Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

De his, qui sui vel alieni iuris sunt.
dieselbe nach des Mannes Tode die Erziehung und Ver-
pflegung der Kinder übernimmt, in welchem Fall die
Mutter so viel Nutzen aus den Gütern der Kinder zu
ziehen berechtiget ist, als jene erfordert. Ein anders ist
der Nießbrauch, der wegen Gemeinschaft der Güter dem
überlebenden Ehegatten an dem gesammten Vermögen
verbleibt. Dieser hat mit der väterlichen Gewalt keine
Verbindung.

2) Auch nur allein der Vater hat heutiges Tages
das Recht, den Kindern pupillarisch zu substitui-
ren
, das heißt, ihnen durch Testament auf den Fall ei-
nen Erben zu ernennen, wenn sie in der Unmündigkeit
sterben sollten 22).

Was endlich die dritte Frage (S. 222.) anlangt,
so nimmt der heutige Gerichtsgebrauch fast
alles an, was das neuere römische Recht von
der väterlichen Gewalt verordnet; und nur
dasjenige fällt heutiges Tages weg, was
aus dem ehemaligen Eigenthum des Vaters
über seine Kinder, und der häußlichen Ge-
richtsbarkeit desselben auch selbst im neuern

römi-
kuffer Diss. de usu matri competente, ad L. 2. Tit. 33. Re-
format. Noricae. Erlangae 1760. Io. Casp. heimburg Diss.
de usufructu materno in bonis adventitiis liberorum. Ienae
1763. rothhahn D. de mat. potest. in liberos
§. 15 -- 23.
22) carpzov Iurispr Forens. P. III. Const. 8. def. 16. wern-
her
select. Observat. Forens Tom. I. Part. V. Obs. 157.
n. 2. 3. schilter Praxi Iur. Rom. Ex. XXXVIII.
§. 88.
Zwar will rothhahn in der öfters angeführten Dissertat.
§. 12. behaupten, daß nach heutigen Rechten auch der Mut-
ter das Recht der Pupillar-Substitution zustehe; allein aus
den von ihm angeführten besondern Rechten einiger teutschen
Reichslande läßt sich noch kein gemeines teutsches Recht in
Ansehung dieses Puncts herleiten.

De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt.
dieſelbe nach des Mannes Tode die Erziehung und Ver-
pflegung der Kinder uͤbernimmt, in welchem Fall die
Mutter ſo viel Nutzen aus den Guͤtern der Kinder zu
ziehen berechtiget iſt, als jene erfordert. Ein anders iſt
der Nießbrauch, der wegen Gemeinſchaft der Guͤter dem
uͤberlebenden Ehegatten an dem geſammten Vermoͤgen
verbleibt. Dieſer hat mit der vaͤterlichen Gewalt keine
Verbindung.

2) Auch nur allein der Vater hat heutiges Tages
das Recht, den Kindern pupillariſch zu ſubſtitui-
ren
, das heißt, ihnen durch Teſtament auf den Fall ei-
nen Erben zu ernennen, wenn ſie in der Unmuͤndigkeit
ſterben ſollten 22).

Was endlich die dritte Frage (S. 222.) anlangt,
ſo nimmt der heutige Gerichtsgebrauch faſt
alles an, was das neuere roͤmiſche Recht von
der vaͤterlichen Gewalt verordnet; und nur
dasjenige faͤllt heutiges Tages weg, was
aus dem ehemaligen Eigenthum des Vaters
uͤber ſeine Kinder, und der haͤußlichen Ge-
richtsbarkeit deſſelben auch ſelbſt im neuern

