Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.ideale Seite des einzelnen Kirchengliedes knüpft, und Diese Betrachtungen führen uns zum zweyten ideale Seite des einzelnen Kirchengliedes knüpft, und Dieſe Betrachtungen führen uns zum zweyten <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0157" n="149"/> ideale Seite des einzelnen Kirchengliedes knüpft, und<lb/> nun durch den innern Zwieſpalt der menſchlichen Natur<lb/> hinreichend von der realen Staatsgewalt ſich ſcheidet,<lb/> deren Brennpunkt denn auch collectiv keineswegs mit<lb/> dem Kirchlichen zuſammenfällt. Alle andern divergen¬<lb/> ten Richtungen, ausgehend entweder von vorgefaßten<lb/> Meynungen, einſeitigen Anſichten, oder befangener<lb/> Sinnesart, und hervorgerufen durch irgend ein beſon¬<lb/> deres Intereſſe, oder auch ein übelunterrichtetes Wohl¬<lb/> meynen, ſind, eben weil ſie verworren, auch in ſich<lb/> nichtig, reiben ſich unter einander auf, und werden<lb/> nicht von der Geſchichte aufgenommen, die nur was<lb/> in die große Strömung ihrer jedesmaligen Bewegung<lb/> eintritt, anerkennt.</p><lb/> <p>Dieſe Betrachtungen führen uns zum zweyten<lb/> großen Gegenſatze, Grund einer andern Entzweyung<lb/> in dieſer Zeit, dem nämlich, der zwiſchen dem <hi rendition="#g">monar¬<lb/> chiſchen</hi> und <hi rendition="#g">demokratiſchen</hi> Prinzip beſteht, und<lb/> in dem das Verhältniß der Regierung zum Volke zu<lb/> ermitteln, aufgegeben iſt. Das Alterthum in all ſei¬<lb/> nem Thun und Bilden von einem richtigen Naturin¬<lb/> ſtinkt geleitet, hatte größtentheils unbewußt die Geſell¬<lb/> ſchaft, ſelbſt eine Gemeinſchaft lebendiger, organiſcher<lb/> Individuen, nach den Geſetzen und in den Formen des<lb/> organiſchen Lebens geordnet und geſtaltet; ſo daß die<lb/> Bildungskraft, austretend aus dem Beſondern in das<lb/> Geſammte, in ihm immer nur den Typus des einzel¬<lb/> nen Organisms reproduzirte. Es giebt aber in dieſem,<lb/> wie zweyerley Geſetze und zweyerley Lebensverrichtun¬<lb/> gen, ſo auch gleichviel Syſteme, das <hi rendition="#g">Automati¬<lb/> ſche</hi> und das <hi rendition="#g">Willkührliche</hi>. Jenes in dem der<lb/> Schlag des Herzens und aller Pulſe und alle andern<lb/></p> </body> </text> </TEI> [149/0157]
ideale Seite des einzelnen Kirchengliedes knüpft, und
nun durch den innern Zwieſpalt der menſchlichen Natur
hinreichend von der realen Staatsgewalt ſich ſcheidet,
deren Brennpunkt denn auch collectiv keineswegs mit
dem Kirchlichen zuſammenfällt. Alle andern divergen¬
ten Richtungen, ausgehend entweder von vorgefaßten
Meynungen, einſeitigen Anſichten, oder befangener
Sinnesart, und hervorgerufen durch irgend ein beſon¬
deres Intereſſe, oder auch ein übelunterrichtetes Wohl¬
meynen, ſind, eben weil ſie verworren, auch in ſich
nichtig, reiben ſich unter einander auf, und werden
nicht von der Geſchichte aufgenommen, die nur was
in die große Strömung ihrer jedesmaligen Bewegung
eintritt, anerkennt.
Dieſe Betrachtungen führen uns zum zweyten
großen Gegenſatze, Grund einer andern Entzweyung
in dieſer Zeit, dem nämlich, der zwiſchen dem monar¬
chiſchen und demokratiſchen Prinzip beſteht, und
in dem das Verhältniß der Regierung zum Volke zu
ermitteln, aufgegeben iſt. Das Alterthum in all ſei¬
nem Thun und Bilden von einem richtigen Naturin¬
ſtinkt geleitet, hatte größtentheils unbewußt die Geſell¬
ſchaft, ſelbſt eine Gemeinſchaft lebendiger, organiſcher
Individuen, nach den Geſetzen und in den Formen des
organiſchen Lebens geordnet und geſtaltet; ſo daß die
Bildungskraft, austretend aus dem Beſondern in das
Geſammte, in ihm immer nur den Typus des einzel¬
nen Organisms reproduzirte. Es giebt aber in dieſem,
wie zweyerley Geſetze und zweyerley Lebensverrichtun¬
gen, ſo auch gleichviel Syſteme, das Automati¬
ſche und das Willkührliche. Jenes in dem der
Schlag des Herzens und aller Pulſe und alle andern
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