barkeit, indem man das unbestimmte, schon von Gri- maldi, Rizzetti, Newton selbst und andern gebrauchte Wort Zerstreuen hier in einem ganz eigenen Sinne anwendete, und, so ungeschickt es auch war, der neu bekannt gewordenen Erscheinung anpaßte, ihm ein gro- ßes Gewicht gab, und eine Lehre durch Redensarten rettete, die eigentlich nur aus Redensarten bestand.
473.
Uebergehen wir nun die bey dieser Gelegenheit vorgebrachten Messungen und Berechnungen, welche schon von der physischen und mathematischen Welt für falsch erklärt worden, so übersetzen und beleuchten wir doch die Schlußrede, welche den Uebergang zu neuen Kunststücken macht, durch die wir nicht ins Licht, son- dern hinter das Licht geführt werden sollen. Denn also spricht der Verfasser:
474.
Nimmt man nun diese Theoreme in die Optik auf,
475.
Es ist sehr wunderbar, daß er diese Empfehlung gerade an einer Stelle anbringt, welche nun schon durchaus für falsch anerkannt ist.
476.
so hätte man Stoff genug, diese Wissenschaft weitläuftig (voluminously) nach einer neuen Manier zu behandeln, nicht
barkeit, indem man das unbeſtimmte, ſchon von Gri- maldi, Rizzetti, Newton ſelbſt und andern gebrauchte Wort Zerſtreuen hier in einem ganz eigenen Sinne anwendete, und, ſo ungeſchickt es auch war, der neu bekannt gewordenen Erſcheinung anpaßte, ihm ein gro- ßes Gewicht gab, und eine Lehre durch Redensarten rettete, die eigentlich nur aus Redensarten beſtand.
473.
Uebergehen wir nun die bey dieſer Gelegenheit vorgebrachten Meſſungen und Berechnungen, welche ſchon von der phyſiſchen und mathematiſchen Welt fuͤr falſch erklaͤrt worden, ſo uͤberſetzen und beleuchten wir doch die Schlußrede, welche den Uebergang zu neuen Kunſtſtuͤcken macht, durch die wir nicht ins Licht, ſon- dern hinter das Licht gefuͤhrt werden ſollen. Denn alſo ſpricht der Verfaſſer:
474.
Nimmt man nun dieſe Theoreme in die Optik auf,
475.
Es iſt ſehr wunderbar, daß er dieſe Empfehlung gerade an einer Stelle anbringt, welche nun ſchon durchaus fuͤr falſch anerkannt iſt.
476.
ſo haͤtte man Stoff genug, dieſe Wiſſenſchaft weitlaͤuftig (voluminously) nach einer neuen Manier zu behandeln, nicht
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[568/0622]
barkeit, indem man das unbeſtimmte, ſchon von Gri-
maldi, Rizzetti, Newton ſelbſt und andern gebrauchte
Wort Zerſtreuen hier in einem ganz eigenen Sinne
anwendete, und, ſo ungeſchickt es auch war, der neu
bekannt gewordenen Erſcheinung anpaßte, ihm ein gro-
ßes Gewicht gab, und eine Lehre durch Redensarten
rettete, die eigentlich nur aus Redensarten beſtand.
473.
Uebergehen wir nun die bey dieſer Gelegenheit
vorgebrachten Meſſungen und Berechnungen, welche
ſchon von der phyſiſchen und mathematiſchen Welt fuͤr
falſch erklaͤrt worden, ſo uͤberſetzen und beleuchten wir
doch die Schlußrede, welche den Uebergang zu neuen
Kunſtſtuͤcken macht, durch die wir nicht ins Licht, ſon-
dern hinter das Licht gefuͤhrt werden ſollen. Denn
alſo ſpricht der Verfaſſer:
474.
Nimmt man nun dieſe Theoreme in die Optik auf,
475.
Es iſt ſehr wunderbar, daß er dieſe Empfehlung
gerade an einer Stelle anbringt, welche nun ſchon
durchaus fuͤr falſch anerkannt iſt.
476.
ſo haͤtte man Stoff genug, dieſe Wiſſenſchaft weitlaͤuftig
(voluminously) nach einer neuen Manier zu behandeln, nicht
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 568. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/622>, abgerufen am 22.12.2024.
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