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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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Wenn er nun von einer Seite, durch die vielfa-
chen Erfahrungen die er gesammlet, sich bey den Na-
turforschern Ansehen und Dank erwarb, so daß dasje-
nige was er mitgetheilt und überliefert, lange Zeit in
der Naturlehre Werth und Gültigkeit behielt, in allen
Lehrbüchern wiederhohlt und fortgepflanzt wurde; so war
doch von der andern Seite seine Gesinnung viel zu
zart, seine Aeußerungen zu schwankend, seine Forderun-
gen zu breit, seine Zwecke zu unabsehlich, als daß er
nicht hätte durch eine neu eintretende ausschließende
Theorie leicht verdrängt werden können, da ein lern-
begieriges Publicum am liebsten nach einer Lehre greift,
woran es sich festhalten und wodurch es aller weitern
Zweifel, alles weitern Nachdenkens bequem überhoben
wird.


Hook.

geb. 1635. gest. 1703.

Er ist mehr ein emsiger als ein fleißiger Beobach-
ter und Experimentator zu nennen. Er blickt überall
um sich her und seine unruhige Thätigkeit verbreitet
sich über die ganze Naturlehre. Man muß ihm zuge-
stehen, daß er gute Entdeckungen gemacht, Entdecktes
glücklich bearbeitet habe; doch ist er kein theoretischer
Kopf, nicht einmal ein methodischer.

Die Lehre von Licht und Farben ist ihm manches
schuldig. Er beobachtet die brechende Kraft des Eises,

Wenn er nun von einer Seite, durch die vielfa-
chen Erfahrungen die er geſammlet, ſich bey den Na-
turforſchern Anſehen und Dank erwarb, ſo daß dasje-
nige was er mitgetheilt und uͤberliefert, lange Zeit in
der Naturlehre Werth und Guͤltigkeit behielt, in allen
Lehrbuͤchern wiederhohlt und fortgepflanzt wurde; ſo war
doch von der andern Seite ſeine Geſinnung viel zu
zart, ſeine Aeußerungen zu ſchwankend, ſeine Forderun-
gen zu breit, ſeine Zwecke zu unabſehlich, als daß er
nicht haͤtte durch eine neu eintretende ausſchließende
Theorie leicht verdraͤngt werden koͤnnen, da ein lern-
begieriges Publicum am liebſten nach einer Lehre greift,
woran es ſich feſthalten und wodurch es aller weitern
Zweifel, alles weitern Nachdenkens bequem uͤberhoben
wird.


Hook.

geb. 1635. geſt. 1703.

Er iſt mehr ein emſiger als ein fleißiger Beobach-
ter und Experimentator zu nennen. Er blickt uͤberall
um ſich her und ſeine unruhige Thaͤtigkeit verbreitet
ſich uͤber die ganze Naturlehre. Man muß ihm zuge-
ſtehen, daß er gute Entdeckungen gemacht, Entdecktes
gluͤcklich bearbeitet habe; doch iſt er kein theoretiſcher
Kopf, nicht einmal ein methodiſcher.

Die Lehre von Licht und Farben iſt ihm manches
ſchuldig. Er beobachtet die brechende Kraft des Eiſes,

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[322/0356] Wenn er nun von einer Seite, durch die vielfa- chen Erfahrungen die er geſammlet, ſich bey den Na- turforſchern Anſehen und Dank erwarb, ſo daß dasje- nige was er mitgetheilt und uͤberliefert, lange Zeit in der Naturlehre Werth und Guͤltigkeit behielt, in allen Lehrbuͤchern wiederhohlt und fortgepflanzt wurde; ſo war doch von der andern Seite ſeine Geſinnung viel zu zart, ſeine Aeußerungen zu ſchwankend, ſeine Forderun- gen zu breit, ſeine Zwecke zu unabſehlich, als daß er nicht haͤtte durch eine neu eintretende ausſchließende Theorie leicht verdraͤngt werden koͤnnen, da ein lern- begieriges Publicum am liebſten nach einer Lehre greift, woran es ſich feſthalten und wodurch es aller weitern Zweifel, alles weitern Nachdenkens bequem uͤberhoben wird. Hook. geb. 1635. geſt. 1703. Er iſt mehr ein emſiger als ein fleißiger Beobach- ter und Experimentator zu nennen. Er blickt uͤberall um ſich her und ſeine unruhige Thaͤtigkeit verbreitet ſich uͤber die ganze Naturlehre. Man muß ihm zuge- ſtehen, daß er gute Entdeckungen gemacht, Entdecktes gluͤcklich bearbeitet habe; doch iſt er kein theoretiſcher Kopf, nicht einmal ein methodiſcher. Die Lehre von Licht und Farben iſt ihm manches ſchuldig. Er beobachtet die brechende Kraft des Eiſes,

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/356>, abgerufen am 23.11.2024.