Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.De divisione rerum et qualitate. die Kr. Diocletian und Maximian in der angeführ-ten L. un rescribiren, war von demjenigen, welcher sie in Händen hatte, iudicii mutandi causa, an einen Drit- ten verkauft, und auch demselben wirklich übergeben wor- den, blos um durch Veränderung des Gerichtszwanges dem Attalus die Ausführung seiner Ansprüche beschwer- licher zu machen. Attalus wandte sich deshalb an die erwähnte Kaiser, und frug an: ob er den alten oder neuen Besitzer belangen müsse? Die Kr. antworten ihm, er habe unter beyden die Wahl, gegen denjenigen, wel- chet iudicii mutandi causa seine Sache an den Dritten veräussert hat, könne er actione in factum ex Edicto Proconsulis Restitutionem in integrum suchen. Gegen den dritten Besitzer aber könne er actione in rem klagen, und zwar aus dem Grunde, quod in rem actionem possessio pariat adversario. Diese Worte können auf zweyerley Art erklärt werden. Erstlich, wennn man unter dem Ad- versario, den Gegner des Besitzers, also den Eigenthü- mer der Sache, versteht, welchem die Realklage gegen den Besitzer zukommt. Nun ist der Sinn dieser: weil der Besitz desjenigen, welcher die Sache in Händen hat, dem Eigenthümer (adversario) eine Realklage gegen den Besitzer verschaft, d. i. ihn in den Stand setzt, daß er seine Sache vindiciren kann. So erklären diese Worte Zugo Donellus 96), Joseph Averanius 97), dompierre de 96) in Commentar. Iuris Civil. Lib. XX. Cap. 3. Da heißt es: Inde illud in L. un. Cod. de alienat. iud mut. caus. fact. possessio in rem parit actionem adversario, nihil aliud est, quam possessionem eius, qui rem possidet, hoc praestare adversarie, id est, petitori, qui rem vindicat, ut cum possessore in rem agi possit: seu possessionem causam esse, quae vindicanti actionem in rem tribuat adversus possessorem. 97) Interpretation. Iuris Lib. I. cap. XV. n. 17. pag. 97. Glücks Erläut. d. Pand. 2. Th. N n
De diviſione rerum et qualitate. die Kr. Diocletian und Maximian in der angefuͤhr-ten L. un reſcribiren, war von demjenigen, welcher ſie in Haͤnden hatte, iudicii mutandi cauſa, an einen Drit- ten verkauft, und auch demſelben wirklich uͤbergeben wor- den, blos um durch Veraͤnderung des Gerichtszwanges dem Attalus die Ausfuͤhrung ſeiner Anſpruͤche beſchwer- licher zu machen. Attalus wandte ſich deshalb an die erwaͤhnte Kaiſer, und frug an: ob er den alten oder neuen Beſitzer belangen muͤſſe? Die Kr. antworten ihm, er habe unter beyden die Wahl, gegen denjenigen, wel- chet iudicii mutandi cauſa ſeine Sache an den Dritten veraͤuſſert hat, koͤnne er actione in factum ex Edicto Proconſulis Reſtitutionem in integrum ſuchen. Gegen den dritten Beſitzer aber koͤnne er actione in rem klagen, und zwar aus dem Grunde, quod in rem actionem poſſeſſio pariat adverſario. Dieſe Worte koͤnnen auf zweyerley Art erklaͤrt werden. Erſtlich, wennn man unter dem Ad- verſario, den Gegner des Beſitzers, alſo den Eigenthuͤ- mer der Sache, verſteht, welchem die Realklage gegen den Beſitzer zukommt. Nun iſt der Sinn dieſer: weil der Beſitz desjenigen, welcher die Sache in Haͤnden hat, dem Eigenthuͤmer (adverſario) eine Realklage gegen den Beſitzer verſchaft, d. i. ihn in den Stand ſetzt, daß er ſeine Sache vindiciren kann. So erklaͤren dieſe Worte Zugo Donellus 96), Joſeph Averanius 97), dompierre de 96) in Commentar. Iuris Civil. Lib. XX. Cap. 3. Da heißt es: Inde illud in L. un. Cod. de alienat. iud mut. cauſ. fact. poſſeſſio in rem parit actionem adverſario, nihil aliud eſt, quam poſſeſſionem eius, qui rem poſſidet, hoc praeſtare adverſarie, id eſt, petitori, qui rem vindicat, ut cum poſſeſſore in rem agi poſſit: ſeu poſſeſſionem cauſam eſſe, quae vindicanti actionem in rem tribuat adverſus poſſeſſorem. 97) Interpretation. Iuris Lib. I. cap. XV. n. 17. pag. 97. Gluͤcks Erlaͤut. d. Pand. 2. Th. N n
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De diviſione rerum et qualitate.
die Kr. Diocletian und Maximian in der angefuͤhr-
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in Haͤnden hatte, iudicii mutandi cauſa, an einen Drit-
ten verkauft, und auch demſelben wirklich uͤbergeben wor-
den, blos um durch Veraͤnderung des Gerichtszwanges
dem Attalus die Ausfuͤhrung ſeiner Anſpruͤche beſchwer-
licher zu machen. Attalus wandte ſich deshalb an die
erwaͤhnte Kaiſer, und frug an: ob er den alten oder
neuen Beſitzer belangen muͤſſe? Die Kr. antworten ihm,
er habe unter beyden die Wahl, gegen denjenigen, wel-
chet iudicii mutandi cauſa ſeine Sache an den Dritten
veraͤuſſert hat, koͤnne er actione in factum ex Edicto
Proconſulis Reſtitutionem in integrum ſuchen. Gegen
den dritten Beſitzer aber koͤnne er actione in rem klagen,
und zwar aus dem Grunde, quod in rem actionem poſſeſſio
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verſario, den Gegner des Beſitzers, alſo den Eigenthuͤ-
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der Beſitz desjenigen, welcher die Sache in
Haͤnden hat, dem Eigenthuͤmer (adverſario)
eine Realklage gegen den Beſitzer verſchaft,
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Donellus 96), Joſeph Averanius 97), dompierre
de
96) in Commentar. Iuris Civil. Lib. XX. Cap. 3. Da heißt es:
Inde illud in L. un. Cod. de alienat. iud mut. cauſ. fact.
poſſeſſio in rem parit actionem adverſario,
nihil aliud eſt, quam poſſeſſionem eius, qui rem poſſidet, hoc
praeſtare adverſarie, id eſt, petitori, qui rem vindicat, ut
cum poſſeſſore in rem agi poſſit: ſeu poſſeſſionem cauſam eſſe,
quae vindicanti actionem in rem tribuat adverſus poſſeſſorem.
97) Interpretation. Iuris Lib. I. cap. XV. n. 17. pag. 97.
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