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Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819.

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ob man Erdbeben und Ungewitter besprechen wollte,
dann wird nicht mehr nach den Folgen gefragt; es
läuft der zündende Funken hin, so lange er Brenn¬
bares vor sich findet, und Schlag auf Schlag erfolgt,
in dem Maaße wie die Kräfte sich entketten, und
wie schnell, ohne alle Verabredung und Zusammen¬
hang, das Feuer sich verbreitet, wenn der Zunder
in den Gemüthern vorhanden ist, davon können die
Judenaufstände ein Zeugniß geben. Darum je hohler
schon die See mit allen Tönen geht, die einen kom¬
menden Sturm anzumelden pflegen; je stärker das
Brausen der Masse sich vernehmen läßt; je weiter der
Schwindel, der die Regierungen ergriffen, die dunkel
sie um kreißenden Bogen schlägt; um so dringender
ist es, daß die Partheyen überall wenigstens bis zu
dem Punkte sich verständigen, daß die wirbelnde,
gährende Bewegung in eine Fließende sich verwan¬
delt, und dadurch vorläufig die Gefahr des Durch¬
brechens aller Dämme abgewendet wird.

Da, wie früher entwickelt worden, die ganze
Masse der Streitenden sich zuvörderst in einen großen
Gegensatz vertheilt, wovon der Eine hauptsächlich das
in geschichtlicher Begründung Bestehende geltend macht,
der Andere das Werdende, was durch selbstthätiges
Schaffen an die Stelle des Mangelhaften gesetzt wer¬
den muß, so würde nothwendig der Anfang mit der
Beschwichtigung dieses Zwistes geschehen müssen, die
aber in ihrem Gelingen durch die Voraussetzung einer
gleichen Aufrichtigkeit beider Theile bedingt, blos mit
den Bessern von beiden Seiten zu versuchen wäre.
Indem hier von wechselseitiger Berichtigung der An¬

ob man Erdbeben und Ungewitter beſprechen wollte,
dann wird nicht mehr nach den Folgen gefragt; es
läuft der zündende Funken hin, ſo lange er Brenn¬
bares vor ſich findet, und Schlag auf Schlag erfolgt,
in dem Maaße wie die Kräfte ſich entketten, und
wie ſchnell, ohne alle Verabredung und Zuſammen¬
hang, das Feuer ſich verbreitet, wenn der Zunder
in den Gemüthern vorhanden iſt, davon können die
Judenaufſtände ein Zeugniß geben. Darum je hohler
ſchon die See mit allen Tönen geht, die einen kom¬
menden Sturm anzumelden pflegen; je ſtärker das
Brauſen der Maſſe ſich vernehmen läßt; je weiter der
Schwindel, der die Regierungen ergriffen, die dunkel
ſie um kreißenden Bogen ſchlägt; um ſo dringender
iſt es, daß die Partheyen überall wenigſtens bis zu
dem Punkte ſich verſtändigen, daß die wirbelnde,
gährende Bewegung in eine Fließende ſich verwan¬
delt, und dadurch vorläufig die Gefahr des Durch¬
brechens aller Dämme abgewendet wird.

Da, wie früher entwickelt worden, die ganze
Maſſe der Streitenden ſich zuvörderſt in einen großen
Gegenſatz vertheilt, wovon der Eine hauptſächlich das
in geſchichtlicher Begründung Beſtehende geltend macht,
der Andere das Werdende, was durch ſelbſtthätiges
Schaffen an die Stelle des Mangelhaften geſetzt wer¬
den muß, ſo würde nothwendig der Anfang mit der
Beſchwichtigung dieſes Zwiſtes geſchehen müſſen, die
aber in ihrem Gelingen durch die Vorausſetzung einer
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[133/0141] ob man Erdbeben und Ungewitter beſprechen wollte, dann wird nicht mehr nach den Folgen gefragt; es läuft der zündende Funken hin, ſo lange er Brenn¬ bares vor ſich findet, und Schlag auf Schlag erfolgt, in dem Maaße wie die Kräfte ſich entketten, und wie ſchnell, ohne alle Verabredung und Zuſammen¬ hang, das Feuer ſich verbreitet, wenn der Zunder in den Gemüthern vorhanden iſt, davon können die Judenaufſtände ein Zeugniß geben. Darum je hohler ſchon die See mit allen Tönen geht, die einen kom¬ menden Sturm anzumelden pflegen; je ſtärker das Brauſen der Maſſe ſich vernehmen läßt; je weiter der Schwindel, der die Regierungen ergriffen, die dunkel ſie um kreißenden Bogen ſchlägt; um ſo dringender iſt es, daß die Partheyen überall wenigſtens bis zu dem Punkte ſich verſtändigen, daß die wirbelnde, gährende Bewegung in eine Fließende ſich verwan¬ delt, und dadurch vorläufig die Gefahr des Durch¬ brechens aller Dämme abgewendet wird. Da, wie früher entwickelt worden, die ganze Maſſe der Streitenden ſich zuvörderſt in einen großen Gegenſatz vertheilt, wovon der Eine hauptſächlich das in geſchichtlicher Begründung Beſtehende geltend macht, der Andere das Werdende, was durch ſelbſtthätiges Schaffen an die Stelle des Mangelhaften geſetzt wer¬ den muß, ſo würde nothwendig der Anfang mit der Beſchwichtigung dieſes Zwiſtes geſchehen müſſen, die aber in ihrem Gelingen durch die Vorausſetzung einer gleichen Aufrichtigkeit beider Theile bedingt, blos mit den Beſſern von beiden Seiten zu verſuchen wäre. Indem hier von wechſelſeitiger Berichtigung der An¬

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Zitationshilfe: Görres, Joseph von: Teutschland und die Revolution. Koblenz, 1819, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_revolution_1819/141>, abgerufen am 24.11.2024.