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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 7. Tit. §. 149.

I) Die Adoption ist nur ein subsidiari-
sches Mittel, die väterliche Gewalt zu erwer-
ben, und blos zum Behuf für die erfunden,
welche sich keine Hoffnung auf leibliche Kin-
der mehr zu machen haben
9).

II) Sie ahmet die Natur nach10); das
heißt, die Aufnahme an Kindesstatt darf wieder kein na-
türliches Verhältniß verstossen. Es muß also der Natur
nach nicht unmöglich seyn, daß der Anzunehmende mein
Kind oder Enkel, wofür er angenommen wird, seyn könne.
Denn man fingirt, als ob Adoptans das Adoptivkind ge-
zeugt habe; oder das solches von seinem Descendenten
sey gezeugt worden. Daher sagt nun Cajus 11): Adop-
tio naturae similitudo est, ut aliquis filium habere possit,
quem non generaverit;
und Javolen 12) druckt sich hie-
rüber folgender maßen aus: adoptio in bis personis locum
habet, in quibus etiam natura potest habere.
Endlich

III) Die Adoption darf weder dem anzu-
nehmenden Kinde noch einem Dritten zum
Nachtheil gereichen
.

Alle drey Sätze sind fruchtbar an Folgen. Aus
dem ersten folgt,

1) daß diejenigen der Regel nach nicht adoptiren
können, welche Alters halben selbst zum Kinderzeugen
annoch tüchtig sind. Dahin gehören Mannspersonen, die

das
9) theophilus in Paraphr. gr. Institut. Iustin, ad pr. de adopt.
10) §. 4. I. h. t.
11) Institut. lib. l. Tlt. 5. pr. in schulting iurispr. Antejust.
pag.
42. Papinian L. 23. D. de lib. et postum. nennt
die Adoption imaginem naturae.
12) L. 16. D. h. t.
1. Buch. 7. Tit. §. 149.

I) Die Adoption iſt nur ein ſubſidiari-
ſches Mittel, die vaͤterliche Gewalt zu erwer-
ben, und blos zum Behuf fuͤr die erfunden,
welche ſich keine Hoffnung auf leibliche Kin-
der mehr zu machen haben
9).

II) Sie ahmet die Natur nach10); das
heißt, die Aufnahme an Kindesſtatt darf wieder kein na-
tuͤrliches Verhaͤltniß verſtoſſen. Es muß alſo der Natur
nach nicht unmoͤglich ſeyn, daß der Anzunehmende mein
Kind oder Enkel, wofuͤr er angenommen wird, ſeyn koͤnne.
Denn man fingirt, als ob Adoptans das Adoptivkind ge-
zeugt habe; oder das ſolches von ſeinem Deſcendenten
ſey gezeugt worden. Daher ſagt nun Cajus 11): Adop-
tio naturae ſimilitudo eſt, ut aliquis filium habere poſſit,
quem non generaverit;
und Javolen 12) druckt ſich hie-
ruͤber folgender maßen aus: adoptio in bis perſonis locum
habet, in quibus etiam natura poteſt habere.
Endlich

III) Die Adoption darf weder dem anzu-
nehmenden Kinde noch einem Dritten zum
Nachtheil gereichen
.

Alle drey Saͤtze ſind fruchtbar an Folgen. Aus
dem erſten folgt,

1) daß diejenigen der Regel nach nicht adoptiren
koͤnnen, welche Alters halben ſelbſt zum Kinderzeugen
annoch tuͤchtig ſind. Dahin gehoͤren Mannsperſonen, die

das
9) theophilus in Paraphr. gr. Inſtitut. Iuſtin, ad pr. de adopt.
10) §. 4. I. h. t.
11) Inſtitut. lib. l. Tlt. 5. pr. in schulting iurispr. Antejuſt.
pag.
42. Papinian L. 23. D. de lib. et poſtum. nennt
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[294/0308] 1. Buch. 7. Tit. §. 149. I) Die Adoption iſt nur ein ſubſidiari- ſches Mittel, die vaͤterliche Gewalt zu erwer- ben, und blos zum Behuf fuͤr die erfunden, welche ſich keine Hoffnung auf leibliche Kin- der mehr zu machen haben 9). II) Sie ahmet die Natur nach 10); das heißt, die Aufnahme an Kindesſtatt darf wieder kein na- tuͤrliches Verhaͤltniß verſtoſſen. Es muß alſo der Natur nach nicht unmoͤglich ſeyn, daß der Anzunehmende mein Kind oder Enkel, wofuͤr er angenommen wird, ſeyn koͤnne. Denn man fingirt, als ob Adoptans das Adoptivkind ge- zeugt habe; oder das ſolches von ſeinem Deſcendenten ſey gezeugt worden. Daher ſagt nun Cajus 11): Adop- tio naturae ſimilitudo eſt, ut aliquis filium habere poſſit, quem non generaverit; und Javolen 12) druckt ſich hie- ruͤber folgender maßen aus: adoptio in bis perſonis locum habet, in quibus etiam natura poteſt habere. Endlich III) Die Adoption darf weder dem anzu- nehmenden Kinde noch einem Dritten zum Nachtheil gereichen. Alle drey Saͤtze ſind fruchtbar an Folgen. Aus dem erſten folgt, 1) daß diejenigen der Regel nach nicht adoptiren koͤnnen, welche Alters halben ſelbſt zum Kinderzeugen annoch tuͤchtig ſind. Dahin gehoͤren Mannsperſonen, die das 9) theophilus in Paraphr. gr. Inſtitut. Iuſtin, ad pr. de adopt. 10) §. 4. I. h. t. 11) Inſtitut. lib. l. Tlt. 5. pr. in schulting iurispr. Antejuſt. pag. 42. Papinian L. 23. D. de lib. et poſtum. nennt die Adoption imaginem naturae. 12) L. 16. D. h. t.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/308>, abgerufen am 21.11.2024.