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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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152.

Wenn diese Wirkung auf die beschriebene Weise in
unserm Auge vorgeht und also subjectiv genannt wer-
den kann; so haben wir uns auch durch objective Er-
scheinungen von derselben noch mehr zu vergewissern.
Denn ein so gemäßigtes und getrübtes Licht wirft auch
auf die Gegenstände einen gelben, gelbrothen oder pur-
purnen Schein; und ob sich gleich die Wirkung der
Finsterniß durch das Trübe nicht eben so mächtig äußert;
so zeigt sich doch der blaue Himmel in der Camera ob-
scura ganz deutlich auf dem weißen Papier neben jeder
andern körperlichen Farbe.

153.

Wenn wir die Fälle durchgehn, unter welchen uns
dieses wichtige Grundphänomen erscheint, so erwähnen
wir billig zuerst der atmosphärischen Farben, deren
meiste hieher geordnet werden können.

154.

Die Sonne, durch einen gewissen Grad von Dün-
sten gesehen, zeigt sich mit einer gelblichen Scheibe.
Oft ist die Mitte noch blendend gelb, wenn sich die
Ränder schon roth zeigen. Beym Heerrauch, (wie 1794
auch im Norden der Fall war) und noch mehr bey der
Disposition der Atmosphäre, wenn in südlichen Gegen-
den der Scirocco herrscht, erscheint die Sonne rubin-
roth mit allen sie im letzten Falle gewöhnlich umgeben-
den Wolken, die alsdann jene Farbe im Wiederschein
zurückwerfen.

152.

Wenn dieſe Wirkung auf die beſchriebene Weiſe in
unſerm Auge vorgeht und alſo ſubjectiv genannt wer-
den kann; ſo haben wir uns auch durch objective Er-
ſcheinungen von derſelben noch mehr zu vergewiſſern.
Denn ein ſo gemaͤßigtes und getruͤbtes Licht wirft auch
auf die Gegenſtaͤnde einen gelben, gelbrothen oder pur-
purnen Schein; und ob ſich gleich die Wirkung der
Finſterniß durch das Truͤbe nicht eben ſo maͤchtig aͤußert;
ſo zeigt ſich doch der blaue Himmel in der Camera ob-
ſcura ganz deutlich auf dem weißen Papier neben jeder
andern koͤrperlichen Farbe.

153.

Wenn wir die Faͤlle durchgehn, unter welchen uns
dieſes wichtige Grundphaͤnomen erſcheint, ſo erwaͤhnen
wir billig zuerſt der atmoſphaͤriſchen Farben, deren
meiſte hieher geordnet werden koͤnnen.

154.

Die Sonne, durch einen gewiſſen Grad von Duͤn-
ſten geſehen, zeigt ſich mit einer gelblichen Scheibe.
Oft iſt die Mitte noch blendend gelb, wenn ſich die
Raͤnder ſchon roth zeigen. Beym Heerrauch, (wie 1794
auch im Norden der Fall war) und noch mehr bey der
Dispoſition der Atmoſphaͤre, wenn in ſuͤdlichen Gegen-
den der Scirocco herrſcht, erſcheint die Sonne rubin-
roth mit allen ſie im letzten Falle gewoͤhnlich umgeben-
den Wolken, die alsdann jene Farbe im Wiederſchein
zuruͤckwerfen.

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[58/0112] 152. Wenn dieſe Wirkung auf die beſchriebene Weiſe in unſerm Auge vorgeht und alſo ſubjectiv genannt wer- den kann; ſo haben wir uns auch durch objective Er- ſcheinungen von derſelben noch mehr zu vergewiſſern. Denn ein ſo gemaͤßigtes und getruͤbtes Licht wirft auch auf die Gegenſtaͤnde einen gelben, gelbrothen oder pur- purnen Schein; und ob ſich gleich die Wirkung der Finſterniß durch das Truͤbe nicht eben ſo maͤchtig aͤußert; ſo zeigt ſich doch der blaue Himmel in der Camera ob- ſcura ganz deutlich auf dem weißen Papier neben jeder andern koͤrperlichen Farbe. 153. Wenn wir die Faͤlle durchgehn, unter welchen uns dieſes wichtige Grundphaͤnomen erſcheint, ſo erwaͤhnen wir billig zuerſt der atmoſphaͤriſchen Farben, deren meiſte hieher geordnet werden koͤnnen. 154. Die Sonne, durch einen gewiſſen Grad von Duͤn- ſten geſehen, zeigt ſich mit einer gelblichen Scheibe. Oft iſt die Mitte noch blendend gelb, wenn ſich die Raͤnder ſchon roth zeigen. Beym Heerrauch, (wie 1794 auch im Norden der Fall war) und noch mehr bey der Dispoſition der Atmoſphaͤre, wenn in ſuͤdlichen Gegen- den der Scirocco herrſcht, erſcheint die Sonne rubin- roth mit allen ſie im letzten Falle gewoͤhnlich umgeben- den Wolken, die alsdann jene Farbe im Wiederſchein zuruͤckwerfen.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/112>, abgerufen am 21.11.2024.