Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.1. Buch. 8. Tit. §. 169. mit sie kein Gegenstand der Occupation werden, undNiemand, ausser dem Erben, sich daran vergreifen mö- ge 8). Nur allein dem Erben stehet ein ausschliessendes Recht zu, die Erbschaft zu erwerben, so ihm wider sei- nen Willen nicht genommen werden kann. Von seiner Erklärung hängt es also einzig ab, Herr davon zu wer- den. Die Erbschaft gehört ihm folglich unter dieser Be- dingung allein. Daher wird sie nun auch res heredis genennt, und, gewisser Folgen wegen, bereits als ein Eigenthum des Erben betrachtet 9). Zu denen Sachen, die der Verstorbene bey seinem Leben ihn hatte. Denn eigent- licher Besitz ist facti, und erfordert körperliche Detention der Sache; diese ist beym Verstorbenen aber nicht denkbar. Son- dern das Gesetz sagt qualisqualis possessio: hoc est, wie es averanius Interpretat. iuris T. II. Lib IV. cap. XXII. n. 17. p. 120. erklärt, eiusmodi, ut possit iungi cum possessione fu- turi heredis, nec per defuncti mortem interrumpatur. Dieß bestätiget L. 30. pr. D. ex quib. caus. maior. possessio defancti, quasi iuncta, descendit ad heredem, et plerumque nondum hereditate adita completur. 8) Ant. faber in Rational. ad L. 1. D. h. t. Jedoch hat der Satz: hereditas iacens defuncti personam sustinet noch meh- rere andere Folgen, wie Henr. kellinghusen in Diss. de legibus nonnullis Romanor. Franequ. 1744 (in oelrichs Thes. nov. Dissertat. iuridicar. Vol. II. T. II. N. 1.) cap. XXI. zeigt. Ich will nur ein paar Worte daraus anführen: Here- ditas iacens repraesentat defuncti personam, hoc est, manet post mortem cuiusque status eius externus quoad bona. Ergo con- dictio furtiva, licet ex delicto oriatur, in heredem est danda. Ergo recte dixit Imperator, si tantummodo esset persecutoria ex lege Aquilia actio, in heredem competituram etc. 9) L. 24. D. de Novat. Westphal in dem oben angef. Buch
S. 10. Zwar scheint §. 2. I. de hered. institut. entgegen zu seyn, in welchem gesagt wird: nondum adita hereditas per- sonae vicem sustinet, non heredis futuri, sed defuncti; allein dieses 1. Buch. 8. Tit. §. 169. mit ſie kein Gegenſtand der Occupation werden, undNiemand, auſſer dem Erben, ſich daran vergreifen moͤ- ge 8). Nur allein dem Erben ſtehet ein ausſchlieſſendes Recht zu, die Erbſchaft zu erwerben, ſo ihm wider ſei- nen Willen nicht genommen werden kann. Von ſeiner Erklaͤrung haͤngt es alſo einzig ab, Herr davon zu wer- den. Die Erbſchaft gehoͤrt ihm folglich unter dieſer Be- dingung allein. Daher wird ſie nun auch res heredis genennt, und, gewiſſer Folgen wegen, bereits als ein Eigenthum des Erben betrachtet 9). Zu denen Sachen, die der Verſtorbene bey ſeinem Leben ihn hatte. Denn eigent- licher Beſitz iſt facti, und erfordert koͤrperliche Detention der Sache; dieſe iſt beym Verſtorbenen aber nicht denkbar. Son- dern das Geſetz ſagt qualisqualis poſſeſſio: hoc eſt, wie es averanius Interpretat. iuris T. II. Lib IV. cap. XXII. n. 17. p. 120. erklaͤrt, eiusmodi, ut poſſit iungi cum poſſeſſione fu- turi heredis, nec per defuncti mortem interrumpatur. Dieß beſtaͤtiget L. 30. pr. D. ex quib. cauſ. maior. poſſeſſio defancti, quaſi iuncta, deſcendit ad heredem, et plerumque nondum hereditate adita completur. 