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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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nur noch im verborgnen Samen, der erstarrt im Boden
liegt; die Pulse stocken, es geht nur ein leiser Athem
aus der Erde, der nicht mehr den Himmel trübt. Die
vergangene Zeit ist zum Mährchen geworden, und der
Blumenduft niedergeschlagen zu Essenzen, die sie in
ihren Büchern als Parfüm bewahren. Aber
glorreich wandelt der Geist wie Eisblink in den Schnee-
fluren, und beflügelt gleitet er auf dem Eisspiegel um
die Erde hin; er athmet frei und tief und keck, und
ihm ist wohl, wie ihn das innere Treiben dahin schnellt,
und wohl in seinem raschen Muthe, und durstig nach
der Weite, und unersättlich trinkt er die Ferne ein.
Das ist der Wandel der Zeiten, durch allen Kreislauf
aber geht die Ewigkeit pfeilgerade dahin, wo ankommen
müssen die eilenden Jahrhunderte.

Die Melusine ist, soviel man weiß, das erste Feen-
gedicht, und unter Allen das am meisten Verbreitete.
Guy Lusignan, der gegen den Anfang des eilften Jahr-
hunderts um die Zeit, wo Richard Löwenherz den
Kreutzzug nach dem heiligen Lande machte, König in
Cypern und Jerusalem war, und an Saladin seine
Hauptstadt verlohr, war der Sohn dieser Fee. Sie
selbst war Tochter Elinas Königs von Albanien und
der Fee Pressine; Raimondin, Sohn des Grafen von
Foret ward ihr Gatte, und sie bauten das Schloß

nur noch im verborgnen Samen, der erſtarrt im Boden
liegt; die Pulſe ſtocken, es geht nur ein leiſer Athem
aus der Erde, der nicht mehr den Himmel trübt. Die
vergangene Zeit iſt zum Mährchen geworden, und der
Blumenduft niedergeſchlagen zu Eſſenzen, die ſie in
ihren Büchern als Parfüm bewahren. Aber
glorreich wandelt der Geiſt wie Eisblink in den Schnee-
fluren, und beflügelt gleitet er auf dem Eisſpiegel um
die Erde hin; er athmet frei und tief und keck, und
ihm iſt wohl, wie ihn das innere Treiben dahin ſchnellt,
und wohl in ſeinem raſchen Muthe, und durſtig nach
der Weite, und unerſättlich trinkt er die Ferne ein.
Das iſt der Wandel der Zeiten, durch allen Kreislauf
aber geht die Ewigkeit pfeilgerade dahin, wo ankommen
müſſen die eilenden Jahrhunderte.

Die Meluſine iſt, ſoviel man weiß, das erſte Feen-
gedicht, und unter Allen das am meiſten Verbreitete.
Guy Luſignan, der gegen den Anfang des eilften Jahr-
hunderts um die Zeit, wo Richard Löwenherz den
Kreutzzug nach dem heiligen Lande machte, König in
Cypern und Jeruſalem war, und an Saladin ſeine
Hauptſtadt verlohr, war der Sohn dieſer Fee. Sie
ſelbſt war Tochter Elinas Königs von Albanien und
der Fee Preſſine; Raimondin, Sohn des Grafen von
Forêt ward ihr Gatte, und ſie bauten das Schloß

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[236/0254] nur noch im verborgnen Samen, der erſtarrt im Boden liegt; die Pulſe ſtocken, es geht nur ein leiſer Athem aus der Erde, der nicht mehr den Himmel trübt. Die vergangene Zeit iſt zum Mährchen geworden, und der Blumenduft niedergeſchlagen zu Eſſenzen, die ſie in ihren Büchern als Parfüm bewahren. Aber glorreich wandelt der Geiſt wie Eisblink in den Schnee- fluren, und beflügelt gleitet er auf dem Eisſpiegel um die Erde hin; er athmet frei und tief und keck, und ihm iſt wohl, wie ihn das innere Treiben dahin ſchnellt, und wohl in ſeinem raſchen Muthe, und durſtig nach der Weite, und unerſättlich trinkt er die Ferne ein. Das iſt der Wandel der Zeiten, durch allen Kreislauf aber geht die Ewigkeit pfeilgerade dahin, wo ankommen müſſen die eilenden Jahrhunderte. Die Meluſine iſt, ſoviel man weiß, das erſte Feen- gedicht, und unter Allen das am meiſten Verbreitete. Guy Luſignan, der gegen den Anfang des eilften Jahr- hunderts um die Zeit, wo Richard Löwenherz den Kreutzzug nach dem heiligen Lande machte, König in Cypern und Jeruſalem war, und an Saladin ſeine Hauptſtadt verlohr, war der Sohn dieſer Fee. Sie ſelbſt war Tochter Elinas Königs von Albanien und der Fee Preſſine; Raimondin, Sohn des Grafen von Forêt ward ihr Gatte, und ſie bauten das Schloß

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/254>, abgerufen am 24.11.2024.