Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

und Gehorsams versuchen, noch mit so großem Herze-
leid beschweren und kränken, wie er seine vorige Ge-
mahlinn probiret und gekränket haben mögte. Denn
dieweil diese viel zärtlicher und herrlicher erzogen ist,
und von Creutz und Unglück weniger wissen mögte:
als trag ich Sorge, sie mögte nicht mit gleicher Geduld
und Beständigkeit ertragen können, was eine andere
mögte erduldet haben". -- Das Buch soll sich
übrigens auf eine wahre Geschichte gründen, und aus
einem alten Manuscripte genommen seyn unter dem
Titel: Le parement des Dames de la Bibliotheque
de M. Foucault,
und Griseldis soll dabei gegen 1025
gelebt haben. Auch Chron kschreiber der Zeit geben die
Geschichte als wahr an, so Philippo Foresti da
Bergamo
im Suplemente seiner Chronik, und erzählt
die Begebenheit in seinem Werke de plurimis claris
scelestisque mulieribus Cap.
145 weitläuftig. Das
Volksbuch selbst, Abdruck eines älteren teutschen Wer-
kes, kömmt beinahe wörtlich mit der gleichnamigen
Novelle des Boccaz überein, die Petrarca in's Latei-
nische übersezt, und die man selbst auch in octave
rime
geschrieben, und um 1395 sogar unter dem Titel:
Le mystere de Griseldis marquise de saluces,
auf's Theater gebracht hat. Beigefügt ist noch: Eine
schöne Historia von des Fürsten zu Salerno schönen

und Gehorſams verſuchen, noch mit ſo großem Herze-
leid beſchweren und kränken, wie er ſeine vorige Ge-
mahlinn probiret und gekränket haben mögte. Denn
dieweil dieſe viel zärtlicher und herrlicher erzogen iſt,
und von Creutz und Unglück weniger wiſſen mögte:
als trag ich Sorge, ſie mögte nicht mit gleicher Geduld
und Beſtändigkeit ertragen können, was eine andere
mögte erduldet haben“. — Das Buch ſoll ſich
übrigens auf eine wahre Geſchichte gründen, und aus
einem alten Manuſcripte genommen ſeyn unter dem
Titel: Le parement des Dames de la Bibliotheque
de M. Foucault,
und Griſeldis ſoll dabei gegen 1025
gelebt haben. Auch Chron kſchreiber der Zeit geben die
Geſchichte als wahr an, ſo Philippo Foresti da
Bergamo
im Suplemente ſeiner Chronik, und erzählt
die Begebenheit in ſeinem Werke de plurimis claris
scelestisque mulieribus Cap.
145 weitläuftig. Das
Volksbuch ſelbſt, Abdruck eines älteren teutſchen Wer-
kes, kömmt beinahe wörtlich mit der gleichnamigen
Novelle des Boccaz überein, die Petrarca in’s Latei-
niſche überſezt, und die man ſelbſt auch in octave
rime
geſchrieben, und um 1395 ſogar unter dem Titel:
Le mystère de Griseldis marquise de saluces,
auf’s Theater gebracht hat. Beigefügt iſt noch: Eine
ſchöne Hiſtoria von des Fürſten zu Salerno ſchönen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0168" n="150"/>
und Gehor&#x017F;ams ver&#x017F;uchen, noch mit &#x017F;o großem Herze-<lb/>
leid be&#x017F;chweren und kränken, wie er &#x017F;eine vorige Ge-<lb/>
mahlinn probiret und gekränket haben mögte. Denn<lb/>
dieweil die&#x017F;e viel zärtlicher und herrlicher erzogen i&#x017F;t,<lb/>
und von Creutz und Unglück weniger wi&#x017F;&#x017F;en mögte:<lb/>
als trag ich Sorge, &#x017F;ie mögte nicht mit gleicher Geduld<lb/>
und Be&#x017F;tändigkeit ertragen können, was eine andere<lb/>
mögte erduldet haben&#x201C;. &#x2014; Das Buch &#x017F;oll &#x017F;ich<lb/>
übrigens auf eine wahre Ge&#x017F;chichte gründen, und aus<lb/>
einem alten Manu&#x017F;cripte genommen &#x017F;eyn unter dem<lb/>
Titel: <hi rendition="#aq">Le parement des Dames de la Bibliotheque<lb/>
de M. Foucault,</hi> und Gri&#x017F;eldis &#x017F;oll dabei gegen 1025<lb/>
gelebt haben. Auch Chron k&#x017F;chreiber der Zeit geben die<lb/>
Ge&#x017F;chichte als wahr an, &#x017F;o <hi rendition="#aq">Philippo Foresti da<lb/>
Bergamo</hi> im Suplemente &#x017F;einer Chronik, und erzählt<lb/>
die Begebenheit in &#x017F;einem Werke <hi rendition="#aq">de plurimis claris<lb/>
scelestisque mulieribus Cap.</hi> 145 weitläuftig. Das<lb/>
Volksbuch &#x017F;elb&#x017F;t, Abdruck eines älteren teut&#x017F;chen Wer-<lb/>
kes, kömmt beinahe wörtlich mit der gleichnamigen<lb/>
Novelle des Boccaz überein, die Petrarca in&#x2019;s Latei-<lb/>
ni&#x017F;che über&#x017F;ezt, und die man &#x017F;elb&#x017F;t auch in <hi rendition="#aq">octave<lb/>
rime</hi> ge&#x017F;chrieben, und um 1395 &#x017F;ogar unter dem Titel:<lb/><hi rendition="#aq">Le mystère de Griseldis marquise de saluces,</hi><lb/>
auf&#x2019;s Theater gebracht hat. Beigefügt i&#x017F;t noch: Eine<lb/>
&#x017F;chöne Hi&#x017F;toria von des Für&#x017F;ten zu Salerno &#x017F;chönen<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0168] und Gehorſams verſuchen, noch mit ſo großem Herze- leid beſchweren und kränken, wie er ſeine vorige Ge- mahlinn probiret und gekränket haben mögte. Denn dieweil dieſe viel zärtlicher und herrlicher erzogen iſt, und von Creutz und Unglück weniger wiſſen mögte: als trag ich Sorge, ſie mögte nicht mit gleicher Geduld und Beſtändigkeit ertragen können, was eine andere mögte erduldet haben“. — Das Buch ſoll ſich übrigens auf eine wahre Geſchichte gründen, und aus einem alten Manuſcripte genommen ſeyn unter dem Titel: Le parement des Dames de la Bibliotheque de M. Foucault, und Griſeldis ſoll dabei gegen 1025 gelebt haben. Auch Chron kſchreiber der Zeit geben die Geſchichte als wahr an, ſo Philippo Foresti da Bergamo im Suplemente ſeiner Chronik, und erzählt die Begebenheit in ſeinem Werke de plurimis claris scelestisque mulieribus Cap. 145 weitläuftig. Das Volksbuch ſelbſt, Abdruck eines älteren teutſchen Wer- kes, kömmt beinahe wörtlich mit der gleichnamigen Novelle des Boccaz überein, die Petrarca in’s Latei- niſche überſezt, und die man ſelbſt auch in octave rime geſchrieben, und um 1395 ſogar unter dem Titel: Le mystère de Griseldis marquise de saluces, auf’s Theater gebracht hat. Beigefügt iſt noch: Eine ſchöne Hiſtoria von des Fürſten zu Salerno ſchönen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/168
Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/168>, abgerufen am 24.11.2024.