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Glück, Christian Friedrich von: Berichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1800.

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acquiriren 7); zwischen dem Vater und den Kindern, die noch
unter seiner Gewalt standen, konnte keine bürgerliche vollgültige
Verbindlichkeit Statt finden 8); sie konnten keine Verträge unter
einander schliessen 9); keinen gerichtlichen Proceß mit einander
führen 10). Diese Folgen sind zum Theil auch noch im neuern
Röm. Recht geblieben, so sehr auch dadurch das ehemalige Eigen-
thumsrecht des Vaters über seine Kinder ist beschränkt worden.
Denn sie konnten immer noch aus dem Grunde gelten, weil Va-
ter und Kinder, so lange sie in des erstern Gewalt sind, auch
noch nach dem neuern Röm. Rechte nur für eine Person an-
gesehen werden 11). Darin war aber doch

4) der Zustand der Kinder von jeher immer vortheilhafter,
als der Zustand der Sklaven, daß sie die Familienrechte hatten,
und an dem Familieneigenthum Antheil nahmen. Daher wur-
den die Kinder schon bey Lebzeiten des Vaters gewissermaßen als
Herren des väterlichen Vermögens angesehen, und waren sui
heredes
vom Vater, das ist, sie beerbten ihn ipso iure, ohne
daß eine Erklärung und Erbschaftsantretung hierzu nöthig war 12).
Es ist daher unrichtig, wenn unser Verf. sagt, daß, im Ver-
hältniß gegen den patremfamilias, der Zustand der Kinder und
Sklaven ehemals völlig gleich gewesen sey.


S. 204.
7) Pr. et §. 1. I. per quas personas cuique acquir.
8) Ist Note 2. der ersten Ausgabe.
9) §. 6. I. de inutil. stipulat. L. 50. D. ad SCtum Trebell.
10) L. 4. D. de iudic. L. 7. D. de Obl. et Act.
11) merillius lib. III. Observat. cap. 4. Iust. Lud. Theod.
brunsich Commentat. de unitate personae, quae iure Rom. in-
ter patremfam. et liberos in potestate constitutos intercedit.
Goett. 1795. 4.
12) §. 2. I. de hered. qualit. et diff. L. 11. D. de liber. et postum.
averanius Interpretat. iuris Lib. I. cap. IX.
vorzüglich aber
Ios. finestres in Praelectionib. Cervar. s. Commentar. academ.
ad Tit. Pandectar. de liberis et posthumis Part. I. Cap. II.

§. 7--11.

acquiriren 7); zwiſchen dem Vater und den Kindern, die noch
unter ſeiner Gewalt ſtanden, konnte keine buͤrgerliche vollguͤltige
Verbindlichkeit Statt finden 8); ſie konnten keine Vertraͤge unter
einander ſchlieſſen 9); keinen gerichtlichen Proceß mit einander
fuͤhren 10). Dieſe Folgen ſind zum Theil auch noch im neuern
Roͤm. Recht geblieben, ſo ſehr auch dadurch das ehemalige Eigen-
thumsrecht des Vaters uͤber ſeine Kinder iſt beſchraͤnkt worden.
Denn ſie konnten immer noch aus dem Grunde gelten, weil Va-
ter und Kinder, ſo lange ſie in des erſtern Gewalt ſind, auch
noch nach dem neuern Roͤm. Rechte nur fuͤr eine Perſon an-
geſehen werden 11). Darin war aber doch

4) der Zuſtand der Kinder von jeher immer vortheilhafter,
als der Zuſtand der Sklaven, daß ſie die Familienrechte hatten,
und an dem Familieneigenthum Antheil nahmen. Daher wur-
den die Kinder ſchon bey Lebzeiten des Vaters gewiſſermaßen als
Herren des vaͤterlichen Vermoͤgens angeſehen, und waren ſui
heredes
vom Vater, das iſt, ſie beerbten ihn ipſo iure, ohne
daß eine Erklaͤrung und Erbſchaftsantretung hierzu noͤthig war 12).
Es iſt daher unrichtig, wenn unſer Verf. ſagt, daß, im Ver-
haͤltniß gegen den patremfamilias, der Zuſtand der Kinder und
Sklaven ehemals voͤllig gleich geweſen ſey.


