Glümer, Claire von: Reich zu reich und arm zu arm. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 255–326. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Claire von Glümer, aus einer alten braunschweigischen Patricierfamilie stammend, wurde am 18. Oktober 1825 zu Blankenburg am Harz geboren, als die älteste Tochter des Advocaten Carl Weddo von Glümer, welcher bald durch den lebhaften Antheil, den er an den politischen Kämpfen der dreißiger Jahre nahm, zu einem unstäten Wanderleben gezwungen wurde. Von Straßburg, wo die Familie zuerst ihren festen Wohnsitz zu nehmen gedacht, wandte sie sich nach der Schweiz, dann wieder nach Frankreich. Lyon, Bayonne, Toulouse, die Pyrenäen, Paris waren die Stationen dieser an vielfachen Prüfungen reichen Flüchtlingsstraße, bis man wieder im Elsaß anlangte. Die Sorge für den Unterricht der Kinder -- in Toulouse hatte man sich geweigert, die Ketzerkinder in den Schulen aufzunehmen -- machte es nöthig, sich in Weißenburg niederzulassen, wo Claire eine Pension, ihr um zwei Jahre jüngerer Bruder das Gymnasium besuchte. Hier verloren sie die treffliche Mutter, die mit aufopfernder Liebe dem Manne unter so viel Schicksalen zur Seite gestanden und mit ihrem novellistischen Talent die Erhaltung der Familie mit ermöglicht hatte. Nach ihrem Tode blieb die Tochter bis zu ihrem 16. Jahre in der Weißenburger Pension, lebte dann fünf Jahre bei ihrem Großvater Major Weddo von Glümer in Wolfenbüttel und nahm darauf die Stelle einer Erzieherin in einer hannoverschen Familie an. Hier begann sie im Stillen, der von der Mutter ererbten "Lust zu fabuliren" nachzugeben, verbrannte aber fast alle ihre novellistischen Versuche. Das Jahr 1848 riß sie aus diesem stillen Kreise heraus. Ihr Vater war nach Deutschland zurückgekehrt und hielt sich als Berichterstatter Claire von Glümer, aus einer alten braunschweigischen Patricierfamilie stammend, wurde am 18. Oktober 1825 zu Blankenburg am Harz geboren, als die älteste Tochter des Advocaten Carl Weddo von Glümer, welcher bald durch den lebhaften Antheil, den er an den politischen Kämpfen der dreißiger Jahre nahm, zu einem unstäten Wanderleben gezwungen wurde. Von Straßburg, wo die Familie zuerst ihren festen Wohnsitz zu nehmen gedacht, wandte sie sich nach der Schweiz, dann wieder nach Frankreich. Lyon, Bayonne, Toulouse, die Pyrenäen, Paris waren die Stationen dieser an vielfachen Prüfungen reichen Flüchtlingsstraße, bis man wieder im Elsaß anlangte. Die Sorge für den Unterricht der Kinder — in Toulouse hatte man sich geweigert, die Ketzerkinder in den Schulen aufzunehmen — machte es nöthig, sich in Weißenburg niederzulassen, wo Claire eine Pension, ihr um zwei Jahre jüngerer Bruder das Gymnasium besuchte. Hier verloren sie die treffliche Mutter, die mit aufopfernder Liebe dem Manne unter so viel Schicksalen zur Seite gestanden und mit ihrem novellistischen Talent die Erhaltung der Familie mit ermöglicht hatte. Nach ihrem Tode blieb die Tochter bis zu ihrem 16. Jahre in der Weißenburger Pension, lebte dann fünf Jahre bei ihrem Großvater Major Weddo von Glümer in Wolfenbüttel und nahm darauf die Stelle einer Erzieherin in einer hannoverschen Familie an. Hier begann sie im Stillen, der von der Mutter ererbten „Lust zu fabuliren“ nachzugeben, verbrannte aber fast alle ihre novellistischen Versuche. Das Jahr 1848 riß sie aus diesem stillen Kreise heraus. Ihr Vater war nach Deutschland zurückgekehrt und hielt sich als Berichterstatter <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0005"/> <div type="preface"> <p>Claire von Glümer, aus einer alten braunschweigischen