8) Ant. faber in Rational. ad L. 1. D. h. t. Jedoch hat der Satz: hereditas iacens defuncti perſonam ſuſtinet noch meh- rere andere Folgen, wie Henr. kellinghusen in Diſſ. de legibus nonnullis Romanor. Franequ. 1744 (in oelrichs Theſ. nov. Diſſertat. iuridicar. Vol. II. T. II. N. 1.) cap. XXI. zeigt. Ich will nur ein paar Worte daraus anfuͤhren: Here- ditas iacens repraeſentat defuncti perſonam, hoc eſt, manet poſt mortem cuiusque ſtatus eius externus quoad bona. Ergo con- dictio furtiva, licet ex delicto oriatur, in heredem eſt danda. Ergo recte dixit Imperator, ſi tantummodo eſſet perſecutoria ex lege Aquilia actio, in heredem competituram etc. 9) L. 24. D. de Novat. Weſtphal in dem oben angef. Buch
S. 10. Zwar ſcheint §. 2. I. de hered. inſtitut. entgegen zu ſeyn, in welchem geſagt wird: nondum adita hereditas per- ſonae vicem ſuſtinet, non heredis futuri, ſed defuncti; allein dieſes <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0450" n="436"/><fw place="top" type="header">1. Buch. 8. Tit. §. 169.</fw><lb/> mit ſie kein Gegenſtand der Occupation werden, und<lb/> Niemand, auſſer dem Erben, ſich daran vergreifen moͤ-<lb/> ge <note place="foot" n="8)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ant</hi>. <hi rendition="#k">faber</hi> in Rational. ad L. 1. D. h. t.</hi> Jedoch hat der<lb/> Satz: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">hereditas iacens defuncti perſonam ſuſtinet</hi></hi> noch meh-<lb/> rere andere Folgen, wie <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Henr</hi>. <hi rendition="#k">kellinghusen</hi> in Diſſ. de<lb/> legibus nonnullis Romanor. <hi rendition="#i">Franequ</hi>. 1744 (in <hi rendition="#k">oelrichs</hi><lb/><hi rendition="#i">Theſ. nov. Diſſertat. iuridicar. Vol. II. T. II. N.</hi> 1.) cap. XXI.</hi><lb/> zeigt. Ich will nur ein paar Worte daraus anfuͤhren: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Here-<lb/> ditas iacens repraeſentat defuncti perſonam</hi>, hoc eſt, manet poſt<lb/> mortem cuiusque ſtatus eius externus quoad bona. Ergo con-<lb/> dictio furtiva, licet ex delicto oriatur, in heredem eſt danda.<lb/> Ergo recte dixit Imperator, ſi tantummodo eſſet perſecutoria<lb/> ex lege Aquilia actio, in heredem competituram etc.</hi></note>. Nur allein dem Erben ſtehet ein ausſchlieſſendes<lb/> Recht zu, die Erbſchaft zu erwerben, ſo ihm wider ſei-<lb/> nen Willen nicht genommen werden kann. Von ſeiner<lb/> Erklaͤrung haͤngt es alſo einzig ab, Herr davon zu wer-<lb/> den. Die Erbſchaft gehoͤrt ihm folglich unter dieſer Be-<lb/> dingung allein. Daher wird ſie nun auch <hi rendition="#aq">res heredis</hi><lb/> genennt, und, gewiſſer Folgen wegen, bereits als ein<lb/> Eigenthum des Erben betrachtet <note xml:id="seg2pn_68_1" next="#seg2pn_68_2" place="foot" n="9)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi></hi> 24. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">D. de Novat.</hi></hi> <hi rendition="#g">Weſtphal</hi> in dem oben angef. Buch<lb/> S. 10. Zwar ſcheint <hi rendition="#i">§</hi>. 2. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">I. de hered. inſtitut.