S. 204.
7) Pr. et §. 1. I. per quas perſonas cuique acquir.
8) Iſt Note 2. der erſten Ausgabe.
9) §. 6. I. de inutil. ſtipulat. L. 50. D. ad SCtum Trebell.
10) L. 4. D. de iudic. L. 7. D. de Obl. et Act.
11) merillius lib. III. Obſervat. cap. 4. Iuſt. Lud. Theod.
brunsich Commentat. de unitate perſonae, quae iure Rom. in-
ter patremfam. et liberos in poteſtate conſtitutos intercedit.
Goett. 1795. 4.
12) §. 2. I. de hered. qualit. et diff. L. 11. D. de liber. et poſtum.
averanius Interpretat. iuris Lib. I. cap. IX.
vorzuͤglich aber
Ioſ. finestres in Praelectionib. Cervar. ſ. Commentar. academ.
ad Tit. Pandectar. de liberis et poſthumis Part. I. Cap. II.

§. 7—11.
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[82/0088] acquiriren 7); zwiſchen dem Vater und den Kindern, die noch unter ſeiner Gewalt ſtanden, konnte keine buͤrgerliche vollguͤltige Verbindlichkeit Statt finden 8); ſie konnten keine Vertraͤge unter einander ſchlieſſen 9); keinen gerichtlichen Proceß mit einander fuͤhren 10). Dieſe Folgen ſind zum Theil auch noch im neuern Roͤm. Recht geblieben, ſo ſehr auch dadurch das ehemalige Eigen- thumsrecht des Vaters uͤber ſeine Kinder iſt beſchraͤnkt worden. Denn ſie konnten immer noch aus dem Grunde gelten, weil Va- ter und Kinder, ſo lange ſie in des erſtern Gewalt ſind, auch noch nach dem neuern Roͤm. Rechte nur fuͤr eine Perſon an- geſehen werden 11). Darin war aber doch 4) der Zuſtand der Kinder von jeher immer vortheilhafter, als der Zuſtand der Sklaven, daß ſie die Familienrechte hatten, und an dem Familieneigenthum Antheil nahmen. Daher wur- den die Kinder ſchon bey Lebzeiten des Vaters gewiſſermaßen als Herren des vaͤterlichen Vermoͤgens angeſehen, und waren ſui heredes vom Vater, das iſt, ſie beerbten ihn ipſo iure, ohne daß eine Erklaͤrung und Erbſchaftsantretung hierzu noͤthig war 12). Es iſt daher unrichtig, wenn unſer Verf. ſagt, daß, im Ver- haͤltniß gegen den patremfamilias, der Zuſtand der Kinder und Sklaven ehemals voͤllig gleich geweſen ſey. S. 204. 7) Pr. et §. 1. I. per quas perſonas cuique acquir. 8) Iſt Note 2. der erſten Ausgabe. 9) §. 6. I. de inutil. ſtipulat. L. 50. D. ad SCtum Trebell. 10) L. 4. D. de iudic. L. 7. D. de Obl. et Act. 11) merillius lib. III. Obſervat. cap. 4. Iuſt. Lud. Theod. brunsich Commentat. de unitate perſonae, quae iure Rom. in- ter patremfam. et liberos in poteſtate conſtitutos intercedit. Goett. 1795. 4. 12) §. 2. I. de hered. qualit. et diff. L. 11. D. de liber. et poſtum. averanius Interpretat. iuris Lib. I. cap. IX. vorzuͤglich aber Ioſ. finestres in Praelectionib. Cervar. ſ. Commentar. academ. ad Tit. Pandectar. de liberis et poſthumis Part. I. Cap. II. §. 7—11.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Berichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1800, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02verbesserungen_1800/88>, abgerufen am 24.11.2024.