Patricierfamilie stammend, wurde am 18. Oktober 1825 zu Blankenburg am Harz geboren, als die älteste Tochter des Advocaten Carl Weddo von Glümer, welcher bald durch den lebhaften Antheil, den er an den politischen Kämpfen der dreißiger Jahre nahm, zu einem unstäten Wanderleben gezwungen wurde. Von Straßburg, wo die Familie zuerst ihren festen Wohnsitz zu nehmen gedacht, wandte sie sich nach der Schweiz, dann wieder nach Frankreich. Lyon, Bayonne, Toulouse, die Pyrenäen, Paris waren die Stationen dieser an vielfachen Prüfungen reichen Flüchtlingsstraße, bis man wieder im Elsaß anlangte. Die Sorge für den Unterricht der Kinder — in Toulouse hatte man sich geweigert, die Ketzerkinder in den Schulen aufzunehmen — machte es nöthig, sich in Weißenburg niederzulassen, wo Claire eine Pension, ihr um zwei Jahre jüngerer Bruder das Gymnasium besuchte. Hier verloren sie die treffliche Mutter, die mit aufopfernder Liebe dem Manne unter so viel Schicksalen zur Seite gestanden und mit ihrem novellistischen Talent die Erhaltung der Familie mit ermöglicht hatte. Nach ihrem Tode blieb die Tochter bis zu ihrem 16. Jahre in der Weißenburger Pension, lebte dann fünf Jahre bei ihrem Großvater Major Weddo von Glümer in Wolfenbüttel und nahm darauf die Stelle einer Erzieherin in einer hannoverschen Familie an. Hier begann sie im Stillen, der von der Mutter ererbten „Lust zu fabuliren“ nachzugeben, verbrannte aber fast alle ihre novellistischen Versuche. Das Jahr 1848 riß sie aus diesem stillen Kreise heraus. Ihr Vater war nach Deutschland zurückgekehrt und hielt sich als Berichterstatter<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [0005]
Claire von Glümer, aus einer alten braunschweigischen Patricierfamilie stammend, wurde am 18. Oktober 1825 zu Blankenburg am Harz geboren, als die älteste Tochter des Advocaten Carl Weddo von Glümer, welcher bald durch den lebhaften Antheil, den er an den politischen Kämpfen der dreißiger Jahre nahm, zu einem unstäten Wanderleben gezwungen wurde. Von Straßburg, wo die Familie zuerst ihren festen Wohnsitz zu nehmen gedacht, wandte sie sich nach der Schweiz, dann wieder nach Frankreich. Lyon, Bayonne, Toulouse, die Pyrenäen, Paris waren die Stationen dieser an vielfachen Prüfungen reichen Flüchtlingsstraße, bis man wieder im Elsaß anlangte. Die Sorge für den Unterricht der Kinder — in Toulouse hatte man sich geweigert, die Ketzerkinder in den Schulen aufzunehmen — machte es nöthig, sich in Weißenburg niederzulassen, wo Claire eine Pension, ihr um zwei Jahre jüngerer Bruder das Gymnasium besuchte. Hier verloren sie die treffliche Mutter, die mit aufopfernder Liebe dem Manne unter so viel Schicksalen zur Seite gestanden und mit ihrem novellistischen Talent die Erhaltung der Familie mit ermöglicht hatte. Nach ihrem Tode blieb die Tochter bis zu ihrem 16. Jahre in der Weißenburger Pension, lebte dann fünf Jahre bei ihrem Großvater Major Weddo von Glümer in Wolfenbüttel und nahm darauf die Stelle einer Erzieherin in einer hannoverschen Familie an. Hier begann sie im Stillen, der von der Mutter ererbten „Lust zu fabuliren“ nachzugeben, verbrannte aber fast alle ihre novellistischen Versuche. Das Jahr 1848 riß sie aus diesem stillen Kreise heraus. Ihr Vater war nach Deutschland zurückgekehrt und hielt sich als Berichterstatter
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Zitationshilfe: | Glümer, Claire von: Reich zu reich und arm zu arm. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 255–326. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gluemer_arm_1910/5>, abgerufen am 23.07.2024. |