</hi></hi> entgegen zu<lb/> ſeyn, in welchem geſagt wird: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">nondum adita hereditas per-<lb/> ſonae vicem ſuſtinet, non heredis futuri, ſed defuncti;</hi></hi> allein<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dieſes</fw></note>. Zu denen Sachen,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_67_2" prev="#seg2pn_67_1" place="foot" n="7)">der Verſtorbene bey ſeinem Leben ihn hatte. Denn eigent-<lb/> licher Beſitz iſt <hi rendition="#aq">facti,</hi> und erfordert koͤrperliche Detention der<lb/> Sache; dieſe iſt beym Verſtorbenen aber nicht denkbar. Son-<lb/> dern das Geſetz ſagt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">qualisqualis poſſeſſio:</hi> hoc eſt,</hi> wie es<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">averanius</hi> Interpretat. iuris T. II. Lib IV. cap. XXII. n. 17.<lb/> p.</hi> 120. erklaͤrt, <hi rendition="#aq">eiusmodi, ut poſſit iungi cum poſſeſſione fu-<lb/> turi heredis, nec per defuncti mortem interrumpatur.</hi> Dieß<lb/> beſtaͤtiget <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi></hi> 30. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">pr. D. ex quib. cauſ. maior.</hi> poſſeſſio defancti,<lb/> quaſi iuncta, deſcendit ad heredem, et plerumque nondum<lb/> hereditate adita completur.</hi></note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [436/0450]
1. Buch. 8. Tit. §. 169.
mit ſie kein Gegenſtand der Occupation werden, und
Niemand, auſſer dem Erben, ſich daran vergreifen moͤ-
ge 8). Nur allein dem Erben ſtehet ein ausſchlieſſendes
Recht zu, die Erbſchaft zu erwerben, ſo ihm wider ſei-
nen Willen nicht genommen werden kann. Von ſeiner
Erklaͤrung haͤngt es alſo einzig ab, Herr davon zu wer-
den. Die Erbſchaft gehoͤrt ihm folglich unter dieſer Be-
dingung allein. Daher wird ſie nun auch res heredis
genennt, und, gewiſſer Folgen wegen, bereits als ein
Eigenthum des Erben betrachtet 9). Zu denen Sachen,
die
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8) Ant. faber in Rational. ad L. 1. D. h. t. Jedoch hat der
Satz: hereditas iacens defuncti perſonam ſuſtinet noch meh-
rere andere Folgen, wie Henr. kellinghusen in Diſſ. de
legibus nonnullis Romanor. Franequ. 1744 (in oelrichs
Theſ. nov. Diſſertat. iuridicar. Vol. II. T. II. N. 1.) cap. XXI.
zeigt. Ich will nur ein paar Worte daraus anfuͤhren: Here-
ditas iacens repraeſentat defuncti perſonam, hoc eſt, manet poſt
mortem cuiusque ſtatus eius externus quoad bona. Ergo con-
dictio furtiva, licet ex delicto oriatur, in heredem eſt danda.
Ergo recte dixit Imperator, ſi tantummodo eſſet perſecutoria
ex lege Aquilia actio, in heredem competituram etc.
9) L. 24. D. de Novat. Weſtphal in dem oben angef. Buch
S. 10. Zwar ſcheint §. 2. I. de hered. inſtitut. entgegen zu
ſeyn, in welchem geſagt wird: nondum adita hereditas per-
ſonae vicem ſuſtinet, non heredis futuri, ſed defuncti; allein
dieſes
7) der Verſtorbene bey ſeinem Leben ihn hatte. Denn eigent-
licher Beſitz iſt facti, und erfordert koͤrperliche Detention der
Sache; dieſe iſt beym Verſtorbenen aber nicht denkbar. Son-
dern das Geſetz ſagt qualisqualis poſſeſſio: hoc eſt, wie es
averanius Interpretat. iuris T. II. Lib IV. cap. XXII. n. 17.
p. 120. erklaͤrt, eiusmodi, ut poſſit iungi cum poſſeſſione fu-
turi heredis, nec per defuncti mortem interrumpatur. Dieß
beſtaͤtiget L. 30. pr. D. ex quib. cauſ. maior. poſſeſſio defancti,
quaſi iuncta, deſcendit ad heredem, et plerumque nondum
hereditate adita completur.
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