von der Erde sich umgeben befindet, zeigt sich mei- stentheils weiß.
619.
Die im Finstern aus Saamen erzogenen Pflanzen sind weiß oder ins Gelbe ziehend. Das Licht hinge- gen, indem es auf ihre Farben wirkt, wirkt zugleich auf ihre Form.
620.
Die Pflanzen, die im Finstern wachsen, setzen sich von Knoten zu Knoten zwar lange fort; aber die Stengel zwischen zwey Knoten sind länger als billig; keine Seitenzweige werden erzeugt und die Metamor- phose der Pflanzen hat nicht statt.
621.
Das Licht versetzt sie dagegen sogleich in einen thätigen Zustand, die Pflanze erscheint grün und der Gang der Metamorphose bis zur Begattung geht un- aufhaltsam fort.
622.
Wir wissen, daß die Stengelblätter nur Vorberei- tungen und Vorbedeutungen auf die Blumen- und Fruchtwerkzeuge sind; und so kann man in den Sten- gelblättern schon Farben sehen, die von weiten auf die Blume hindeuten, wie bey den Amaranthen der Fall ist.
623.
Es gibt weiße Blumen, deren Blätter sich zur größten Reinheit durchgearbeitet haben; aber auch far-
von der Erde ſich umgeben befindet, zeigt ſich mei- ſtentheils weiß.
619.
Die im Finſtern aus Saamen erzogenen Pflanzen ſind weiß oder ins Gelbe ziehend. Das Licht hinge- gen, indem es auf ihre Farben wirkt, wirkt zugleich auf ihre Form.
620.
Die Pflanzen, die im Finſtern wachſen, ſetzen ſich von Knoten zu Knoten zwar lange fort; aber die Stengel zwiſchen zwey Knoten ſind laͤnger als billig; keine Seitenzweige werden erzeugt und die Metamor- phoſe der Pflanzen hat nicht ſtatt.
621.
Das Licht verſetzt ſie dagegen ſogleich in einen thaͤtigen Zuſtand, die Pflanze erſcheint gruͤn und der Gang der Metamorphoſe bis zur Begattung geht un- aufhaltſam fort.
622.
Wir wiſſen, daß die Stengelblaͤtter nur Vorberei- tungen und Vorbedeutungen auf die Blumen- und Fruchtwerkzeuge ſind; und ſo kann man in den Sten- gelblaͤttern ſchon Farben ſehen, die von weiten auf die Blume hindeuten, wie bey den Amaranthen der Fall iſt.
623.
Es gibt weiße Blumen, deren Blaͤtter ſich zur groͤßten Reinheit durchgearbeitet haben; aber auch far-
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von der Erde ſich umgeben befindet, zeigt ſich mei-
ſtentheils weiß.
619.
Die im Finſtern aus Saamen erzogenen Pflanzen
ſind weiß oder ins Gelbe ziehend. Das Licht hinge-
gen, indem es auf ihre Farben wirkt, wirkt zugleich
auf ihre Form.
620.
Die Pflanzen, die im Finſtern wachſen, ſetzen
ſich von Knoten zu Knoten zwar lange fort; aber die
Stengel zwiſchen zwey Knoten ſind laͤnger als billig;
keine Seitenzweige werden erzeugt und die Metamor-
phoſe der Pflanzen hat nicht ſtatt.
621.
Das Licht verſetzt ſie dagegen ſogleich in einen
thaͤtigen Zuſtand, die Pflanze erſcheint gruͤn und der
Gang der Metamorphoſe bis zur Begattung geht un-
aufhaltſam fort.
622.
Wir wiſſen, daß die Stengelblaͤtter nur Vorberei-
tungen und Vorbedeutungen auf die Blumen- und
Fruchtwerkzeuge ſind; und ſo kann man in den Sten-
gelblaͤttern ſchon Farben ſehen, die von weiten auf
die Blume hindeuten, wie bey den Amaranthen der
Fall iſt.
623.
Es gibt weiße Blumen, deren Blaͤtter ſich zur
groͤßten Reinheit durchgearbeitet haben; aber auch far-
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/285>, abgerufen am 11.05.2024.
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