Das Weiße und alle graue Farben, zwischen Weiß und Schwarz, können aus Farben zusammenge- setzt werden, und die Weiße des Sonnenlichts ist zusammengesetzt aus allen Urfarben (primary) in gehörigem Verhältniß vereinigt.
509.
Wie es sich mit dem ersten verhalte, haben wir in den Capiteln der realen und scheinbaren Mischung genugsam dargelegt; und die zweyte Hälfte der Pro- position wissen unsre Leser auch zu schätzen. Wir wol- len jedoch sehen, wie er das Vorgebrachte zu bewei- sen gedenkt.
Neunter Versuch.
510.
Die Sonne schien in eine dunkle Kammer durch eine kleine runde Oeffnung in dem Fensterladen, und warf das gefärbte Bild auf die entgegengesetzte Wand. Ich hielt ein weißes Papier an die Seite, auf die Art, daß es durch das vom Bild zurückgeworfene Licht erleuchtet wurde, ohne einen Theil des Lichtes auf seinem Wege vom Prisma zum Spec- trum aufzufangen; und ich fand, wenn man das Papier
Fuͤnfte Propoſition. Viertes Theorem.
Das Weiße und alle graue Farben, zwiſchen Weiß und Schwarz, koͤnnen aus Farben zuſammenge- ſetzt werden, und die Weiße des Sonnenlichts iſt zuſammengeſetzt aus allen Urfarben (primary) in gehoͤrigem Verhaͤltniß vereinigt.
509.
Wie es ſich mit dem erſten verhalte, haben wir in den Capiteln der realen und ſcheinbaren Miſchung genugſam dargelegt; und die zweyte Haͤlfte der Pro- poſition wiſſen unſre Leſer auch zu ſchaͤtzen. Wir wol- len jedoch ſehen, wie er das Vorgebrachte zu bewei- ſen gedenkt.
Neunter Verſuch.
510.
Die Sonne ſchien in eine dunkle Kammer durch eine kleine runde Oeffnung in dem Fenſterladen, und warf das gefaͤrbte Bild auf die entgegengeſetzte Wand. Ich hielt ein weißes Papier an die Seite, auf die Art, daß es durch das vom Bild zuruͤckgeworfene Licht erleuchtet wurde, ohne einen Theil des Lichtes auf ſeinem Wege vom Prisma zum Spec- trum aufzufangen; und ich fand, wenn man das Papier
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Fuͤnfte Propoſition. Viertes Theorem.
Das Weiße und alle graue Farben, zwiſchen Weiß
und Schwarz, koͤnnen aus Farben zuſammenge-
ſetzt werden, und die Weiße des Sonnenlichts iſt
zuſammengeſetzt aus allen Urfarben (primary)
in gehoͤrigem Verhaͤltniß vereinigt.
509.
Wie es ſich mit dem erſten verhalte, haben wir
in den Capiteln der realen und ſcheinbaren Miſchung
genugſam dargelegt; und die zweyte Haͤlfte der Pro-
poſition wiſſen unſre Leſer auch zu ſchaͤtzen. Wir wol-
len jedoch ſehen, wie er das Vorgebrachte zu bewei-
ſen gedenkt.
Neunter Verſuch.
510.
Die Sonne ſchien in eine dunkle Kammer durch eine
kleine runde Oeffnung in dem Fenſterladen, und warf das
gefaͤrbte Bild auf die entgegengeſetzte Wand. Ich hielt ein
weißes Papier an die Seite, auf die Art, daß es durch das
vom Bild zuruͤckgeworfene Licht erleuchtet wurde, ohne einen
Theil des Lichtes auf ſeinem Wege vom Prisma zum Spec-
trum aufzufangen; und ich fand, wenn man das Papier
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/634>, abgerufen am 11.05.2024.
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