über hundert Jahre in der Geschichte der Farbenlehre spukt, los zu werden, verschaffe man sich mehrere, aus Glastafeln zusammengesetzte keilförmige aufrechtste- hende Gefäße, die an einander geschoben Parallelepipe- den bilden, wie sie sollen ausführlicher beschrieben werden, wenn von unserm Apparat die Rede seyn wird. Man fülle sie erst mit reinem Wasser, und ge- wöhne sich die Verrückung entgegengestellter Bilder und die bekannten prismatischen Erscheinungen dadurch zu beobachten; dann schiebe man zwey über einander und tröpfle in jedes Tinte, nach und nach, so lange bis endlich der Liquor undurchsichtig wird; nun schiebe man die beyden Keile aus einander, und jeder für sich wird noch genugsam durchscheinend seyn.
671.
Dieselbe Operation mache man nunmehr mit far- bigen Liquoren, und das Resultat wird immer dasselbe bleiben, man mag sich nur Einer Farbe in den beyden Gefäßen oder zweyer bedienen. So lange die Flüssig- keiten nicht übersättigt sind, wird man durch das Pa- rallelepipedon recht gut hindurchsehen können.
672.
Nun begreift man also wohl, warum Newton wiederholt zu Anfang und zu Ende seines Perioden auf gesättigte und reiche Farben dringt. Damit man aber sehe, daß die Farbe gar nichts zur Sache thut, so bereite man mit Lacmus in zwey solchen Keilgläsern
I. 41
uͤber hundert Jahre in der Geſchichte der Farbenlehre ſpukt, los zu werden, verſchaffe man ſich mehrere, aus Glastafeln zuſammengeſetzte keilfoͤrmige aufrechtſte- hende Gefaͤße, die an einander geſchoben Parallelepipe- den bilden, wie ſie ſollen ausfuͤhrlicher beſchrieben werden, wenn von unſerm Apparat die Rede ſeyn wird. Man fuͤlle ſie erſt mit reinem Waſſer, und ge- woͤhne ſich die Verruͤckung entgegengeſtellter Bilder und die bekannten prismatiſchen Erſcheinungen dadurch zu beobachten; dann ſchiebe man zwey uͤber einander und troͤpfle in jedes Tinte, nach und nach, ſo lange bis endlich der Liquor undurchſichtig wird; nun ſchiebe man die beyden Keile aus einander, und jeder fuͤr ſich wird noch genugſam durchſcheinend ſeyn.
671.
Dieſelbe Operation mache man nunmehr mit far- bigen Liquoren, und das Reſultat wird immer daſſelbe bleiben, man mag ſich nur Einer Farbe in den beyden Gefaͤßen oder zweyer bedienen. So lange die Fluͤſſig- keiten nicht uͤberſaͤttigt ſind, wird man durch das Pa- rallelepipedon recht gut hindurchſehen koͤnnen.
672.
Nun begreift man alſo wohl, warum Newton wiederholt zu Anfang und zu Ende ſeines Perioden auf geſaͤttigte und reiche Farben dringt. Damit man aber ſehe, daß die Farbe gar nichts zur Sache thut, ſo bereite man mit Lacmus in zwey ſolchen Keilglaͤſern
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uͤber hundert Jahre in der Geſchichte der Farbenlehre
ſpukt, los zu werden, verſchaffe man ſich mehrere,
aus Glastafeln zuſammengeſetzte keilfoͤrmige aufrechtſte-
hende Gefaͤße, die an einander geſchoben Parallelepipe-
den bilden, wie ſie ſollen ausfuͤhrlicher beſchrieben
werden, wenn von unſerm Apparat die Rede ſeyn
wird. Man fuͤlle ſie erſt mit reinem Waſſer, und ge-
woͤhne ſich die Verruͤckung entgegengeſtellter Bilder und
die bekannten prismatiſchen Erſcheinungen dadurch zu
beobachten; dann ſchiebe man zwey uͤber einander und
troͤpfle in jedes Tinte, nach und nach, ſo lange bis
endlich der Liquor undurchſichtig wird; nun ſchiebe
man die beyden Keile aus einander, und jeder fuͤr ſich
wird noch genugſam durchſcheinend ſeyn.
671.
Dieſelbe Operation mache man nunmehr mit far-
bigen Liquoren, und das Reſultat wird immer daſſelbe
bleiben, man mag ſich nur Einer Farbe in den beyden
Gefaͤßen oder zweyer bedienen. So lange die Fluͤſſig-
keiten nicht uͤberſaͤttigt ſind, wird man durch das Pa-
rallelepipedon recht gut hindurchſehen koͤnnen.
672.
Nun begreift man alſo wohl, warum Newton
wiederholt zu Anfang und zu Ende ſeines Perioden
auf geſaͤttigte und reiche Farben dringt. Damit man
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/695>, abgerufen am 23.11.2024.
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