Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.1. Buch. 5. Tit. §. 125. u. 126. liche Rechte und Vorzüge vor den Nicht-Römern, wel-che in ihrem ganzen Umfang genommen das ius qui- ritium in eminenten Verstande, oder ius civitatis ro- manae bildeten 78). Die Vorzüge des Iuris Quiritium waren von doppelter Art; einmal solche, die sich auf die Verfassung und Regierung des römischen Staats bezo- gen, iura publica Quiritium, dahin gehörten ius militiae, census, tribus, suffragiorum, munerum et honorum publicorum; zum andern solche, welche die öffentliche Einrichtung des Staats nicht betrafen, iura privata Quiritium. Zu diesen zählte man das ius sacrorum, agnationis, gentilitatis, usucapionis, mancipii, connu- bii, patriae potestatis, testamentifactionis, capiendi- que ex testamento u. d. von welchen die angeführten Schriftsteller Sigonius und Spannheim demjenigen, der hiervon ein mehreres wissen will, weitere Aufklärung geben werden. Manche jener Vorrechte verstattete man nun zwar auch den Richt-Römern, als denen Latinis, auch manchen Municipien, und manchen Provinzen, allein im Ver- len giebt, wobey die Ausleger viele Schwierigkeiten gefun- den haben. Conradi in Parergis lib. IV. n. II. hat jedoch alle Dunkelheit gehoben. Der Sinn jener Stelle ist: Pro- vincialen heißen nur diejenigen, welche in der Provinz wirk- lich ihren Wohnsitz haben. Diejenigen also, die zwar in ei- ner Provinz gebohren waren, aber ihr Domicilium verändert hatten, gehörten nicht hierher. Mit solchen Frauenzimmern durften sich daher auch die Gouverneurs der Provinzen ver- heyrathen, nur nicht mit Provinzialinnen. 78) Io. Henr. mylii Diss. de iure Quiritium, in eius Opuscul.
Academ. Io. Frid. christii de iure Quiritium coniectura, insert. eius Noctibus Academ. Specim. II. (Halae 1727. 8.) Obs. 6. Corn. Valer. vonck Observation. miscellan. Cap. 24. adiect. eius Specimini Critico in varios Auctores. Trajecti ad Rhen. 1744. 8. et Franc. Car. conradi Commentat. de iure Quiritium a civitate Rom. non diverso. Helmst. 1744. 1. Buch. 5. Tit. §. 125. u. 126. liche Rechte und Vorzuͤge vor den Nicht-Roͤmern, wel-che in ihrem ganzen Umfang genommen das ius qui- ritium in eminenten Verſtande, oder ius civitatis ro- manae bildeten 78). Die Vorzuͤge des Iuris Quiritium waren von doppelter Art; einmal ſolche, die ſich auf die Verfaſſung und Regierung des roͤmiſchen Staats bezo- gen, iura publica Quiritium, dahin gehoͤrten ius militiae, cenſus, tribus, ſuffragiorum, munerum et honorum publicorum; zum andern ſolche, welche die oͤffentliche Einrichtung des Staats nicht betrafen, iura privata Quiritium. Zu dieſen zaͤhlte man das ius ſacrorum, agnationis, gentilitatis, uſucapionis, mancipii, connu- bii, patriae poteſtatis, teſtamentifactionis, capiendi- que ex teſtamento u. d. von welchen die angefuͤhrten Schriftſteller Sigonius und Spannheim demjenigen, der hiervon ein mehreres wiſſen will, weitere Aufklaͤrung geben werden. Manche jener Vorrechte verſtattete man nun zwar auch den Richt-Roͤmern, als denen Latinis, auch manchen Municipien, und manchen Provinzen, allein im Ver- len giebt, wobey die Ausleger viele Schwierigkeiten gefun- den haben. Conradi in Parergis lib. IV. n. II. hat jedoch alle Dunkelheit gehoben. Der Sinn jener Stelle iſt: Pro- vincialen heißen nur diejenigen, welche in der Provinz wirk- lich ihren Wohnſitz haben. Diejenigen alſo, die zwar in ei- ner Provinz gebohren waren, aber ihr Domicilium veraͤndert hatten, gehoͤrten nicht hierher. Mit ſolchen Frauenzimmern durften ſich daher auch die Gouverneurs der Provinzen ver- heyrathen, nur nicht mit Provinzialinnen. 78) Io. Henr. mylii Diſſ. de iure Quiritium, in eius Opuſcul.
