nen, das dunkelblaue von einer Seite wenigstens zu verlieren scheint; so wird man, wenn man die Pappe umkehrt, so daß der weiße Theil sich oben, der schwarze sich unten befindet, das umgekehrte Phänomen erblicken.
281.
Denn da nunmehr die homogenen Ränder und Säume an den blauen Vierecken oben und unten ent- stehen; so scheinen diese vergrößert, ja ein Theil der Bilder selbst schöner gefärbt, und nur eine genaue Be- obachtung wird die Ränder und Säume von der Far- be der Fläche selbst unterscheiden lehren.
282.
Das gelbe und rothe dagegen werden in dieser Stellung der Tafel von den heterogenen Rändern ein- geschränkt und die Wirkung der Localfarbe verkümmert. Der obere blaue Rand ist an beyden fast gar nicht sicht- bar. Der violette Saum zeigt sich als ein schönes Pfirsichblüth auf dem rothen, als ein sehr blasses auf dem gelben; die beyden untern Ränder sind grün; an dem rothen schmutzig, lebhaft an dem gelben; den violetten Saum bemerkt man unter dem rothen wenig, mehr unter dem gelben.
283.
Ein jeder Naturfreund mache sich zur Pflicht, mit allen den vorgetragenen Erscheinungen genau bekannt zu werden, und halte es nicht für lästig, ein einziges Phänomen durch so manche bedingende Umstände durch- zuführen. Ja diese Erfahrungen lassen sich noch ins
nen, das dunkelblaue von einer Seite wenigſtens zu verlieren ſcheint; ſo wird man, wenn man die Pappe umkehrt, ſo daß der weiße Theil ſich oben, der ſchwarze ſich unten befindet, das umgekehrte Phaͤnomen erblicken.
281.
Denn da nunmehr die homogenen Raͤnder und Saͤume an den blauen Vierecken oben und unten ent- ſtehen; ſo ſcheinen dieſe vergroͤßert, ja ein Theil der Bilder ſelbſt ſchoͤner gefaͤrbt, und nur eine genaue Be- obachtung wird die Raͤnder und Saͤume von der Far- be der Flaͤche ſelbſt unterſcheiden lehren.
282.
Das gelbe und rothe dagegen werden in dieſer Stellung der Tafel von den heterogenen Raͤndern ein- geſchraͤnkt und die Wirkung der Localfarbe verkuͤmmert. Der obere blaue Rand iſt an beyden faſt gar nicht ſicht- bar. Der violette Saum zeigt ſich als ein ſchoͤnes Pfirſichbluͤth auf dem rothen, als ein ſehr blaſſes auf dem gelben; die beyden untern Raͤnder ſind gruͤn; an dem rothen ſchmutzig, lebhaft an dem gelben; den violetten Saum bemerkt man unter dem rothen wenig, mehr unter dem gelben.
283.
Ein jeder Naturfreund mache ſich zur Pflicht, mit allen den vorgetragenen Erſcheinungen genau bekannt zu werden, und halte es nicht fuͤr laͤſtig, ein einziges Phaͤnomen durch ſo manche bedingende Umſtaͤnde durch- zufuͤhren. Ja dieſe Erfahrungen laſſen ſich noch ins
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[106/0160]
nen, das dunkelblaue von einer Seite wenigſtens zu
verlieren ſcheint; ſo wird man, wenn man die Pappe
umkehrt, ſo daß der weiße Theil ſich oben, der ſchwarze
ſich unten befindet, das umgekehrte Phaͤnomen erblicken.
281.
Denn da nunmehr die homogenen Raͤnder und
Saͤume an den blauen Vierecken oben und unten ent-
ſtehen; ſo ſcheinen dieſe vergroͤßert, ja ein Theil der
Bilder ſelbſt ſchoͤner gefaͤrbt, und nur eine genaue Be-
obachtung wird die Raͤnder und Saͤume von der Far-
be der Flaͤche ſelbſt unterſcheiden lehren.
282.
Das gelbe und rothe dagegen werden in dieſer
Stellung der Tafel von den heterogenen Raͤndern ein-
geſchraͤnkt und die Wirkung der Localfarbe verkuͤmmert.
Der obere blaue Rand iſt an beyden faſt gar nicht ſicht-
bar. Der violette Saum zeigt ſich als ein ſchoͤnes
Pfirſichbluͤth auf dem rothen, als ein ſehr blaſſes auf
dem gelben; die beyden untern Raͤnder ſind gruͤn; an
dem rothen ſchmutzig, lebhaft an dem gelben; den
violetten Saum bemerkt man unter dem rothen wenig,
mehr unter dem gelben.
283.
Ein jeder Naturfreund mache ſich zur Pflicht, mit
allen den vorgetragenen Erſcheinungen genau bekannt
zu werden, und halte es nicht fuͤr laͤſtig, ein einziges
Phaͤnomen durch ſo manche bedingende Umſtaͤnde durch-
zufuͤhren. Ja dieſe Erfahrungen laſſen ſich noch ins
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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/160>, abgerufen am 21.11.2024.
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