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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 8. Tit. §. 169.
res derelictae, verlassene Sachen, genennt 13), z. B.
der ehemalige Herr hat seine Sache weggeworffen, und
sich ihrer begeben. Was zur Dereliction gehört, wird
erst künftig im Tit. de acquir. rer. dominio (§. 1734.
Aut.
) vorkommen. Sachen hingegen, die von Natur
herrenlos sind, d. i. die noch nie einen Herrn gehabt ha-
ben, sind entweder von der Art, daß sie durch die Occu-
pation ein Eigenthum eines Jeden werden können, oder
sie sind solche, die zwar Jeder zu gebrauchen, die Frey-
heit hat, davon aber Niemand ein ausschliessendes Ei-
genthum im Ganzen erwerben kann. Sachen der er-
sten Gattung werden res nullius im strengen
Verstande
genennt, dahin gehört alles Wilpret, alle
Fische im Flüssen, und was sich an den Ufern der Flüsse,
des Meers und der Seen, als deren Auswurf, findet 14).
Herrenlose Sachen der letztern Art aber werden res com-
munes
genennt. Zu diesen werden in den römischen Ge-
setzen die Luft, das fliessende Wasser, das Meer und die
Ufer des Meers gerechnet 15). Jedoch ist alles dies nur
vom Ganzen zu verstehen, nicht von kleinern Thei-
len, die man sich hiervon allerdings zu eigen machen
kann 16). Die Luft an sich, sofern sie diese ganze Er-
de umgiebt, und kein lebendiges Geschöpf ohne sie leben
kann, ist unstreitig eine commune Sache im Sinne des
römischen Rechts. Ein jeder kann sich derselben zu sei-
nen Bedürfnissen bedienen, keiner aber ist fähig, sie ganz
zu occupiren. Allein der Luftraum, der über Eines Grund

und
13) §. 47. I. de Rer. Div. L. 1. et 2. D. pro derelicto.
14) §. 12. I. h. t. L. 1. §. 1. D. de Acquir. Rer. Dom. L. 1.
§. 1. D. de Acquir. vel amitt. poss. §. 18. I. et L. 3. D. de
Rer. Divis.
15) §. 1. I. et L. 2 §. 1. D. h. t.
16) S. Nettelbladt in der angef. Dissertat. Sect. I. §. 6.

1. Buch. 8. Tit. §. 169.
res derelictae, verlaſſene Sachen, genennt 13), z. B.
der ehemalige Herr hat ſeine Sache weggeworffen, und
ſich ihrer begeben. Was zur Dereliction gehoͤrt, wird
erſt kuͤnftig im Tit. de acquir. rer. dominio (§. 1734.
Aut.
) vorkommen. Sachen hingegen, die von Natur
herrenlos ſind, d. i. die noch nie einen Herrn gehabt ha-
ben, ſind entweder von der Art, daß ſie durch die Occu-
pation ein Eigenthum eines Jeden werden koͤnnen, oder
ſie ſind ſolche, die zwar Jeder zu gebrauchen, die Frey-
heit hat, davon aber Niemand ein ausſchlieſſendes Ei-
genthum im Ganzen erwerben kann. Sachen der er-
ſten Gattung werden res nullius im ſtrengen
Verſtande
genennt, dahin gehoͤrt alles Wilpret, alle
Fiſche im Fluͤſſen, und was ſich an den Ufern der Fluͤſſe,
des Meers und der Seen, als deren Auswurf, findet 14).
Herrenloſe Sachen der letztern Art aber werden res com-
munes
genennt. Zu dieſen werden in den roͤmiſchen Ge-
ſetzen die Luft, das flieſſende Waſſer, das Meer und die
Ufer des Meers gerechnet 15). Jedoch iſt alles dies nur
vom Ganzen zu verſtehen, nicht von kleinern Thei-
len, die man ſich hiervon allerdings zu eigen machen
kann 16). Die Luft an ſich, ſofern ſie dieſe ganze Er-
de umgiebt, und kein lebendiges Geſchoͤpf ohne ſie leben
kann, iſt unſtreitig eine commune Sache im Sinne des
roͤmiſchen Rechts. Ein jeder kann ſich derſelben zu ſei-
nen Beduͤrfniſſen bedienen, keiner aber iſt faͤhig, ſie ganz
zu occupiren. Allein der Luftraum, der uͤber Eines Grund

und
13) §. 47. I. de Rer. Div. L. 1. et 2. D. pro derelicto.
14) §. 12. I. h. t. L. 1. §. 1. D. de Acquir. Rer. Dom. L. 1.
§. 1. D. de Acquir. vel amitt. poſſ. §. 18. I. et L. 3. D. de
Rer. Diviſ.
15) §. 1. I. et L. 2 §. 1. D. h. t.
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[438/0452] 1. Buch. 8. Tit. §. 169. res derelictae, verlaſſene Sachen, genennt 13), z. B. der ehemalige Herr hat ſeine Sache weggeworffen, und ſich ihrer begeben. Was zur Dereliction gehoͤrt, wird erſt kuͤnftig im Tit. de acquir. rer. dominio (§. 1734. Aut.) vorkommen. Sachen hingegen, die von Natur herrenlos ſind, d. i. die noch nie einen Herrn gehabt ha- ben, ſind entweder von der Art, daß ſie durch die Occu- pation ein Eigenthum eines Jeden werden koͤnnen, oder ſie ſind ſolche, die zwar Jeder zu gebrauchen, die Frey- heit hat, davon aber Niemand ein ausſchlieſſendes Ei- genthum im Ganzen erwerben kann. Sachen der er- ſten Gattung werden res nullius im ſtrengen Verſtande genennt, dahin gehoͤrt alles Wilpret, alle Fiſche im Fluͤſſen, und was ſich an den Ufern der Fluͤſſe, des Meers und der Seen, als deren Auswurf, findet 14). Herrenloſe Sachen der letztern Art aber werden res com- munes genennt. Zu dieſen werden in den roͤmiſchen Ge- ſetzen die Luft, das flieſſende Waſſer, das Meer und die Ufer des Meers gerechnet 15). Jedoch iſt alles dies nur vom Ganzen zu verſtehen, nicht von kleinern Thei- len, die man ſich hiervon allerdings zu eigen machen kann 16). Die Luft an ſich, ſofern ſie dieſe ganze Er- de umgiebt, und kein lebendiges Geſchoͤpf ohne ſie leben kann, iſt unſtreitig eine commune Sache im Sinne des roͤmiſchen Rechts. Ein jeder kann ſich derſelben zu ſei- nen Beduͤrfniſſen bedienen, keiner aber iſt faͤhig, ſie ganz zu occupiren. Allein der Luftraum, der uͤber Eines Grund und 13) §. 47. I. de Rer. Div. L. 1. et 2. D. pro derelicto. 14) §. 12. I. h. t. L. 1. §. 1. D. de Acquir. Rer. Dom. L. 1. §. 1. D. de Acquir. vel amitt. poſſ. §. 18. I. et L. 3. D. de Rer. Diviſ. 15) §. 1. I. et L. 2 §. 1. D. h. t. 16) S. Nettelbladt in der angef. Diſſertat. Sect. I. §. 6.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/452>, abgerufen am 22.11.2024.