Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.fühl des Westländers vielleicht nicht zusagen Das Buch Hafis. Wenn alle dieje- fühl des Westländers vielleicht nicht zusagen Das Buch Hafis. Wenn alle dieje- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0408" n="398"/> fühl des Westländers vielleicht nicht zusagen<lb/> möchte. Wir ergehen uns hoch und frey,<lb/> ohne zu Hyperbeln unsre Zuflucht zu neh-<lb/> men: denn wirklich nur eine reine, wohl-<lb/> gefühlte Poesie vermag allenfalls die eigent-<lb/> lichsten Vorzüge trefflicher Männer auszu-<lb/> sprechen, deren Vollkommenheiten man erst<lb/> recht empfindet, wenn sie dahin gegangen<lb/> sind; wenn ihre Eigenheiten uns nicht mehr<lb/> stören und das Eingreifende ihrer Wirkun-<lb/> gen uns noch täglich und stündlich vor<lb/> Augen tritt. Einen Theil dieser Schuld<lb/> hatte der Dichter vor kurzem, bey einem<lb/> herrlichen Feste in Allerhöchster Gegenwart,<lb/> das Glück nach seiner Weise gemüthlich<lb/> abzutragen.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Das Buch Hafis</hi>. Wenn alle dieje-<lb/> nigen, welche sich der arabischen und ver-<lb/> wandter Sprachen bedienen, schon als Poe-<lb/> ten geboren und erzogen werden, so kann<lb/> man sich denken daſs unter einer solchen<lb/> Nation vorzügliche Geister ohne Zahl her-<lb/> vorgehen. Wenn nun aber ein solches Volk<lb/> in fünfhundert Jahren nur sieben Dichtern<lb/> den ersten Rang zugesteht, so müssen wir<lb/> einen solchen Ausspruch zwar mit Ehrfurcht<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [398/0408]
fühl des Westländers vielleicht nicht zusagen
möchte. Wir ergehen uns hoch und frey,
ohne zu Hyperbeln unsre Zuflucht zu neh-
men: denn wirklich nur eine reine, wohl-
gefühlte Poesie vermag allenfalls die eigent-
lichsten Vorzüge trefflicher Männer auszu-
sprechen, deren Vollkommenheiten man erst
recht empfindet, wenn sie dahin gegangen
sind; wenn ihre Eigenheiten uns nicht mehr
stören und das Eingreifende ihrer Wirkun-
gen uns noch täglich und stündlich vor
Augen tritt. Einen Theil dieser Schuld
hatte der Dichter vor kurzem, bey einem
herrlichen Feste in Allerhöchster Gegenwart,
das Glück nach seiner Weise gemüthlich
abzutragen.
Das Buch Hafis. Wenn alle dieje-
nigen, welche sich der arabischen und ver-
wandter Sprachen bedienen, schon als Poe-
ten geboren und erzogen werden, so kann
man sich denken daſs unter einer solchen
Nation vorzügliche Geister ohne Zahl her-
vorgehen. Wenn nun aber ein solches Volk
in fünfhundert Jahren nur sieben Dichtern
den ersten Rang zugesteht, so müssen wir
einen solchen Ausspruch zwar mit Ehrfurcht
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