Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite
Auf Begehren vieler Liebhaber aufs neue
aufgelegt. Braunschweig und Leipzig.

Zunächst Auszüge aus der Chronik über ihn und die
folgenden Herzoge. Dann folgt ein Gedicht, von dem
der Verfasser sagt, daß er es von Wort zu Wort anhero
setze, wie es ihm in einem alten Manuscripte von gewis-
ser Hand überreichet, und auf Begehren vieler Liebha-
ber mit eingedruckt worden. Das Gedicht, wahrschein-
lich dasselbe, dessen Spangenberg gedenkt, und von dem
Koch erzählt, daß es im Verzeichnisse der Handschriften
auf der Wolfenbüttler Bibliothek unter der Aufschrift:
altteutsches Gedicht von Heinrich dem Löwen scriptum
anno
1585 sich finde, auf der Bibliothek selbst aber
fehle, ist recht brav, gefällig und leicht erzählt, und
berichtet in einer geschmeidigen, herzlichen Sprache,
wie der Herzog auf der See in große Noth kam, daß
sie übereinander das Loos werfen, und sich der Reihe
nach aufessen mußten, bis endlich nur er und ein Knecht
allein übrig blieben, wo dann ihn das Loos endlich traf;
wie aber der Knecht ihn nicht schlachten wollte, sondern
ihn in die Ochsenhaut einnähete, daß der Greif kam
und ihn wegtrug zu den Jungen, die er tödete, und
dann im Walde einen Lindwurm erlegte, den er im
Kampfe mit einem Löwen fand; wie der gerettete Löwe

Auf Begehren vieler Liebhaber aufs neue
aufgelegt. Braunſchweig und Leipzig.

Zunächſt Auszüge aus der Chronik über ihn und die
folgenden Herzoge. Dann folgt ein Gedicht, von dem
der Verfaſſer ſagt, daß er es von Wort zu Wort anhero
ſetze, wie es ihm in einem alten Manuſcripte von gewiſ-
ſer Hand überreichet, und auf Begehren vieler Liebha-
ber mit eingedruckt worden. Das Gedicht, wahrſchein-
lich daſſelbe, deſſen Spangenberg gedenkt, und von dem
Koch erzählt, daß es im Verzeichniſſe der Handſchriften
auf der Wolfenbüttler Bibliothek unter der Aufſchrift:
altteutſches Gedicht von Heinrich dem Löwen scriptum
anno
1585 ſich finde, auf der Bibliothek ſelbſt aber
fehle, iſt recht brav, gefällig und leicht erzählt, und
berichtet in einer geſchmeidigen, herzlichen Sprache,
wie der Herzog auf der See in große Noth kam, daß
ſie übereinander das Loos werfen, und ſich der Reihe
nach aufeſſen mußten, bis endlich nur er und ein Knecht
allein übrig blieben, wo dann ihn das Loos endlich traf;
wie aber der Knecht ihn nicht ſchlachten wollte, ſondern
ihn in die Ochſenhaut einnähete, daß der Greif kam
und ihn wegtrug zu den Jungen, die er tödete, und
dann im Walde einen Lindwurm erlegte, den er im
Kampfe mit einem Löwen fand; wie der gerettete Löwe

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <bibl><pb facs="#f0109" n="91"/>
Auf Begehren vieler Liebhaber aufs neue<lb/>
aufgelegt. Braun&#x017F;chweig und Leipzig.</bibl><lb/>
          <p>Zunäch&#x017F;t Auszüge aus der Chronik über ihn und die<lb/>
folgenden Herzoge. Dann folgt ein Gedicht, von dem<lb/>
der Verfa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;agt, daß er es von Wort zu Wort anhero<lb/>
&#x017F;etze, wie es ihm in einem alten Manu&#x017F;cripte von gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er Hand überreichet, und auf Begehren vieler Liebha-<lb/>
ber mit eingedruckt worden. Das Gedicht, wahr&#x017F;chein-<lb/>
lich da&#x017F;&#x017F;elbe, de&#x017F;&#x017F;en Spangenberg gedenkt, und von dem<lb/>
Koch erzählt, daß es im Verzeichni&#x017F;&#x017F;e der Hand&#x017F;chriften<lb/>
auf der Wolfenbüttler Bibliothek unter der Auf&#x017F;chrift:<lb/>
altteut&#x017F;ches Gedicht von Heinrich dem Löwen <hi rendition="#aq">scriptum<lb/>
anno</hi> 1585 &#x017F;ich finde, auf der Bibliothek &#x017F;elb&#x017F;t aber<lb/>
fehle, i&#x017F;t recht brav, gefällig und leicht erzählt, und<lb/>
berichtet in einer ge&#x017F;chmeidigen, herzlichen Sprache,<lb/>
wie der Herzog auf der See in große Noth kam, daß<lb/>
&#x017F;ie übereinander das Loos werfen, und &#x017F;ich der Reihe<lb/>
nach aufe&#x017F;&#x017F;en mußten, bis endlich nur er und ein Knecht<lb/>
allein übrig blieben, wo dann ihn das Loos endlich traf;<lb/>
wie aber der Knecht ihn nicht &#x017F;chlachten wollte, &#x017F;ondern<lb/>
ihn in die Och&#x017F;enhaut einnähete, daß der Greif kam<lb/>
und ihn wegtrug zu den Jungen, die er tödete, und<lb/>
dann im Walde einen Lindwurm erlegte, den er im<lb/>
Kampfe mit einem Löwen fand; wie der gerettete Löwe<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0109] Auf Begehren vieler Liebhaber aufs neue aufgelegt. Braunſchweig und Leipzig. Zunächſt Auszüge aus der Chronik über ihn und die folgenden Herzoge. Dann folgt ein Gedicht, von dem der Verfaſſer ſagt, daß er es von Wort zu Wort anhero ſetze, wie es ihm in einem alten Manuſcripte von gewiſ- ſer Hand überreichet, und auf Begehren vieler Liebha- ber mit eingedruckt worden. Das Gedicht, wahrſchein- lich daſſelbe, deſſen Spangenberg gedenkt, und von dem Koch erzählt, daß es im Verzeichniſſe der Handſchriften auf der Wolfenbüttler Bibliothek unter der Aufſchrift: altteutſches Gedicht von Heinrich dem Löwen scriptum anno 1585 ſich finde, auf der Bibliothek ſelbſt aber fehle, iſt recht brav, gefällig und leicht erzählt, und berichtet in einer geſchmeidigen, herzlichen Sprache, wie der Herzog auf der See in große Noth kam, daß ſie übereinander das Loos werfen, und ſich der Reihe nach aufeſſen mußten, bis endlich nur er und ein Knecht allein übrig blieben, wo dann ihn das Loos endlich traf; wie aber der Knecht ihn nicht ſchlachten wollte, ſondern ihn in die Ochſenhaut einnähete, daß der Greif kam und ihn wegtrug zu den Jungen, die er tödete, und dann im Walde einen Lindwurm erlegte, den er im Kampfe mit einem Löwen fand; wie der gerettete Löwe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/109
Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/109>, abgerufen am 03.12.2024.