Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.sich an die Autorität der Kirche knüpfend, wird ab¬ In gleicher Folge und Durchdringung wird dann ſich an die Autorität der Kirche knüpfend, wird ab¬ In gleicher Folge und Durchdringung wird dann <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0197" n="189"/> ſich an die Autorität der Kirche knüpfend, wird ab¬<lb/> wärts durch den Hof, den Geburtsadel, die Beamten¬<lb/> welt und das Gefolge, Ausflüſſe der Legitimität, nie¬<lb/> derſteigen; die Freyheit aber weſentlich Ausfluß des<lb/> Volkes, wird im dritten Stande zuerſt die <hi rendition="#g">Lebens¬</hi><lb/> baſis begründen, ſie wird alsdann durch die Land¬<lb/> wehr und die Beamten der Democratie ihre <hi rendition="#g">Willens¬</hi><lb/> kraft äußern; ſie wird endlich als öffentliche Meynung<lb/> zur <hi rendition="#g">geiſtigen</hi> Höhe ſich erheben, und im gelehrten<lb/> Stande Organ gewinnen.</p><lb/> <p>In gleicher Folge und Durchdringung wird dann<lb/> auch die Vertretung die zerſtreuten Strahlen dieſer<lb/> drey Facultäten nur in einem Brennpunkt ſammeln.<lb/> Man hat in neuerer Zeit nach dem Vorgang Englands<lb/> größentheils allgemein das Zweykammernſyſtem beliebt,<lb/> indem man eine Mehrzahl des Adels mit einer Min¬<lb/> derzahl von Prälaten und Univerſitäts-Abgeordneten<lb/> in <hi rendition="#g">eine</hi> Kammer verbindet, und die Zweyte allein<lb/> aus den Gemeinen zuſammenſetzt. Eine ſolche Ord¬<lb/> nung, indem ſie durch beynahe gänzliche Abſorption<lb/> des geiſtigen Elementes, die Dreyheit in eine Zwey¬<lb/> heit verwandelt, führt alle Nachtheile eines Gegen¬<lb/> ſatzes herbey, der keine Bindung findet. Der Adel,<lb/> der in der Pairskammer vorherrſcht, kann ſeiner Na¬<lb/> tur nach nicht der Vermittler zwiſchen den Gemeinen<lb/> und dem Throne ſeyn; eben weil er ein Ausfluß der<lb/> Majeſtät iſt, wird er zwar von ihr beſchattet, ſteht<lb/> aber in der Regel auf ihrer Seite, und tritt daher<lb/> in ſolchem Streite als Parthey dem dritten Stande<lb/> gegenüber. Es kämpft alſo in den Kammern jedes¬<lb/> mal die Autorität mit der Freyheit um die Intereſ¬<lb/></p> </body> </text> </TEI> [189/0197]
ſich an die Autorität der Kirche knüpfend, wird ab¬
wärts durch den Hof, den Geburtsadel, die Beamten¬
welt und das Gefolge, Ausflüſſe der Legitimität, nie¬
derſteigen; die Freyheit aber weſentlich Ausfluß des
Volkes, wird im dritten Stande zuerſt die Lebens¬
baſis begründen, ſie wird alsdann durch die Land¬
wehr und die Beamten der Democratie ihre Willens¬
kraft äußern; ſie wird endlich als öffentliche Meynung
zur geiſtigen Höhe ſich erheben, und im gelehrten
Stande Organ gewinnen.
In gleicher Folge und Durchdringung wird dann
auch die Vertretung die zerſtreuten Strahlen dieſer
drey Facultäten nur in einem Brennpunkt ſammeln.
Man hat in neuerer Zeit nach dem Vorgang Englands
größentheils allgemein das Zweykammernſyſtem beliebt,
indem man eine Mehrzahl des Adels mit einer Min¬
derzahl von Prälaten und Univerſitäts-Abgeordneten
in eine Kammer verbindet, und die Zweyte allein
aus den Gemeinen zuſammenſetzt. Eine ſolche Ord¬
nung, indem ſie durch beynahe gänzliche Abſorption
des geiſtigen Elementes, die Dreyheit in eine Zwey¬
heit verwandelt, führt alle Nachtheile eines Gegen¬
ſatzes herbey, der keine Bindung findet. Der Adel,
der in der Pairskammer vorherrſcht, kann ſeiner Na¬
tur nach nicht der Vermittler zwiſchen den Gemeinen
und dem Throne ſeyn; eben weil er ein Ausfluß der
Majeſtät iſt, wird er zwar von ihr beſchattet, ſteht
aber in der Regel auf ihrer Seite, und tritt daher
in ſolchem Streite als Parthey dem dritten Stande
gegenüber. Es kämpft alſo in den Kammern jedes¬
mal die Autorität mit der Freyheit um die Intereſ¬
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