das durch Verrückung des hellen Bildes hervorge- brachte Spectrum kann weder für sich allein, noch durch ein zweytes gleiches Bild neutralisirt werden; wie sich kürzlich darthun läßt. Man bringe das zweyte Spectrum von oben herein über das erste; das Gelb- rothe mit dem Blaurothen verbunden bringt den Pur- pur hervor; das Gelbrothe mit dem Blauen verbunden sollte eine farblose Stelle hervorbringen: weil aber das Blaue schon meistens auf das Grüne verwandt ist, und das Ueberbliebene schon vom Violetten participirt; so wird keine entschiedene Neutralisation möglich. Das Gelbrothe über das Grüne geführt, hebt dieses auch nicht auf, weil es allenfalls nur dem darin enthalte- nen Blauen widerstrebt, von dem Gelben aber secun- dirt wird. Daß das Gelbrothe auf Gelb und Gelb- roth geführt, nur noch mächtiger werde, versteht sich von selbst. Und hieraus ist also vollkommen klar, in wiefern zwey solche vollendete Spectra sich zusammen verhalten, wenn man sie theilweise oder im Ganzen übereinander bringt.
556.
Will man aber in einem solchen vollendeten Spec- txum die Mitte, d. h. das Grüne aufheben, so wird dieß bloß dadurch möglich, daß man erst durch zwey Prismen vollendete Spectra hervorbringt, durch Ver- einigung von dem Gelbrothen des einen mit dem Vio- letten des andern einen Purpur darstellt, und diesen nunmehr mit dem Grünen eines dritten vollendeten
das durch Verruͤckung des hellen Bildes hervorge- brachte Spectrum kann weder fuͤr ſich allein, noch durch ein zweytes gleiches Bild neutraliſirt werden; wie ſich kuͤrzlich darthun laͤßt. Man bringe das zweyte Spectrum von oben herein uͤber das erſte; das Gelb- rothe mit dem Blaurothen verbunden bringt den Pur- pur hervor; das Gelbrothe mit dem Blauen verbunden ſollte eine farbloſe Stelle hervorbringen: weil aber das Blaue ſchon meiſtens auf das Gruͤne verwandt iſt, und das Ueberbliebene ſchon vom Violetten participirt; ſo wird keine entſchiedene Neutraliſation moͤglich. Das Gelbrothe uͤber das Gruͤne gefuͤhrt, hebt dieſes auch nicht auf, weil es allenfalls nur dem darin enthalte- nen Blauen widerſtrebt, von dem Gelben aber ſecun- dirt wird. Daß das Gelbrothe auf Gelb und Gelb- roth gefuͤhrt, nur noch maͤchtiger werde, verſteht ſich von ſelbſt. Und hieraus iſt alſo vollkommen klar, in wiefern zwey ſolche vollendete Spectra ſich zuſammen verhalten, wenn man ſie theilweiſe oder im Ganzen uͤbereinander bringt.
556.
Will man aber in einem ſolchen vollendeten Spec- txum die Mitte, d. h. das Gruͤne aufheben, ſo wird dieß bloß dadurch moͤglich, daß man erſt durch zwey Prismen vollendete Spectra hervorbringt, durch Ver- einigung von dem Gelbrothen des einen mit dem Vio- letten des andern einen Purpur darſtellt, und dieſen nunmehr mit dem Gruͤnen eines dritten vollendeten
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das durch Verruͤckung des hellen Bildes hervorge-
brachte Spectrum kann weder fuͤr ſich allein, noch
durch ein zweytes gleiches Bild neutraliſirt werden;
wie ſich kuͤrzlich darthun laͤßt. Man bringe das zweyte
Spectrum von oben herein uͤber das erſte; das Gelb-
rothe mit dem Blaurothen verbunden bringt den Pur-
pur hervor; das Gelbrothe mit dem Blauen verbunden
ſollte eine farbloſe Stelle hervorbringen: weil aber
das Blaue ſchon meiſtens auf das Gruͤne verwandt iſt,
und das Ueberbliebene ſchon vom Violetten participirt;
ſo wird keine entſchiedene Neutraliſation moͤglich. Das
Gelbrothe uͤber das Gruͤne gefuͤhrt, hebt dieſes auch
nicht auf, weil es allenfalls nur dem darin enthalte-
nen Blauen widerſtrebt, von dem Gelben aber ſecun-
dirt wird. Daß das Gelbrothe auf Gelb und Gelb-
roth gefuͤhrt, nur noch maͤchtiger werde, verſteht ſich
von ſelbſt. Und hieraus iſt alſo vollkommen klar, in
wiefern zwey ſolche vollendete Spectra ſich zuſammen
verhalten, wenn man ſie theilweiſe oder im Ganzen
uͤbereinander bringt.
556.
Will man aber in einem ſolchen vollendeten Spec-
txum die Mitte, d. h. das Gruͤne aufheben, ſo wird
dieß bloß dadurch moͤglich, daß man erſt durch zwey
Prismen vollendete Spectra hervorbringt, durch Ver-
einigung von dem Gelbrothen des einen mit dem Vio-
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/654>, abgerufen am 23.11.2024.
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