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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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zwar dergestalt, daß man nicht recht weiß, was sie sa-
gen will; aber das Gewissen regt sich bey ihm, es ist
nur ein Uebergang zum Folgenden, wo er wieder alles
zurücknimmt, was er behauptet hat. Merke der Leser
auf, er wird den Verfasser bis zum Unglaublichen un-
verschämt finden.

648.

Denn wenn man diese Versuche macht, so muß man sich
bemühen das Licht soviel als möglich homogen zu erhalten.

649.

Wie es mit den Bemühungen, die prismatischen
farbigen Lichter homogener zu machen, als sie bey dem
einfachen Versuch im Spectrum erscheinen, haben wir
oben umständlich dargethan, und wir wiederholen es
nicht. Nur erinnere sich der Leser, daß Newton die
schwierigsten, ja gewissermaßen unmögliche Vorrichtun-
gen vorgeschrieben hat, um dieser beliebten Homogeni-
tät näher zu kommen. Nun bemerke man, daß er uns
die einfachen, einem jeden möglichen Versuche verdäch-
tig macht, indem er fortfährt:

650.

Denn wenn man Körper mit den gewöhnlichen prisma-
tischen Farben erleuchtet, so werden sie weder in ihrer eige-
nen Tageslichts-Farbe, noch in der Farbe erscheinen, die man
auf sie wirft, sondern in einer gewissen Mittelfarbe zwischen
beyden, wie ich durch Erfahrung gefunden habe.

zwar dergeſtalt, daß man nicht recht weiß, was ſie ſa-
gen will; aber das Gewiſſen regt ſich bey ihm, es iſt
nur ein Uebergang zum Folgenden, wo er wieder alles
zuruͤcknimmt, was er behauptet hat. Merke der Leſer
auf, er wird den Verfaſſer bis zum Unglaublichen un-
verſchaͤmt finden.

648.

Denn wenn man dieſe Verſuche macht, ſo muß man ſich
bemuͤhen das Licht ſoviel als moͤglich homogen zu erhalten.

649.

Wie es mit den Bemuͤhungen, die prismatiſchen
farbigen Lichter homogener zu machen, als ſie bey dem
einfachen Verſuch im Spectrum erſcheinen, haben wir
oben umſtaͤndlich dargethan, und wir wiederholen es
nicht. Nur erinnere ſich der Leſer, daß Newton die
ſchwierigſten, ja gewiſſermaßen unmoͤgliche Vorrichtun-
gen vorgeſchrieben hat, um dieſer beliebten Homogeni-
taͤt naͤher zu kommen. Nun bemerke man, daß er uns
die einfachen, einem jeden moͤglichen Verſuche verdaͤch-
tig macht, indem er fortfaͤhrt:

650.

Denn wenn man Koͤrper mit den gewoͤhnlichen prisma-
tiſchen Farben erleuchtet, ſo werden ſie weder in ihrer eige-
nen Tageslichts-Farbe, noch in der Farbe erſcheinen, die man
auf ſie wirft, ſondern in einer gewiſſen Mittelfarbe zwiſchen
beyden, wie ich durch Erfahrung gefunden habe.

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[633/0687] zwar dergeſtalt, daß man nicht recht weiß, was ſie ſa- gen will; aber das Gewiſſen regt ſich bey ihm, es iſt nur ein Uebergang zum Folgenden, wo er wieder alles zuruͤcknimmt, was er behauptet hat. Merke der Leſer auf, er wird den Verfaſſer bis zum Unglaublichen un- verſchaͤmt finden. 648. Denn wenn man dieſe Verſuche macht, ſo muß man ſich bemuͤhen das Licht ſoviel als moͤglich homogen zu erhalten. 649. Wie es mit den Bemuͤhungen, die prismatiſchen farbigen Lichter homogener zu machen, als ſie bey dem einfachen Verſuch im Spectrum erſcheinen, haben wir oben umſtaͤndlich dargethan, und wir wiederholen es nicht. Nur erinnere ſich der Leſer, daß Newton die ſchwierigſten, ja gewiſſermaßen unmoͤgliche Vorrichtun- gen vorgeſchrieben hat, um dieſer beliebten Homogeni- taͤt naͤher zu kommen. Nun bemerke man, daß er uns die einfachen, einem jeden moͤglichen Verſuche verdaͤch- tig macht, indem er fortfaͤhrt: 650. Denn wenn man Koͤrper mit den gewoͤhnlichen prisma- tiſchen Farben erleuchtet, ſo werden ſie weder in ihrer eige- nen Tageslichts-Farbe, noch in der Farbe erſcheinen, die man auf ſie wirft, ſondern in einer gewiſſen Mittelfarbe zwiſchen beyden, wie ich durch Erfahrung gefunden habe.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/687>, abgerufen am 23.11.2024.