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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 8. Tit. §. 178.
occupiren hinzu, und nimmt ein ius in re nullius 33)
an. Viele setzen noch die Possession oder eigentlich
das Possessionsrecht hinzu. Noch andere dotem,
emphyteusin, superficiem.
Allein es läßt sich, wie
Heinrich Rellinghusen 34) sagt, schon a priori bewei-
sen, daß es nicht mehr als vier Hauptgattungen des iuris
in re
gebe. Nämlich die Sache, woran mir ein Recht
zusteht, ist entweder meine eigene, oder eines andern. Ist
ersteres, so entstehet daher das Eigenthum. Ist letz-
teres, so habe ich dieses Recht entweder schon bey Lebzei-
ten des Eigenthümers, oder erst nach desselben Tode 35).
Im letztern Fall entsteht das Erbrecht. Im erstern
Fall hingegen habe ich entweder das Recht, die fremde
Sache zu gebrauchen, oder die Sache haftet mir zur
Sicherheit einer Forderung. Ersteres heißt Servitut,
letzteres aber Pfandrecht. Hierauf lassen sich nun
alle andere Arten des dinglichen Rechts reduciren, nur
nicht das ius in re nullius, auch nicht das Possessions-
recht 36). Denn ersteres ist undenkbar, und mit dem
Begriff und Wirkungen des iuris in re nicht zu verei-
nigen, da es keinen bestimmten Gegenstand hat. Das

daraus
33) in Diss. de iure in re, quae est res nullius. Halae 1779.
34) in Diss. de legibus nonnullis Romanor. cap. 21. in Ger.
oelrichs Thes. novo Dissertat. Belgicar. T. II. Vol. 2.
pag
64.
35) Nam hereditas iacens repraesentat defunctum. Man sehe
§. 169. S. 435. folg.
36) Die neueste und beste Schrift hierüber ist David de l'esdaul
Specim. iurid. inaug. de possessione speciebus iuris in re non
adnumeranda. Lugduni Batavor.
1784. 4. Nächstdem aber
verdient noch bemerkt zu werden Gottlieb sturmii Diss. de
possessione e iure in re et ad rem eliminanda; inter Disser-
tationes Eius Ienenses Vitembergae iunctim editas
et recu-
sas Ima.

1. Buch. 8. Tit. §. 178.
occupiren hinzu, und nimmt ein ius in re nullius 33)
an. Viele ſetzen noch die Poſſeſſion oder eigentlich
das Poſſeſſionsrecht hinzu. Noch andere dotem,
emphyteuſin, ſuperficiem.
Allein es laͤßt ſich, wie
Heinrich Rellinghuſen 34) ſagt, ſchon a priori bewei-
ſen, daß es nicht mehr als vier Hauptgattungen des iuris
in re
gebe. Naͤmlich die Sache, woran mir ein Recht
zuſteht, iſt entweder meine eigene, oder eines andern. Iſt
erſteres, ſo entſtehet daher das Eigenthum. Iſt letz-
teres, ſo habe ich dieſes Recht entweder ſchon bey Lebzei-
ten des Eigenthuͤmers, oder erſt nach deſſelben Tode 35).
Im letztern Fall entſteht das Erbrecht. Im erſtern
Fall hingegen habe ich entweder das Recht, die fremde
Sache zu gebrauchen, oder die Sache haftet mir zur
Sicherheit einer Forderung. Erſteres heißt Servitut,
letzteres aber Pfandrecht. Hierauf laſſen ſich nun
alle andere Arten des dinglichen Rechts reduciren, nur
nicht das ius in re nullius, auch nicht das Poſſeſſions-
recht 36). Denn erſteres iſt undenkbar, und mit dem
Begriff und Wirkungen des iuris in re nicht zu verei-
nigen, da es keinen beſtimmten Gegenſtand hat. Das

daraus
33) in Diſſ. de iure in re, quae eſt res nullius. Halae 1779.
34) in Diſſ. de legibus nonnullis Romanor. cap. 21. in Ger.
oelrichs Theſ. novo Diſſertat. Belgicar. T. II. Vol. 2.
pag
64.
35) Nam hereditas iacens repraeſentat defunctum. Man ſehe
§. 169. S. 435. folg.
36) Die neueſte und beſte Schrift hieruͤber iſt David de l’esdaul
Specim. iurid. inaug. de poſſeſſione ſpeciebus iuris in re non
adnumeranda. Lugduni Batavor.
1784. 4. Naͤchſtdem aber
verdient noch bemerkt zu werden Gottlieb sturmii Diſſ. de
poſſeſſione e iure in re et ad rem eliminanda; inter Diſſer-
tationes Eius Ienenſes Vitembergae iunctim editas
et recu-
ſas Ima.
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[504/0518] 1. Buch. 8. Tit. §. 178. occupiren hinzu, und nimmt ein ius in re nullius 33) an. Viele ſetzen noch die Poſſeſſion oder eigentlich das Poſſeſſionsrecht hinzu. Noch andere dotem, emphyteuſin, ſuperficiem. Allein es laͤßt ſich, wie Heinrich Rellinghuſen 34) ſagt, ſchon a priori bewei- ſen, daß es nicht mehr als vier Hauptgattungen des iuris in re gebe. Naͤmlich die Sache, woran mir ein Recht zuſteht, iſt entweder meine eigene, oder eines andern. Iſt erſteres, ſo entſtehet daher das Eigenthum. Iſt letz- teres, ſo habe ich dieſes Recht entweder ſchon bey Lebzei- ten des Eigenthuͤmers, oder erſt nach deſſelben Tode 35). Im letztern Fall entſteht das Erbrecht. Im erſtern Fall hingegen habe ich entweder das Recht, die fremde Sache zu gebrauchen, oder die Sache haftet mir zur Sicherheit einer Forderung. Erſteres heißt Servitut, letzteres aber Pfandrecht. Hierauf laſſen ſich nun alle andere Arten des dinglichen Rechts reduciren, nur nicht das ius in re nullius, auch nicht das Poſſeſſions- recht 36). Denn erſteres iſt undenkbar, und mit dem Begriff und Wirkungen des iuris in re nicht zu verei- nigen, da es keinen beſtimmten Gegenſtand hat. Das daraus 33) in Diſſ. de iure in re, quae eſt res nullius. Halae 1779. 34) in Diſſ. de legibus nonnullis Romanor. cap. 21. in Ger. oelrichs Theſ. novo Diſſertat. Belgicar. T. II. Vol. 2. pag 64. 35) Nam hereditas iacens repraeſentat defunctum. Man ſehe §. 169. S. 435. folg. 36) Die neueſte und beſte Schrift hieruͤber iſt David de l’esdaul Specim. iurid. inaug. de poſſeſſione ſpeciebus iuris in re non adnumeranda. Lugduni Batavor. 1784. 4. Naͤchſtdem aber verdient noch bemerkt zu werden Gottlieb sturmii Diſſ. de poſſeſſione e iure in re et ad rem eliminanda; inter Diſſer- tationes Eius Ienenſes Vitembergae iunctim editas et recu- ſas Ima.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/518>, abgerufen am 25.07.2024.