das in seinen Flotten auch ein Wünschhütlein besitzt, durch das die ganze Welt ihm zugänglich wird, und mit ihm dem unerschöpflichen Seckel, aus dem es immer- fort nur schöpft, und Silberströme gießt. Das schwere Gold, -- das immer in die Tiefe strebt und zieht, und in dem eine unendliche Trägheit wohnt, und durch In- fusion in den übergeht, der sich ihm ergiebt, -- hat die Poesie hier beflügelt, indem sie dem Metallkönig den leicht beschwingten, hebenden Federhut aufsetzt, und nun fliegt der neue Hermes leicht schwebend über Län- der und Völker hin, und wenn er den Stab schüttelt, dann umwinden die beiden Schlangen sich grimmig eng und fest, und unmuthig werfen sie die goldnen Kro- nen ab, und indem sie sich jedesmal von neuem häuten, wächst der goldne Schmuck ihnen immer wieder zu, unten aber fällt das Metall wie eine astralische Lehens- tinctur hinab, und die müden, matten, schmachtenden Herzen werden davon erquickt, und Lust und Freuden schießen überall in die Höhe, und die Menschen stellen sich in das fallende Tropfen wie in den Mayregen hin, um zu wachsen in Ansehen und Vermögen, und den herrlichen Balsam recht durch alle Poren einzusaugen. Am Ende aber erwürgen sie die Schlangen, um den Eyerstock zu allem dem Golde mit einemmal zu fin- den, und die ganze Glorie und das wonnenvolle Leben
das in ſeinen Flotten auch ein Wünſchhütlein beſitzt, durch das die ganze Welt ihm zugänglich wird, und mit ihm dem unerſchöpflichen Seckel, aus dem es immer- fort nur ſchöpft, und Silberſtröme gießt. Das ſchwere Gold, — das immer in die Tiefe ſtrebt und zieht, und in dem eine unendliche Trägheit wohnt, und durch In- fuſion in den übergeht, der ſich ihm ergiebt, — hat die Poeſie hier beflügelt, indem ſie dem Metallkönig den leicht beſchwingten, hebenden Federhut aufſetzt, und nun fliegt der neue Hermes leicht ſchwebend über Län- der und Völker hin, und wenn er den Stab ſchüttelt, dann umwinden die beiden Schlangen ſich grimmig eng und feſt, und unmuthig werfen ſie die goldnen Kro- nen ab, und indem ſie ſich jedesmal von neuem häuten, wächſt der goldne Schmuck ihnen immer wieder zu, unten aber fällt das Metall wie eine aſtraliſche Lehens- tinctur hinab, und die müden, matten, ſchmachtenden Herzen werden davon erquickt, und Luſt und Freuden ſchießen überall in die Höhe, und die Menſchen ſtellen ſich in das fallende Tropfen wie in den Mayregen hin, um zu wachſen in Anſehen und Vermögen, und den herrlichen Balſam recht durch alle Poren einzuſaugen. Am Ende aber erwürgen ſie die Schlangen, um den Eyerſtock zu allem dem Golde mit einemmal zu fin- den, und die ganze Glorie und das wonnenvolle Leben
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das in ſeinen Flotten auch ein Wünſchhütlein beſitzt,
durch das die ganze Welt ihm zugänglich wird, und
mit ihm dem unerſchöpflichen Seckel, aus dem es immer-
fort nur ſchöpft, und Silberſtröme gießt. Das ſchwere
Gold, — das immer in die Tiefe ſtrebt und zieht, und
in dem eine unendliche Trägheit wohnt, und durch In-
fuſion in den übergeht, der ſich ihm ergiebt, — hat die
Poeſie hier beflügelt, indem ſie dem Metallkönig den
leicht beſchwingten, hebenden Federhut aufſetzt, und
nun fliegt der neue Hermes leicht ſchwebend über Län-
der und Völker hin, und wenn er den Stab ſchüttelt,
dann umwinden die beiden Schlangen ſich grimmig
eng und feſt, und unmuthig werfen ſie die goldnen Kro-
nen ab, und indem ſie ſich jedesmal von neuem häuten,
wächſt der goldne Schmuck ihnen immer wieder zu,
unten aber fällt das Metall wie eine aſtraliſche Lehens-
tinctur hinab, und die müden, matten, ſchmachtenden
Herzen werden davon erquickt, und Luſt und Freuden
ſchießen überall in die Höhe, und die Menſchen ſtellen
ſich in das fallende Tropfen wie in den Mayregen hin,
um zu wachſen in Anſehen und Vermögen, und den
herrlichen Balſam recht durch alle Poren einzuſaugen.
Am Ende aber erwürgen ſie die Schlangen, um den
Eyerſtock zu allem dem Golde mit einemmal zu fin-
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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/90>, abgerufen am 21.11.2024.
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