De coloribus coeli. Ulmae 1716. Eine frühere Ausgabe von 1705 ist mir nicht zu Gesicht gekommen.
Daß etwas Schattiges zum Lichte oder zum Hel- len hinzutreten müsse, damit Farben entstehen können, hatte Kircher sehr umständlich zur Sprache gebracht. Einer seiner Zeitgenossen, Honoratus Fabri, gleichfalls Jesuit, ist von derselben Ueberzeugung durchdrungen. Er wendet sich aber, um die Sache näher zu bestimmen, und die verschiedenen Farben entstehen zu lassen, zu ei- ner quantitativen Erklärung, auf welche Aristoteles schon hingedeutet, und nimmt an, daß vom Weißen das reine gedrängte Licht zurückstrahle, daß Roth aus gleichen Theilen von Licht und Schatten bestehe, Gelb aus zwey Theilen Licht und einem Theil Schatten, Blau aus zwey Theilen Schatten und einem Theile Licht.
Auf demselben Wege geht Funccius, indem er von den atmosphärischen Farben handelt. Unsere Leser, denen bekannt ist, wie sich die meisten farbigen Him- melserscheinungen kürzlich und bequem aus der Lehre von den trüben Mitteln herleiten lassen, möchten sich wohl wundern, wie ein ganzes Büchlein darüber zu schreiben gewesen.
Der Verfasser geht freylich etwas umständlich zu Werke. Erst leitet er, wie seine Vorgänger, die far-
Funccius.
De coloribus coeli. Ulmae 1716. Eine fruͤhere Ausgabe von 1705 iſt mir nicht zu Geſicht gekommen.
Daß etwas Schattiges zum Lichte oder zum Hel- len hinzutreten muͤſſe, damit Farben entſtehen koͤnnen, hatte Kircher ſehr umſtaͤndlich zur Sprache gebracht. Einer ſeiner Zeitgenoſſen, Honoratus Fabri, gleichfalls Jeſuit, iſt von derſelben Ueberzeugung durchdrungen. Er wendet ſich aber, um die Sache naͤher zu beſtimmen, und die verſchiedenen Farben entſtehen zu laſſen, zu ei- ner quantitativen Erklaͤrung, auf welche Ariſtoteles ſchon hingedeutet, und nimmt an, daß vom Weißen das reine gedraͤngte Licht zuruͤckſtrahle, daß Roth aus gleichen Theilen von Licht und Schatten beſtehe, Gelb aus zwey Theilen Licht und einem Theil Schatten, Blau aus zwey Theilen Schatten und einem Theile Licht.
Auf demſelben Wege geht Funccius, indem er von den atmoſphaͤriſchen Farben handelt. Unſere Leſer, denen bekannt iſt, wie ſich die meiſten farbigen Him- melserſcheinungen kuͤrzlich und bequem aus der Lehre von den truͤben Mitteln herleiten laſſen, moͤchten ſich wohl wundern, wie ein ganzes Buͤchlein daruͤber zu ſchreiben geweſen.
Der Verfaſſer geht freylich etwas umſtaͤndlich zu Werke. Erſt leitet er, wie ſeine Vorgaͤnger, die far-
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Funccius.
De coloribus coeli. Ulmae 1716. Eine fruͤhere
Ausgabe von 1705 iſt mir nicht zu Geſicht gekommen.
Daß etwas Schattiges zum Lichte oder zum Hel-
len hinzutreten muͤſſe, damit Farben entſtehen koͤnnen,
hatte Kircher ſehr umſtaͤndlich zur Sprache gebracht.
Einer ſeiner Zeitgenoſſen, Honoratus Fabri, gleichfalls
Jeſuit, iſt von derſelben Ueberzeugung durchdrungen. Er
wendet ſich aber, um die Sache naͤher zu beſtimmen,
und die verſchiedenen Farben entſtehen zu laſſen, zu ei-
ner quantitativen Erklaͤrung, auf welche Ariſtoteles ſchon
hingedeutet, und nimmt an, daß vom Weißen das reine
gedraͤngte Licht zuruͤckſtrahle, daß Roth aus gleichen
Theilen von Licht und Schatten beſtehe, Gelb aus zwey
Theilen Licht und einem Theil Schatten, Blau aus
zwey Theilen Schatten und einem Theile Licht.
Auf demſelben Wege geht Funccius, indem er von
den atmoſphaͤriſchen Farben handelt. Unſere Leſer,
denen bekannt iſt, wie ſich die meiſten farbigen Him-
melserſcheinungen kuͤrzlich und bequem aus der Lehre
von den truͤben Mitteln herleiten laſſen, moͤchten ſich
wohl wundern, wie ein ganzes Buͤchlein daruͤber zu
ſchreiben geweſen.
Der Verfaſſer geht freylich etwas umſtaͤndlich zu
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/363>, abgerufen am 03.12.2024.
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