Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite
Recapitulation
der acht ersten Versuche
.

187.

Da wir nunmehr auf einen Punct unserer polemi-
schen Wanderung gekommen sind, wo es vortheilhaft
seyn möchte, still zu stehen, und sich umzuschauen nach
dem Weg, welchen wir zurückgelegt haben; so wollen
wir das bisherige zusammenfassen und mit wenigen
Worten die Resultate darstellen.

188.

Newtons bekannte, von andern und uns bis zum
Ueberdruß wiederholte Lehre soll durch jene acht Ver-
suche bewiesen seyn. Und gewiß, was zu thun war,
hat er gethan: denn im folgenden findet sich wenig
Neues; vielmehr sucht er nur von andern Seiten
her seine Argumente zu bekräftigen. Er vermannigfal-
tigt die Experimente und nöthigt ihnen immer neue
Bedingungen auf. Aus dem schon Abgehandelten
zieht er Folgerungen, ja er geht polemisch gegen An-
dersgesinnte zu Werke. Doch immer dreht er sich nur
in einem engen Kreise und stellt seinen kümmerlichen
Hausrath bald so, bald so zurechte. Kennen wir den
Werth der hinter uns liegenden acht Experimente, so
ist uns in dem Folgenden weniges mehr fremd. Daher
kommt es auch, daß die Ueberlieferung der Newtoni-

Recapitulation
der acht erſten Verſuche
.

187.

Da wir nunmehr auf einen Punct unſerer polemi-
ſchen Wanderung gekommen ſind, wo es vortheilhaft
ſeyn moͤchte, ſtill zu ſtehen, und ſich umzuſchauen nach
dem Weg, welchen wir zuruͤckgelegt haben; ſo wollen
wir das bisherige zuſammenfaſſen und mit wenigen
Worten die Reſultate darſtellen.

188.

Newtons bekannte, von andern und uns bis zum
Ueberdruß wiederholte Lehre ſoll durch jene acht Ver-
ſuche bewieſen ſeyn. Und gewiß, was zu thun war,
hat er gethan: denn im folgenden findet ſich wenig
Neues; vielmehr ſucht er nur von andern Seiten
her ſeine Argumente zu bekraͤftigen. Er vermannigfal-
tigt die Experimente und noͤthigt ihnen immer neue
Bedingungen auf. Aus dem ſchon Abgehandelten
zieht er Folgerungen, ja er geht polemiſch gegen An-
dersgeſinnte zu Werke. Doch immer dreht er ſich nur
in einem engen Kreiſe und ſtellt ſeinen kuͤmmerlichen
Hausrath bald ſo, bald ſo zurechte. Kennen wir den
Werth der hinter uns liegenden acht Experimente, ſo
iſt uns in dem Folgenden weniges mehr fremd. Daher
kommt es auch, daß die Ueberlieferung der Newtoni-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0517" n="463"/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#g">Recapitulation<lb/>
der acht er&#x017F;ten Ver&#x017F;uche</hi>.</head><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
              <div n="5">
                <head>187.</head><lb/>
                <p>Da wir nunmehr auf einen Punct un&#x017F;erer polemi-<lb/>
&#x017F;chen Wanderung gekommen &#x017F;ind, wo es vortheilhaft<lb/>
&#x017F;eyn mo&#x0364;chte, &#x017F;till zu &#x017F;tehen, und &#x017F;ich umzu&#x017F;chauen nach<lb/>
dem Weg, welchen wir zuru&#x0364;ckgelegt haben; &#x017F;o wollen<lb/>
wir das bisherige zu&#x017F;ammenfa&#x017F;&#x017F;en und mit wenigen<lb/>
Worten die Re&#x017F;ultate dar&#x017F;tellen.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>188.</head><lb/>
                <p>Newtons bekannte, von andern und uns bis zum<lb/>
Ueberdruß wiederholte Lehre &#x017F;oll durch jene acht Ver-<lb/>
&#x017F;uche bewie&#x017F;en &#x017F;eyn. Und gewiß, was zu thun war,<lb/>
hat er gethan: denn im folgenden findet &#x017F;ich wenig<lb/>
Neues; vielmehr &#x017F;ucht er nur von andern Seiten<lb/>
her &#x017F;eine Argumente zu bekra&#x0364;ftigen. Er vermannigfal-<lb/>
tigt die Experimente und no&#x0364;thigt ihnen immer neue<lb/>
Bedingungen auf. Aus dem &#x017F;chon Abgehandelten<lb/>
zieht er Folgerungen, ja er geht polemi&#x017F;ch gegen An-<lb/>
dersge&#x017F;innte zu Werke. Doch immer dreht er &#x017F;ich nur<lb/>
in einem engen Krei&#x017F;e und &#x017F;tellt &#x017F;einen ku&#x0364;mmerlichen<lb/>
Hausrath bald &#x017F;o, bald &#x017F;o zurechte. Kennen wir den<lb/>
Werth der hinter uns liegenden acht Experimente, &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t uns in dem Folgenden weniges mehr fremd. Daher<lb/>
kommt es auch, daß die Ueberlieferung der Newtoni-<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[463/0517] Recapitulation der acht erſten Verſuche. 187. Da wir nunmehr auf einen Punct unſerer polemi- ſchen Wanderung gekommen ſind, wo es vortheilhaft ſeyn moͤchte, ſtill zu ſtehen, und ſich umzuſchauen nach dem Weg, welchen wir zuruͤckgelegt haben; ſo wollen wir das bisherige zuſammenfaſſen und mit wenigen Worten die Reſultate darſtellen. 188. Newtons bekannte, von andern und uns bis zum Ueberdruß wiederholte Lehre ſoll durch jene acht Ver- ſuche bewieſen ſeyn. Und gewiß, was zu thun war, hat er gethan: denn im folgenden findet ſich wenig Neues; vielmehr ſucht er nur von andern Seiten her ſeine Argumente zu bekraͤftigen. Er vermannigfal- tigt die Experimente und noͤthigt ihnen immer neue Bedingungen auf. Aus dem ſchon Abgehandelten zieht er Folgerungen, ja er geht polemiſch gegen An- dersgeſinnte zu Werke. Doch immer dreht er ſich nur in einem engen Kreiſe und ſtellt ſeinen kuͤmmerlichen Hausrath bald ſo, bald ſo zurechte. Kennen wir den Werth der hinter uns liegenden acht Experimente, ſo iſt uns in dem Folgenden weniges mehr fremd. Daher kommt es auch, daß die Ueberlieferung der Newtoni-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/517
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/517>, abgerufen am 03.12.2024.