Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.De divisione rerum et qualitate. Man setze also, daß ein Schreiner sein Haus verkaufte,so kann der Käufer die im Boden der Werkstatt festge- nagelte Hobelbank nicht verlangen 36). Eine gleiche Beschaffenheit hat es mit solchen Sachen, die dem Be- sitzer blos zur Pracht, Ueberfluß und Ueppigkeit dienen, und nicht zur Vollständigkeit des Uebrigen nöthig sind. Diese sind selbst alsdann nicht als Zubehör anzusehen, wenn sie auch einigermaßen befestiget seyn sollten. Man glaubt die Befestigung sey doch nur zu einer zeitigen Ab- sicht des Besitzers geschehen, ohne daß sie deshalb bey dem Gebäude immer bleiben sollten. Dahin gehören festgemachte Spiegel, Wandblaker, Kronleuchter. Die- se Ausnahme bestätigen L. 17. §. 4. D. de act. emti. L. 245. D. de Verb. Significat. In der erstern Stelle heißt es: Reticuli circa columnas, plutei circa pa- rietes, item cilicia vela aedium non sunt. Reticuli war das Gitterwerk zwischen den Säulen vor dem Hau- se, das einen bedeckten Säulengang hatte, welches aus Sennen zu bestehen pflegte. Ein solcher mit Teppichen überspannter Spaziergang vor dem Hauße hieß Hypae- thrium L. 12. §. 20. D de instruct. vel instrum. leg. Cilicia vela hiessen Vorhänge von wollenen Zeuge, wel- che man vor die Thüren und Fenster machte. In der andern Stelle wird gesagt: Statuae adfixae basibus structilibus aut tabulae religatae catenis, aut erga parie- 36) Noch einen andern Fall hat leyser Spec. CCIX. med. 10.
Sic cum aliquando tinctor doctori aedes vendidisset, et ahenum calce adfixum, den eingemauerten Kessel tollere vel- let, hoc ei, contradicente licet emtore, permissum fuit. Er giebt dabey die ganz richtige Regel: Vasa et instrumen- ta, quae non tam praedii et aedium, quam arti- ficii exercendi causa comparata et defossa, et infixa sunt, non praedium, sed artificis per- sonam sequuntur, nec unquam emtori cedunt. De diviſione rerum et qualitate. Man ſetze alſo, daß ein Schreiner ſein Haus verkaufte,ſo kann der Kaͤufer die im Boden der Werkſtatt feſtge- nagelte Hobelbank nicht verlangen 36). Eine gleiche Beſchaffenheit hat es mit ſolchen Sachen, die dem Be- ſitzer blos zur Pracht, Ueberfluß und Ueppigkeit dienen, und nicht zur Vollſtaͤndigkeit des Uebrigen noͤthig ſind. Dieſe ſind ſelbſt alsdann nicht als Zubehoͤr anzuſehen, wenn ſie auch einigermaßen befeſtiget ſeyn ſollten. Man glaubt die Befeſtigung ſey doch nur zu einer zeitigen Ab- ſicht des Beſitzers geſchehen, ohne daß ſie deshalb bey dem Gebaͤude immer bleiben ſollten. Dahin gehoͤren feſtgemachte Spiegel, Wandblaker, Kronleuchter. Die- ſe Ausnahme beſtaͤtigen L. 17. §. 4. D. de act. emti. L. 245. D. de Verb. Significat. In der erſtern Stelle heißt es: Reticuli circa columnas, plutei circa pa- rietes, item cilicia vela aedium non ſunt. Reticuli war das Gitterwerk zwiſchen den Saͤulen vor dem Hau- ſe, das einen bedeckten Saͤulengang hatte, welches aus Sennen zu beſtehen pflegte. Ein ſolcher mit Teppichen uͤberſpannter Spaziergang vor dem Hauße hieß Hypae- thrium L. 12. §. 20. D de inſtruct. vel inſtrum. leg. Cilicia vela hieſſen Vorhaͤnge von wollenen Zeuge, wel- che man vor die Thuͤren und Fenſter machte. In der andern Stelle wird geſagt: Statuae adfixae baſibus ſtructilibus aut tabulae religatae catenis, aut erga parie- 36) Noch einen andern Fall hat leyser Spec. CCIX. med. 10.
