Purpur; durch die Mi-
ſchung aber, z. B. des Schwarzen und Weißen, ent-
ſteht das Grau.

16.

Auch wenn wir das Schwarze und Schattige mit
dem Licht, welches von der Sonne oder dem Feuer
her ſcheint, vermiſchen, ſo entſteht ein Gelbroth; in-
gleichen wird das Schwarze, das ſich entzuͤndet, roth,
z. B. rauchende Flamme und gluͤhende Kohlen.

17.

Eine lebhafte und glaͤnzende Purpurfarbe aber er-
ſcheint, wenn, mit maͤßigem und ſchattigem Weiß,
ſchwache Sonnenſtrahlen temperirt werden.

18.

Deswegen auch, um die Gegend des Aufgangs
und Untergangs, wenn die Sonne dahin tritt, die
Luft purpurfarb ausſieht; denn die ſchwachen Strahlen

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[28/0062] II. Von den mittlern oder gemiſchten Farben. 15. Diejenigen Farben, welche aus der Miſchung (ϰρἀσις) der vorhergehenden, oder durch das Mehr und Weniger entſtehen, ſind viel und mannigfaltig. Durchs Mehr und Weniger erzeugen ſich die Stufen zwiſchen dem Scharlach und Purpur; durch die Mi- ſchung aber, z. B. des Schwarzen und Weißen, ent- ſteht das Grau. 16. Auch wenn wir das Schwarze und Schattige mit dem Licht, welches von der Sonne oder dem Feuer her ſcheint, vermiſchen, ſo entſteht ein Gelbroth; in- gleichen wird das Schwarze, das ſich entzuͤndet, roth, z. B. rauchende Flamme und gluͤhende Kohlen. 17. Eine lebhafte und glaͤnzende Purpurfarbe aber er- ſcheint, wenn, mit maͤßigem und ſchattigem Weiß, ſchwache Sonnenſtrahlen temperirt werden. 18. Deswegen auch, um die Gegend des Aufgangs und Untergangs, wenn die Sonne dahin tritt, die Luft purpurfarb ausſieht; denn die ſchwachen Strahlen

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/62>, abgerufen am 28.03.2024.