Es ist aber nicht die Religion die uns von jener Dichtkunst entfernt. Die Ein- heit Gottes, Ergebung in seinen Willen, Vermittlung durch einen Propheten, alles stimmt mehr oder weniger mit unserm Glau- ben, mit unserer Vorstellungsweise über- ein. Unsere heiligen Bücher liegen auch dort, ob nur gleich legendenweis, zum Grund.
In die Mährchen jener Gegend, Fabeln Parabeln, Anecdoten, Witz- und Scherz- reden sind wir längst eingeweiht. Auch ihre Mystik sollte uns ansprechen, sie ver- diente wenigstens, eines tiefen und gründ- lichen Ernstes wegen, mit der unsrigen verglichen zu werden, die in der neusten Zeit; genau betrachtet doch eigentlich nur eine charakter- und talentlose Sehnsucht ausdrückt; wie sie sich denn schon selbst parodirt, zeuge der Vers: Mir will ewiger Durst nur frommen Nach dem Durste.
Es ist aber nicht die Religion die uns von jener Dichtkunst entfernt. Die Ein- heit Gottes, Ergebung in seinen Willen, Vermittlung durch einen Propheten, alles stimmt mehr oder weniger mit unserm Glau- ben, mit unserer Vorstellungsweise über- ein. Unsere heiligen Bücher liegen auch dort, ob nur gleich legendenweis, zum Grund.
In die Mährchen jener Gegend, Fabeln Parabeln, Anecdoten, Witz- und Scherz- reden sind wir längst eingeweiht. Auch ihre Mystik sollte uns ansprechen, sie ver- diente wenigstens, eines tiefen und gründ- lichen Ernstes wegen, mit der unsrigen verglichen zu werden, die in der neusten Zeit; genau betrachtet doch eigentlich nur eine charakter- und talentlose Sehnsucht ausdrückt; wie sie sich denn schon selbst parodirt, zeuge der Vers: Mir will ewiger Durst nur frommen Nach dem Durste.
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Es ist aber nicht die Religion die uns
von jener Dichtkunst entfernt. Die Ein-
heit Gottes, Ergebung in seinen Willen,
Vermittlung durch einen Propheten, alles
stimmt mehr oder weniger mit unserm Glau-
ben, mit unserer Vorstellungsweise über-
ein. Unsere heiligen Bücher liegen auch
dort, ob nur gleich legendenweis, zum
Grund.
In die Mährchen jener Gegend, Fabeln
Parabeln, Anecdoten, Witz- und Scherz-
reden sind wir längst eingeweiht. Auch
ihre Mystik sollte uns ansprechen, sie ver-
diente wenigstens, eines tiefen und gründ-
lichen Ernstes wegen, mit der unsrigen
verglichen zu werden, die in der neusten
Zeit; genau betrachtet doch eigentlich nur
eine charakter- und talentlose Sehnsucht
ausdrückt; wie sie sich denn schon selbst
parodirt, zeuge der Vers:
Mir will ewiger Durst nur frommen
Nach dem Durste.
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Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/350>, abgerufen am 28.11.2024.
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