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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810.

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Eine Materie soll es seyn, ein Unorganisirtes,
das durch eine der organischen ähnliche Behandlung
veredelt wird. Hier ist ein Ey, ein Sperma,
Mann und Weib, Vierzig Wochen, und so entspringt
zugleich der Stein der Weisen, das Universal-Recipe
und der allzeit fertige Cassier.

Die Farbenerscheinungen, welche diese Operation
begleiten, und die uns eigentlich hier am meisten inter-
essiren müssen, geben zu keiner bedeutenden Bemerkung
Anlaß. Das Weiße, das Schwarze, das Rothe und
das Bunte, das bey chemischen Versuchen vorkommt,
scheint vorzüglich die Aufmerksamkeit gefesselt zu haben.

Sie legten jedoch in alle diese Beobachtungen kei-
ne Folge, und die Lehre der chemischen Farben erhielt
durch sie keine Erweiterung, wie doch hätte geschehen
können und sollen. Denn da ihre Operationen sämmt-
lich auf Uebergänge, Metaschematismen und Verwand-
lungen hindeuteten, und man dabey eine jede, auch die
geringste, Veränderung des bearbeiteten Körpers zu
beachten Ursache hatte; so wäre z. B. jene höchst be-
deutende Wirkung der Farbennatur, die Steigerung,
am ersten zu bemerken und, wenn auch nur irrig, als
Hoffnungsgrund der geheimnißvollen Arbeit anzusehen
gewesen. Wir erinnern uns jedoch nicht, etwas dar-
auf bezügliches gefunden zu haben.

Uebrigens mag ein Musterstück, wie sie ihr Ge-
schäft überhaupt, besonders aber die Farbenerscheinung
behandelt, in der Uebersetzung hier Platz finden.

II. 14

Eine Materie ſoll es ſeyn, ein Unorganiſirtes,
das durch eine der organiſchen aͤhnliche Behandlung
veredelt wird. Hier iſt ein Ey, ein Sperma,
Mann und Weib, Vierzig Wochen, und ſo entſpringt
zugleich der Stein der Weiſen, das Univerſal-Recipe
und der allzeit fertige Caſſier.

Die Farbenerſcheinungen, welche dieſe Operation
begleiten, und die uns eigentlich hier am meiſten inter-
eſſiren muͤſſen, geben zu keiner bedeutenden Bemerkung
Anlaß. Das Weiße, das Schwarze, das Rothe und
das Bunte, das bey chemiſchen Verſuchen vorkommt,
ſcheint vorzuͤglich die Aufmerkſamkeit gefeſſelt zu haben.

Sie legten jedoch in alle dieſe Beobachtungen kei-
ne Folge, und die Lehre der chemiſchen Farben erhielt
durch ſie keine Erweiterung, wie doch haͤtte geſchehen
koͤnnen und ſollen. Denn da ihre Operationen ſaͤmmt-
lich auf Uebergaͤnge, Metaſchematismen und Verwand-
lungen hindeuteten, und man dabey eine jede, auch die
geringſte, Veraͤnderung des bearbeiteten Koͤrpers zu
beachten Urſache hatte; ſo waͤre z. B. jene hoͤchſt be-
deutende Wirkung der Farbennatur, die Steigerung,
am erſten zu bemerken und, wenn auch nur irrig, als
Hoffnungsgrund der geheimnißvollen Arbeit anzuſehen
geweſen. Wir erinnern uns jedoch nicht, etwas dar-
auf bezuͤgliches gefunden zu haben.

Uebrigens mag ein Muſterſtuͤck, wie ſie ihr Ge-
ſchaͤft uͤberhaupt, beſonders aber die Farbenerſcheinung
behandelt, in der Ueberſetzung hier Platz finden.

II. 14
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[209/0243] Eine Materie ſoll es ſeyn, ein Unorganiſirtes, das durch eine der organiſchen aͤhnliche Behandlung veredelt wird. Hier iſt ein Ey, ein Sperma, Mann und Weib, Vierzig Wochen, und ſo entſpringt zugleich der Stein der Weiſen, das Univerſal-Recipe und der allzeit fertige Caſſier. Die Farbenerſcheinungen, welche dieſe Operation begleiten, und die uns eigentlich hier am meiſten inter- eſſiren muͤſſen, geben zu keiner bedeutenden Bemerkung Anlaß. Das Weiße, das Schwarze, das Rothe und das Bunte, das bey chemiſchen Verſuchen vorkommt, ſcheint vorzuͤglich die Aufmerkſamkeit gefeſſelt zu haben. Sie legten jedoch in alle dieſe Beobachtungen kei- ne Folge, und die Lehre der chemiſchen Farben erhielt durch ſie keine Erweiterung, wie doch haͤtte geſchehen koͤnnen und ſollen. Denn da ihre Operationen ſaͤmmt- lich auf Uebergaͤnge, Metaſchematismen und Verwand- lungen hindeuteten, und man dabey eine jede, auch die geringſte, Veraͤnderung des bearbeiteten Koͤrpers zu beachten Urſache hatte; ſo waͤre z. B. jene hoͤchſt be- deutende Wirkung der Farbennatur, die Steigerung, am erſten zu bemerken und, wenn auch nur irrig, als Hoffnungsgrund der geheimnißvollen Arbeit anzuſehen geweſen. Wir erinnern uns jedoch nicht, etwas dar- auf bezuͤgliches gefunden zu haben. Uebrigens mag ein Muſterſtuͤck, wie ſie ihr Ge- ſchaͤft uͤberhaupt, beſonders aber die Farbenerſcheinung behandelt, in der Ueberſetzung hier Platz finden. II. 14

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 2. Tübingen, 1810, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre02_1810/243>, abgerufen am 25.11.2024.