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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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13.

Die Netzhaut befindet sich bey dem, was wir sehen
heißen, zu gleicher Zeit in verschiedenen, ja in entgegen-
gesetzten Zuständen. Das höchste nicht blendende Helle
wirkt neben dem völlig Dunkeln. Zugleich werden wir
alle Mittelstufen des Helldunkeln und alle Farbenbestim-
mungen gewahr.

14.

Wir wollen gedachte Elemente der sichtbaren Welt
nach und nach betrachten und bemerken, wie sich das
Organ gegen dieselben verhalte, und zu diesem Zweck
die einfachsten Bilder vornehmen.


II.
Schwarze und weiße Bilder zum Auge.

15.

Wie sich die Netzhaut gegen Hell und Dunkel über-
haupt verhält, so verhält sie sich auch gegen dunkle und
helle einzelne Gegenstände. Wenn Licht und Finsterniß
ihr im Ganzen verschiedene Stimmungen geben; so wer-
den schwarze und weiße Bilder, die zu gleicher Zeit ins
Auge fallen, diejenigen Zustände neben einander bewirken,
welche durch Licht und Finsterniß in einer Folge hervor-
gebracht wurden.

13.

Die Netzhaut befindet ſich bey dem, was wir ſehen
heißen, zu gleicher Zeit in verſchiedenen, ja in entgegen-
geſetzten Zuſtaͤnden. Das hoͤchſte nicht blendende Helle
wirkt neben dem voͤllig Dunkeln. Zugleich werden wir
alle Mittelſtufen des Helldunkeln und alle Farbenbeſtim-
mungen gewahr.

14.

Wir wollen gedachte Elemente der ſichtbaren Welt
nach und nach betrachten und bemerken, wie ſich das
Organ gegen dieſelben verhalte, und zu dieſem Zweck
die einfachſten Bilder vornehmen.


II.
Schwarze und weiße Bilder zum Auge.

15.

Wie ſich die Netzhaut gegen Hell und Dunkel uͤber-
haupt verhaͤlt, ſo verhaͤlt ſie ſich auch gegen dunkle und
helle einzelne Gegenſtaͤnde. Wenn Licht und Finſterniß
ihr im Ganzen verſchiedene Stimmungen geben; ſo wer-
den ſchwarze und weiße Bilder, die zu gleicher Zeit ins
Auge fallen, diejenigen Zuſtaͤnde neben einander bewirken,
welche durch Licht und Finſterniß in einer Folge hervor-
gebracht wurden.

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[5/0059] 13. Die Netzhaut befindet ſich bey dem, was wir ſehen heißen, zu gleicher Zeit in verſchiedenen, ja in entgegen- geſetzten Zuſtaͤnden. Das hoͤchſte nicht blendende Helle wirkt neben dem voͤllig Dunkeln. Zugleich werden wir alle Mittelſtufen des Helldunkeln und alle Farbenbeſtim- mungen gewahr. 14. Wir wollen gedachte Elemente der ſichtbaren Welt nach und nach betrachten und bemerken, wie ſich das Organ gegen dieſelben verhalte, und zu dieſem Zweck die einfachſten Bilder vornehmen. II. Schwarze und weiße Bilder zum Auge. 15. Wie ſich die Netzhaut gegen Hell und Dunkel uͤber- haupt verhaͤlt, ſo verhaͤlt ſie ſich auch gegen dunkle und helle einzelne Gegenſtaͤnde. Wenn Licht und Finſterniß ihr im Ganzen verſchiedene Stimmungen geben; ſo wer- den ſchwarze und weiße Bilder, die zu gleicher Zeit ins Auge fallen, diejenigen Zuſtaͤnde neben einander bewirken, welche durch Licht und Finſterniß in einer Folge hervor- gebracht wurden.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/59>, abgerufen am 27.04.2024.