Glümer, Claire von: Reich zu reich und arm zu arm. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 255–326. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.kapelle hinaus, als das Gewitter zum Ausbruch kam. Bei einem der grellen Blitze hatte der Braune gescheut, den Wagen in wilder Flucht mit fortgerissen und ihn endlich gegen einen Felsblock geschleudert, daß er umgefallen war. Claudine war mit dem Schrecken davon gekommen, aber der Müller hatte sich den Fuß verletzt, sich nur mühsam bis in die Hütte der Kräuterfrau geschleppt, die dort am Waldbache wohnt, und Claudine war fortgeeilt, um Hülfe zu holen. Das Pferd war, nachdem es das Unheil angerichtet, zitternd stehen geblieben und hatte ebenfalls in der Waldhütte Unterkunft gefunden. Pierre Bardet kratzte sich hinter den Ohren. Das ist eine dumme Geschichte, sagte er; mein Knecht, der Andre, ist noch nicht aus Pau zurück . . . was fangen wir an? Laßt mich fahren! fiel der Francois ein, der während Claudinens Erzählung unbemerkt in die Thür getreten war. Das Mädchen schrak zusammen; ein düsterer, beinahe böser Blick der braunen Augen streifte den jungen Mann, der sich dem Tische nähernd in der freimüthig zuversichtlichen Weise, die dem Bardet so verhaßt war, fortfuhr: Nichts für ungut, daß ich den guten Abend vergessen habe. Der Müller lag mir im Sinne. Nicht wahr, Henriot, du läßt mich fahren; die Schimmel halten es schon aus, und den Weg kenne ich gut genug kapelle hinaus, als das Gewitter zum Ausbruch kam. Bei einem der grellen Blitze hatte der Braune gescheut, den Wagen in wilder Flucht mit fortgerissen und ihn endlich gegen einen Felsblock geschleudert, daß er umgefallen war. Claudine war mit dem Schrecken davon gekommen, aber der Müller hatte sich den Fuß verletzt, sich nur mühsam bis in die Hütte der Kräuterfrau geschleppt, die dort am Waldbache wohnt, und Claudine war fortgeeilt, um Hülfe zu holen. Das Pferd war, nachdem es das Unheil angerichtet, zitternd stehen geblieben und hatte ebenfalls in der Waldhütte Unterkunft gefunden. Pierre Bardet kratzte sich hinter den Ohren. Das ist eine dumme Geschichte, sagte er; mein Knecht, der André, ist noch nicht aus Pau zurück . . . was fangen wir an? Laßt mich fahren! fiel der François ein, der während Claudinens Erzählung unbemerkt in die Thür getreten war. Das Mädchen schrak zusammen; ein düsterer, beinahe böser Blick der braunen Augen streifte den jungen Mann, der sich dem Tische nähernd in der freimüthig zuversichtlichen Weise, die dem Bardet so verhaßt war, fortfuhr: Nichts für ungut, daß ich den guten Abend vergessen habe. Der Müller lag mir im Sinne. Nicht wahr, Henriot, du läßt mich fahren; die Schimmel halten es schon aus, und den Weg kenne ich gut genug <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <p><pb facs="#f0015"/> kapelle hinaus, als das Gewitter zum Ausbruch kam. Bei einem der grellen Blitze hatte der Braune gescheut, den Wagen in wilder Flucht mit fortgerissen und ihn endlich gegen einen Felsblock geschleudert, daß er umgefallen war. Claudine war mit dem Schrecken davon gekommen, aber der Müller hatte sich den Fuß verletzt, sich nur mühsam bis in die Hütte der Kräuterfrau geschleppt, die dort am Waldbache wohnt, und Claudine war fortgeeilt, um Hülfe zu holen. Das Pferd war, nachdem es das Unheil angerichtet, zitternd stehen geblieben und hatte ebenfalls in der Waldhütte Unterkunft gefunden.</p><lb/> <p>Pierre Bardet kratzte sich hinter den Ohren.</p><lb/> <p>Das ist eine dumme Geschichte, sagte er; mein Knecht, der André, ist noch nicht aus Pau zurück . . . was fangen wir an?</p><lb/> <p>Laßt mich fahren! fiel der François ein, der während Claudinens Erzählung unbemerkt in die Thür getreten war.</p><lb/> <p>Das Mädchen schrak zusammen; ein düsterer, beinahe böser Blick der braunen Augen streifte den jungen Mann, der sich dem Tische nähernd in der freimüthig zuversichtlichen Weise, die dem Bardet so verhaßt war, fortfuhr:</p><lb/> <p>Nichts für ungut, daß ich den guten Abend vergessen habe. Der Müller lag mir im Sinne. Nicht wahr, Henriot, du läßt mich fahren; die Schimmel halten es schon aus, und den Weg kenne ich gut genug<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0015]
kapelle hinaus, als das Gewitter zum Ausbruch kam. Bei einem der grellen Blitze hatte der Braune gescheut, den Wagen in wilder Flucht mit fortgerissen und ihn endlich gegen einen Felsblock geschleudert, daß er umgefallen war. Claudine war mit dem Schrecken davon gekommen, aber der Müller hatte sich den Fuß verletzt, sich nur mühsam bis in die Hütte der Kräuterfrau geschleppt, die dort am Waldbache wohnt, und Claudine war fortgeeilt, um Hülfe zu holen. Das Pferd war, nachdem es das Unheil angerichtet, zitternd stehen geblieben und hatte ebenfalls in der Waldhütte Unterkunft gefunden.
Pierre Bardet kratzte sich hinter den Ohren.
Das ist eine dumme Geschichte, sagte er; mein Knecht, der André, ist noch nicht aus Pau zurück . . . was fangen wir an?
Laßt mich fahren! fiel der François ein, der während Claudinens Erzählung unbemerkt in die Thür getreten war.
Das Mädchen schrak zusammen; ein düsterer, beinahe böser Blick der braunen Augen streifte den jungen Mann, der sich dem Tische nähernd in der freimüthig zuversichtlichen Weise, die dem Bardet so verhaßt war, fortfuhr:
Nichts für ungut, daß ich den guten Abend vergessen habe. Der Müller lag mir im Sinne. Nicht wahr, Henriot, du läßt mich fahren; die Schimmel halten es schon aus, und den Weg kenne ich gut genug
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Zitationshilfe: | Glümer, Claire von: Reich zu reich und arm zu arm. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 19. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 255–326. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gluemer_arm_1910/15>, abgerufen am 16.02.2025. |