Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

Es sah der Mönch mich schweigend an. Ich
kannte wohl schon eher dich, was ist's das deine
Seele treibt?

Das dunkele Wort, das Leben hat, und
nimmer bleibende Gestalt, treibt meine Seele um!

Das Wort ist gut, aber wo ist dein Streben
hingerichtet?

Die Pforten des Aufgangs such ich immer-
dar, wo die starken Geschlechter wohnen! Wo
steht Phosphorus, ich such' ihn lange schon ver-
gebens?

Der Mönch stand auf, und winkte ernst,
ich folgte ihm von ferne nach. Es öffnete der alte
Fels sich, wie er angeklopft, wir standen an dem
Thor von Erz, vor der Springwurzel wich es
prasselnd auseinander.

Es ſah der Moͤnch mich ſchweigend an. Ich
kannte wohl ſchon eher dich, was iſt’s das deine
Seele treibt?

Das dunkele Wort, das Leben hat, und
nimmer bleibende Geſtalt, treibt meine Seele um!

Das Wort iſt gut, aber wo iſt dein Streben
hingerichtet?

Die Pforten des Aufgangs ſuch ich immer-
dar, wo die ſtarken Geſchlechter wohnen! Wo
ſteht Phosphorus, ich ſuch’ ihn lange ſchon ver-
gebens?

Der Moͤnch ſtand auf, und winkte ernſt,
ich folgte ihm von ferne nach. Es oͤffnete der alte
Fels ſich, wie er angeklopft, wir ſtanden an dem
Thor von Erz, vor der Springwurzel wich es
praſſelnd auseinander.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0011"/>
        <p>Es &#x017F;ah der Mo&#x0364;nch mich &#x017F;chweigend an. Ich<lb/>
kannte wohl &#x017F;chon eher dich, was i&#x017F;t&#x2019;s das deine<lb/>
Seele treibt?</p><lb/>
        <p>Das dunkele Wort, das Leben hat, und<lb/>
nimmer bleibende Ge&#x017F;talt, treibt meine Seele um!</p><lb/>
        <p>Das Wort i&#x017F;t gut, aber wo i&#x017F;t dein Streben<lb/>
hingerichtet?</p><lb/>
        <p>Die Pforten des Aufgangs &#x017F;uch ich immer-<lb/>
dar, wo die &#x017F;tarken Ge&#x017F;chlechter wohnen! Wo<lb/>
&#x017F;teht Phosphorus, ich &#x017F;uch&#x2019; ihn lange &#x017F;chon ver-<lb/>
gebens?</p><lb/>
        <p>Der Mo&#x0364;nch &#x017F;tand auf, und winkte ern&#x017F;t,<lb/>
ich folgte ihm von ferne nach. Es o&#x0364;ffnete der alte<lb/>
Fels &#x017F;ich, wie er angeklopft, wir &#x017F;tanden an dem<lb/>
Thor von Erz, vor der Springwurzel wich es<lb/>
pra&#x017F;&#x017F;elnd auseinander.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0011] Es ſah der Moͤnch mich ſchweigend an. Ich kannte wohl ſchon eher dich, was iſt’s das deine Seele treibt? Das dunkele Wort, das Leben hat, und nimmer bleibende Geſtalt, treibt meine Seele um! Das Wort iſt gut, aber wo iſt dein Streben hingerichtet? Die Pforten des Aufgangs ſuch ich immer- dar, wo die ſtarken Geſchlechter wohnen! Wo ſteht Phosphorus, ich ſuch’ ihn lange ſchon ver- gebens? Der Moͤnch ſtand auf, und winkte ernſt, ich folgte ihm von ferne nach. Es oͤffnete der alte Fels ſich, wie er angeklopft, wir ſtanden an dem Thor von Erz, vor der Springwurzel wich es praſſelnd auseinander.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/11
Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/11>, abgerufen am 11.12.2024.