wir die Hebung genannt haben, weil ein durch das Mittel gesehener Gegenstand uns entgegenzutreten scheint. Er schreibt daher ganz richtig dem perpendicularen Strahl (wenn es doch einmal Strahl seyn soll) die vollkommne Hebung zu, wie man denn bey jedem voll- kommen perpendicularen Aufschauen auf einen gläser- nen Cubus ganz bequem erfahren kann, daß die darun- terliegende Fläche dem Auge vollkommen entgegentritt.
Da man aber in der Folge sich bloß an den ob- jectiven Versuch hielt, als der das Phänomen nur ein- seitig, das Verhältniß der Sinus aber am besten aus- drückt; so fing man an zu läugnen, daß der perpendi- culare Strahl verändert werde, weil man diese Ver- ändrung unter der Form der Brechung nicht gewahr wird und kein Verhältniß der Sinus dabey statt ha- ben kann.
Schon Huygens, durch den die Entdeckung des Snellius eigentlich bekannt wurde, protestirt gegen die Veränderung des perpendicularen Strahls und führt seine sämmtlichen Nachfolger in Irrthum. Denn man kann ganz allein von der Wirkung der Mittel auf Licht und beleuchtete Gegenstände sich einen Begriff machen, wenn man beyde Fälle, den objectiven und subjectiven, den Fall des Brechens und Hebens, das wechselseitige Verhältniß des dichten Mittels zum dünnen, des dün- nen zum dichten, zugleich faßt und eins durch das an- dere ergänzt und erklärt. Worüber wir an seinem Orte das nothwendigste gesagt haben. (E. 187. 188)
wir die Hebung genannt haben, weil ein durch das Mittel geſehener Gegenſtand uns entgegenzutreten ſcheint. Er ſchreibt daher ganz richtig dem perpendicularen Strahl (wenn es doch einmal Strahl ſeyn ſoll) die vollkommne Hebung zu, wie man denn bey jedem voll- kommen perpendicularen Aufſchauen auf einen glaͤſer- nen Cubus ganz bequem erfahren kann, daß die darun- terliegende Flaͤche dem Auge vollkommen entgegentritt.
Da man aber in der Folge ſich bloß an den ob- jectiven Verſuch hielt, als der das Phaͤnomen nur ein- ſeitig, das Verhaͤltniß der Sinus aber am beſten aus- druͤckt; ſo fing man an zu laͤugnen, daß der perpendi- culare Strahl veraͤndert werde, weil man dieſe Ver- aͤndrung unter der Form der Brechung nicht gewahr wird und kein Verhaͤltniß der Sinus dabey ſtatt ha- ben kann.
Schon Huygens, durch den die Entdeckung des Snellius eigentlich bekannt wurde, proteſtirt gegen die Veraͤnderung des perpendicularen Strahls und fuͤhrt ſeine ſaͤmmtlichen Nachfolger in Irrthum. Denn man kann ganz allein von der Wirkung der Mittel auf Licht und beleuchtete Gegenſtaͤnde ſich einen Begriff machen, wenn man beyde Faͤlle, den objectiven und ſubjectiven, den Fall des Brechens und Hebens, das wechſelſeitige Verhaͤltniß des dichten Mittels zum duͤnnen, des duͤn- nen zum dichten, zugleich faßt und eins durch das an- dere ergaͤnzt und erklaͤrt. Woruͤber wir an ſeinem Orte das nothwendigſte geſagt haben. (E. 187. 188)
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wir die Hebung genannt haben, weil ein durch das
Mittel geſehener Gegenſtand uns entgegenzutreten ſcheint.
Er ſchreibt daher ganz richtig dem perpendicularen
Strahl (wenn es doch einmal Strahl ſeyn ſoll) die
vollkommne Hebung zu, wie man denn bey jedem voll-
kommen perpendicularen Aufſchauen auf einen glaͤſer-
nen Cubus ganz bequem erfahren kann, daß die darun-
terliegende Flaͤche dem Auge vollkommen entgegentritt.
Da man aber in der Folge ſich bloß an den ob-
jectiven Verſuch hielt, als der das Phaͤnomen nur ein-
ſeitig, das Verhaͤltniß der Sinus aber am beſten aus-
druͤckt; ſo fing man an zu laͤugnen, daß der perpendi-
culare Strahl veraͤndert werde, weil man dieſe Ver-
aͤndrung unter der Form der Brechung nicht gewahr
wird und kein Verhaͤltniß der Sinus dabey ſtatt ha-
ben kann.
Schon Huygens, durch den die Entdeckung des
Snellius eigentlich bekannt wurde, proteſtirt gegen die
Veraͤnderung des perpendicularen Strahls und fuͤhrt
ſeine ſaͤmmtlichen Nachfolger in Irrthum. Denn man
kann ganz allein von der Wirkung der Mittel auf Licht
und beleuchtete Gegenſtaͤnde ſich einen Begriff machen,
wenn man beyde Faͤlle, den objectiven und ſubjectiven,
den Fall des Brechens und Hebens, das wechſelſeitige
Verhaͤltniß des dichten Mittels zum duͤnnen, des duͤn-
nen zum dichten, zugleich faßt und eins durch das an-
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/287>, abgerufen am 21.11.2024.
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