allein übrig geblieben sind, auf einen Berg flüchten; endlich, nachdem H. fortgewüthet, schmilzt auch diese Zahl wieder bis auf 14 ein; R. zieht sich damit über einen Fluß zurück; und als er die vielen Gebliebenen überdachte, da konnte er seine Thränen nicht zurückhalten, und die Geschichte sagt, Heymon sein Vater habe auch geweint. Nachdem er einen Strom von Thränen vergossen, sagt er: "Wehe meine Kinder! wie schmerzt es mich, daß ich euern Untergang verschuldete; künftig werdet ihr flüchtig umherirren; an Allem wirds euch fehlen, und ich werde euch nicht unterstützen können!" Er zieht darauf nach Paris zurück; als er aber Carln ansagt, was er gethan, da erzürnt sich Dieser, und sagt: "Eure Entschuldigung ist übel; nie hat ein Rabe seine Jungen noch gefressen". Heymon erbietet sich zum Zweikampf; "nie", sagt er, "habt ihr euere treusten Ritter geliebt; immer habt ihr die Schmeichler vorgezogen, und immer ist nur Uebles davon entstanden". Er kehrt darauf erbittert nach Dordogne zurück. -- Die Brüder aber irren nun elend und von Allem entblößt in den Ardennen umher, Sat- tel und Zeug auf ihren Pferden verfaulen, und sie selbst werden schwarz und unkenntlich. Endlich entschließen sie sich ihre Mutter aufzusuchen, und wie sie Diese wie- derfinden, mag sie ihre Söhne kaum erkennen, so elend
allein übrig geblieben ſind, auf einen Berg flüchten; endlich, nachdem H. fortgewüthet, ſchmilzt auch dieſe Zahl wieder bis auf 14 ein; R. zieht ſich damit über einen Fluß zurück; und als er die vielen Gebliebenen überdachte, da konnte er ſeine Thränen nicht zurückhalten, und die Geſchichte ſagt, Heymon ſein Vater habe auch geweint. Nachdem er einen Strom von Thränen vergoſſen, ſagt er: „Wehe meine Kinder! wie ſchmerzt es mich, daß ich euern Untergang verſchuldete; künftig werdet ihr flüchtig umherirren; an Allem wirds euch fehlen, und ich werde euch nicht unterſtützen können!“ Er zieht darauf nach Paris zurück; als er aber Carln anſagt, was er gethan, da erzürnt ſich Dieſer, und ſagt: „Eure Entſchuldigung iſt übel; nie hat ein Rabe ſeine Jungen noch gefreſſen“. Heymon erbietet ſich zum Zweikampf; „nie“, ſagt er, „habt ihr euere treuſten Ritter geliebt; immer habt ihr die Schmeichler vorgezogen, und immer iſt nur Uebles davon entſtanden“. Er kehrt darauf erbittert nach Dordogne zurück. — Die Brüder aber irren nun elend und von Allem entblößt in den Ardennen umher, Sat- tel und Zeug auf ihren Pferden verfaulen, und ſie ſelbſt werden ſchwarz und unkenntlich. Endlich entſchließen ſie ſich ihre Mutter aufzuſuchen, und wie ſie Dieſe wie- derfinden, mag ſie ihre Söhne kaum erkennen, ſo elend
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allein übrig geblieben ſind, auf einen Berg flüchten;
endlich, nachdem H. fortgewüthet, ſchmilzt auch
dieſe Zahl wieder bis auf 14 ein; R. zieht ſich
damit über einen Fluß zurück; und als er die vielen
Gebliebenen überdachte, da konnte er ſeine Thränen
nicht zurückhalten, und die Geſchichte ſagt, Heymon
ſein Vater habe auch geweint. Nachdem er einen
Strom von Thränen vergoſſen, ſagt er: „Wehe meine
Kinder! wie ſchmerzt es mich, daß ich euern Untergang
verſchuldete; künftig werdet ihr flüchtig umherirren;
an Allem wirds euch fehlen, und ich werde euch nicht
unterſtützen können!“ Er zieht darauf nach Paris
zurück; als er aber Carln anſagt, was er gethan, da
erzürnt ſich Dieſer, und ſagt: „Eure Entſchuldigung
iſt übel; nie hat ein Rabe ſeine Jungen noch gefreſſen“.
Heymon erbietet ſich zum Zweikampf; „nie“, ſagt er,
„habt ihr euere treuſten Ritter geliebt; immer habt ihr
die Schmeichler vorgezogen, und immer iſt nur Uebles
davon entſtanden“. Er kehrt darauf erbittert nach
Dordogne zurück. — Die Brüder aber irren nun elend
und von Allem entblößt in den Ardennen umher, Sat-
tel und Zeug auf ihren Pferden verfaulen, und ſie ſelbſt
werden ſchwarz und unkenntlich. Endlich entſchließen
ſie ſich ihre Mutter aufzuſuchen, und wie ſie Dieſe wie-
derfinden, mag ſie ihre Söhne kaum erkennen, ſo elend
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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/127>, abgerufen am 16.02.2025.
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