Sic cum aliquando tinctor doctori aedes vendidiſſet, et ahenum calce adfixum, den eingemauerten Keſſel tollere vel- let, hoc ei, contradicente licet emtore, permiſſum fuit. Er giebt dabey die ganz richtige Regel: Vaſa et inſtrumen- ta, quae non tam praedii et aedium, quam arti- ficii exercendi cauſa comparata et defoſſa, et infixa ſunt, non praedium, ſed artificis per- ſonam ſequuntur, nec unquam emtori cedunt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0489" n="475"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">De diviſione rerum et qualitate.</hi></fw><lb/> Man ſetze alſo, daß ein Schreiner ſein Haus verkaufte,<lb/> ſo kann der Kaͤufer die im Boden der Werkſtatt feſtge-<lb/> nagelte Hobelbank nicht verlangen <note place="foot" n="36)">Noch einen andern Fall hat <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">leyser</hi> Spec. CCIX. med. 10.<lb/><hi rendition="#i">Sic cum aliquando tinctor doctori aedes vendidiſſet, et ahenum<lb/> calce adfixum</hi>,</hi> <hi rendition="#g">den eingemauerten Keſſel</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">tollere vel-<lb/> let, hoc ei, contradicente licet emtore, permiſſum fuit.</hi></hi> Er<lb/> giebt dabey die ganz richtige Regel: <hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Vaſa et inſtrumen-<lb/> ta, quae non tam praedii et aedium, quam arti-<lb/> ficii exercendi cauſa comparata et defoſſa, et<lb/> infixa ſunt, non praedium, ſed artificis per-<lb/> ſonam ſequuntur, nec unquam emtori cedunt</hi></hi>.</note>. Eine gleiche<lb/> Beſchaffenheit hat es mit ſolchen Sachen, die dem Be-<lb/> ſitzer blos zur Pracht, Ueberfluß und Ueppigkeit dienen,<lb/> und nicht zur Vollſtaͤndigkeit des Uebrigen noͤthig ſind.<lb/> Dieſe ſind ſelbſt alsdann nicht als Zubehoͤr anzuſehen,<lb/> wenn ſie auch einigermaßen befeſtiget ſeyn ſollten. Man<lb/> glaubt die Befeſtigung ſey doch nur zu einer zeitigen Ab-<lb/> ſicht des Beſitzers geſchehen, ohne daß ſie deshalb bey<lb/> dem Gebaͤude immer bleiben ſollten. Dahin gehoͤren<lb/> feſtgemachte Spiegel, Wandblaker, Kronleuchter. Die-<lb/> ſe Ausnahme beſtaͤtigen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 17. §. 4. <hi rendition="#i">D. de act. emti.<lb/> L.</hi> 245. <hi rendition="#i">D. de Verb. Significat.</hi></hi> In der erſtern Stelle<lb/> heißt es: <hi rendition="#aq">Reticuli circa columnas, plutei circa pa-<lb/> rietes, item cilicia vela aedium non ſunt. <hi rendition="#i">Reticuli</hi></hi><lb/> war das Gitterwerk zwiſchen den Saͤulen vor dem Hau-<lb/> ſe, das einen bedeckten Saͤulengang hatte, welches aus<lb/> Sennen zu beſtehen pflegte. Ein ſolcher mit Teppichen<lb/> uͤberſpannter Spaziergang vor dem Hauße hieß <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">Hypae-<lb/> thrium</hi> L.</hi> 12. §. 20. <hi rendition="#i">D de inſtruct. vel inſtrum. leg.<lb/> Cilicia vela</hi></hi> hieſſen Vorhaͤnge von wollenen Zeuge, wel-<lb/> che man vor die Thuͤren und Fenſter machte. In der<lb/> andern Stelle wird geſagt: <hi rendition="#aq">Statuae adfixae baſibus<lb/> ſtructilibus aut tabulae religatae catenis, aut erga</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">parie-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [475/0489]
De diviſione rerum et qualitate.
Man ſetze alſo, daß ein Schreiner ſein Haus verkaufte,
ſo kann der Kaͤufer die im Boden der Werkſtatt feſtge-
nagelte Hobelbank nicht verlangen 36). Eine gleiche
Beſchaffenheit hat es mit ſolchen Sachen, die dem Be-
ſitzer blos zur Pracht, Ueberfluß und Ueppigkeit dienen,
und nicht zur Vollſtaͤndigkeit des Uebrigen noͤthig ſind.
Dieſe ſind ſelbſt alsdann nicht als Zubehoͤr anzuſehen,
wenn ſie auch einigermaßen befeſtiget ſeyn ſollten. Man
glaubt die Befeſtigung ſey doch nur zu einer zeitigen Ab-
ſicht des Beſitzers geſchehen, ohne daß ſie deshalb bey
dem Gebaͤude immer bleiben ſollten. Dahin gehoͤren
feſtgemachte Spiegel, Wandblaker, Kronleuchter. Die-
ſe Ausnahme beſtaͤtigen L. 17. §. 4. D. de act. emti.
L. 245. D. de Verb. Significat. In der erſtern Stelle
heißt es: Reticuli circa columnas, plutei circa pa-
rietes, item cilicia vela aedium non ſunt. Reticuli
war das Gitterwerk zwiſchen den Saͤulen vor dem Hau-
ſe, das einen bedeckten Saͤulengang hatte, welches aus
Sennen zu beſtehen pflegte. Ein ſolcher mit Teppichen
uͤberſpannter Spaziergang vor dem Hauße hieß Hypae-
thrium L. 12. §. 20. D de inſtruct. vel inſtrum. leg.
Cilicia vela hieſſen Vorhaͤnge von wollenen Zeuge, wel-
che man vor die Thuͤren und Fenſter machte. In der
andern Stelle wird geſagt: Statuae adfixae baſibus
ſtructilibus aut tabulae religatae catenis, aut erga
parie-
36) Noch einen andern Fall hat leyser Spec. CCIX. med. 10.
Sic cum aliquando tinctor doctori aedes vendidiſſet, et ahenum
calce adfixum, den eingemauerten Keſſel tollere vel-
let, hoc ei, contradicente licet emtore, permiſſum fuit. Er
giebt dabey die ganz richtige Regel: Vaſa et inſtrumen-
ta, quae non tam praedii et aedium, quam arti-
ficii exercendi cauſa comparata et defoſſa, et
infixa ſunt, non praedium, ſed artificis per-
ſonam ſequuntur, nec unquam emtori cedunt.
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