roͤmi-
kuffer Diſſ. de uſu matri competente, ad L. 2. Tit. 33. Re-
format. Noricae. Erlangae 1760. Io. Caſp. heimburg Diſſ.
de uſufructu materno in bonis adventitiis liberorum. Ienae
1763. rothhahn D. de mat. poteſt. in liberos
§. 15 — 23.
22) carpzov Iurispr Forenſ. P. III. Conſt. 8. def. 16. wern-
her
ſelect. Obſervat. Forenſ Tom. I. Part. V. Obſ. 157.
n. 2. 3. schilter Praxi Iur. Rom. Ex. XXXVIII.
§. 88.
Zwar will rothhahn in der oͤfters angefuͤhrten Diſſertat.
§. 12. behaupten, daß nach heutigen Rechten auch der Mut-
ter das Recht der Pupillar-Subſtitution zuſtehe; allein aus
den von ihm angefuͤhrten beſondern Rechten einiger teutſchen
Reichslande laͤßt ſich noch kein gemeines teutſches Recht in
Anſehung dieſes Puncts herleiten.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0249" n="235"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">De his, qui &#x017F;ui vel alieni iuris &#x017F;unt.</hi></fw><lb/>
die&#x017F;elbe nach des Mannes Tode die Erziehung und Ver-<lb/>
pflegung der Kinder u&#x0364;bernimmt, in welchem Fall die<lb/>
Mutter &#x017F;o viel Nutzen aus den Gu&#x0364;tern der Kinder zu<lb/>
ziehen berechtiget i&#x017F;t, als jene erfordert. Ein anders i&#x017F;t<lb/>
der Nießbrauch, der wegen Gemein&#x017F;chaft der Gu&#x0364;ter dem<lb/>
u&#x0364;berlebenden Ehegatten an dem ge&#x017F;ammten Vermo&#x0364;gen<lb/>
verbleibt. Die&#x017F;er hat mit der va&#x0364;terlichen Gewalt keine<lb/>
Verbindung.</p><lb/>
          <p>2) Auch nur allein der Vater hat heutiges Tages<lb/>
das Recht, den Kindern <hi rendition="#g">pupillari&#x017F;ch</hi> zu <hi rendition="#g">&#x017F;ub&#x017F;titui-<lb/>
ren</hi>, das heißt, ihnen durch Te&#x017F;tament auf den Fall ei-<lb/>
nen Erben zu ernennen, wenn &#x017F;ie in der Unmu&#x0364;ndigkeit<lb/>
&#x017F;terben &#x017F;ollten <note place="foot" n="22)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">carpzov</hi> Iurispr Foren&#x017F;. P. III. Con&#x017F;t. 8. def. 16. <hi rendition="#k">wern-<lb/>
her</hi> &#x017F;elect. Ob&#x017F;ervat. Foren&#x017F; Tom. I. Part. V. Ob&#x017F;. 157.<lb/>
n. 2. 3. <hi rendition="#k">schilter</hi> Praxi Iur. Rom. Ex. XXXVIII.</hi> §. 88.<lb/>
Zwar will <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">rothhahn</hi></hi> in der o&#x0364;fters angefu&#x0364;hrten <hi rendition="#aq">Di&#x017F;&#x017F;ertat.</hi><lb/>
§. 12. behaupten, daß nach heutigen Rechten auch der Mut-<lb/>
ter das Recht der Pupillar-Sub&#x017F;titution zu&#x017F;tehe; allein aus<lb/>
den von ihm angefu&#x0364;hrten be&#x017F;ondern Rechten einiger teut&#x017F;chen<lb/>
Reichslande la&#x0364;ßt &#x017F;ich noch kein gemeines teut&#x017F;ches Recht in<lb/>
An&#x017F;ehung die&#x017F;es Puncts herleiten.</note>.</p><lb/>
          <p>Was endlich die dritte Frage (S. 222.) anlangt,<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;o nimmt der heutige Gerichtsgebrauch fa&#x017F;t<lb/>
alles an, was das neuere ro&#x0364;mi&#x017F;che Recht von<lb/>
der va&#x0364;terlichen Gewalt verordnet; und nur<lb/>
dasjenige fa&#x0364;llt heutiges Tages weg, was<lb/>
aus dem ehemaligen Eigenthum des Vaters<lb/>
u&#x0364;ber &#x017F;eine Kinder, und der ha&#x0364;ußlichen Ge-<lb/>
richtsbarkeit de&#x017F;&#x017F;elben auch &#x017F;elb&#x017F;t im neuern</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">ro&#x0364;mi-</hi></fw><lb/><note xml:id="seg2pn_42_2" prev="#seg2pn_42_1" place="foot" n="21)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">kuffer</hi> Di&#x017F;&#x017F;. de u&#x017F;u matri competente, ad L. 2. Tit. 33. Re-<lb/>
format. Noricae. <hi rendition="#i">Erlangae</hi> 1760. <hi rendition="#i">Io. Ca&#x017F;p.</hi> <hi rendition="#k">heimburg</hi> Di&#x017F;&#x017F;.<lb/>
de u&#x017F;ufructu materno in bonis adventitiis liberorum. Ienae<lb/>
1763. <hi rendition="#k">rothhahn</hi> D. de mat. pote&#x017F;t. in liberos</hi> §. 15 &#x2014; 23.</note><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[235/0249] De his, qui ſui vel alieni iuris ſunt. dieſelbe nach des Mannes Tode die Erziehung und Ver- pflegung der Kinder uͤbernimmt, in welchem Fall die Mutter ſo viel Nutzen aus den Guͤtern der Kinder zu ziehen berechtiget iſt, als jene erfordert. Ein anders iſt der Nießbrauch, der wegen Gemeinſchaft der Guͤter dem uͤberlebenden Ehegatten an dem geſammten Vermoͤgen verbleibt. Dieſer hat mit der vaͤterlichen Gewalt keine Verbindung. 2) Auch nur allein der Vater hat heutiges Tages das Recht, den Kindern pupillariſch zu ſubſtitui- ren, das heißt, ihnen durch Teſtament auf den Fall ei- nen Erben zu ernennen, wenn ſie in der Unmuͤndigkeit ſterben ſollten 22). Was endlich die dritte Frage (S. 222.) anlangt, ſo nimmt der heutige Gerichtsgebrauch faſt alles an, was das neuere roͤmiſche Recht von der vaͤterlichen Gewalt verordnet; und nur dasjenige faͤllt heutiges Tages weg, was aus dem ehemaligen Eigenthum des Vaters uͤber ſeine Kinder, und der haͤußlichen Ge- richtsbarkeit deſſelben auch ſelbſt im neuern roͤmi- 21) 22) carpzov Iurispr Forenſ. P. III. Conſt. 8. def. 16. wern- her ſelect. Obſervat. Forenſ Tom. I. Part. V. Obſ. 157. n. 2. 3. schilter Praxi Iur. Rom. Ex. XXXVIII. §. 88. Zwar will rothhahn in der oͤfters angefuͤhrten Diſſertat. §. 12. behaupten, daß nach heutigen Rechten auch der Mut- ter das Recht der Pupillar-Subſtitution zuſtehe; allein aus den von ihm angefuͤhrten beſondern Rechten einiger teutſchen Reichslande laͤßt ſich noch kein gemeines teutſches Recht in Anſehung dieſes Puncts herleiten. 21) kuffer Diſſ. de uſu matri competente, ad L. 2. Tit. 33. Re- format. Noricae. Erlangae 1760. Io. Caſp. heimburg Diſſ. de uſufructu materno in bonis adventitiis liberorum. Ienae 1763. rothhahn D. de mat. poteſt. in liberos §. 15 — 23.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/249
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/249>, abgerufen am 23.11.2024.