Academ. Io. Frid. christii de iure Quiritium coniectura, inſert. eius Noctibus Academ. Specim. II. (Halae 1727. 8.) Obſ. 6. Corn. Valer. vonck Obſervation. miſcellan. Cap. 24. adiect. eius Specimini Critico in varios Auctores. Trajecti ad Rhen. 1744. 8. et Franc. Car. conradi Commentat. de iure Quiritium a civitate Rom. non diverſo. Helmſt. 1744. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0180" n="166"/><fw place="top" type="header">1. Buch. 5. Tit. §. 125. u. 126.</fw><lb/> liche Rechte und Vorzuͤge vor den Nicht-Roͤmern, wel-<lb/> che in ihrem ganzen Umfang genommen das <hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">ius qui-<lb/> ritium</hi></hi> in eminenten Verſtande, oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ius civitatis ro-<lb/> manae</hi></hi> bildeten <note place="foot" n="78)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Io. Henr.</hi><hi rendition="#k">mylii</hi> Diſſ. de iure Quiritium, in <hi rendition="#k">eius</hi> <hi rendition="#i">Opuſcul.<lb/> Academ. Io. Frid.</hi> <hi rendition="#k">christii</hi> de iure Quiritium coniectura,<lb/> inſert. <hi rendition="#k">eius</hi> <hi rendition="#i">Noctibus Academ.</hi> Specim. II. (<hi rendition="#i">Halae</hi> 1727. 8.)<lb/> Obſ. 6. <hi rendition="#i">Corn. Valer.</hi> <hi rendition="#k">vonck</hi> Obſervation. miſcellan. Cap. 24.<lb/> adiect. <hi rendition="#k">eius</hi> <hi rendition="#i">Specimini Critico in varios Auctores.</hi> Trajecti ad<lb/> Rhen. 1744. 8. et <hi rendition="#i">Franc. Car.</hi> <hi rendition="#k">conradi</hi> Commentat. de iure<lb/> Quiritium a civitate Rom. non diverſo. <hi rendition="#i">Helmſt.</hi></hi> 1744.</note>. Die Vorzuͤge des <hi rendition="#aq">Iuris Quiritium</hi><lb/> waren von doppelter Art; einmal ſolche, die ſich auf die<lb/> Verfaſſung und Regierung des roͤmiſchen Staats bezo-<lb/> gen, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">iura publica Quiritium,</hi></hi> dahin gehoͤrten <hi rendition="#aq">ius militiae,<lb/> cenſus, tribus, ſuffragiorum, munerum et honorum<lb/> publicorum;</hi> zum andern ſolche, welche die oͤffentliche<lb/> Einrichtung des Staats nicht betrafen, <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">iura privata<lb/> Quiritium.</hi></hi> Zu dieſen zaͤhlte man das <hi rendition="#aq">ius ſacrorum,<lb/> agnationis, gentilitatis, uſucapionis, mancipii, connu-<lb/> bii, patriae poteſtatis, teſtamentifactionis, capiendi-<lb/> que ex teſtamento</hi> u. d. von welchen die angefuͤhrten<lb/> Schriftſteller <hi rendition="#fr">Sigonius</hi> und <hi rendition="#fr">Spannheim</hi> demjenigen,<lb/> der hiervon ein mehreres wiſſen will, weitere Aufklaͤrung<lb/> geben werden. Manche jener Vorrechte verſtattete man nun<lb/> zwar auch den Richt-Roͤmern, als denen <hi rendition="#aq">Latinis,</hi> auch<lb/> manchen Municipien, und manchen Provinzen, allein im<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_31_2" prev="#seg2pn_31_1" place="foot" n="77)"><hi rendition="#g">len</hi> giebt, wobey die Ausleger viele Schwierigkeiten gefun-<lb/> den haben. <hi rendition="#g">Conradi</hi> <hi rendition="#aq">in Parergis lib. IV. n. II.</hi> hat jedoch<lb/> alle Dunkelheit gehoben. Der Sinn jener Stelle iſt: <hi rendition="#g">Pro</hi>-<lb/> vincialen heißen nur diejenigen, welche in der Provinz wirk-<lb/> lich ihren Wohnſitz haben. Diejenigen alſo, die zwar in ei-<lb/> ner Provinz gebohren waren, aber ihr Domicilium veraͤndert<lb/> hatten, gehoͤrten nicht hierher. Mit ſolchen Frauenzimmern<lb/> durften ſich daher auch die Gouverneurs der Provinzen ver-<lb/> heyrathen, nur nicht mit Provinzialinnen.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [166/0180]
1. Buch. 5. Tit. §. 125. u. 126.
liche Rechte und Vorzuͤge vor den Nicht-Roͤmern, wel-
che in ihrem ganzen Umfang genommen das ius qui-
ritium in eminenten Verſtande, oder ius civitatis ro-
manae bildeten 78). Die Vorzuͤge des Iuris Quiritium
waren von doppelter Art; einmal ſolche, die ſich auf die
Verfaſſung und Regierung des roͤmiſchen Staats bezo-
gen, iura publica Quiritium, dahin gehoͤrten ius militiae,
cenſus, tribus, ſuffragiorum, munerum et honorum
publicorum; zum andern ſolche, welche die oͤffentliche
Einrichtung des Staats nicht betrafen, iura privata
Quiritium. Zu dieſen zaͤhlte man das ius ſacrorum,
agnationis, gentilitatis, uſucapionis, mancipii, connu-
bii, patriae poteſtatis, teſtamentifactionis, capiendi-
que ex teſtamento u. d. von welchen die angefuͤhrten
Schriftſteller Sigonius und Spannheim demjenigen,
der hiervon ein mehreres wiſſen will, weitere Aufklaͤrung
geben werden. Manche jener Vorrechte verſtattete man nun
zwar auch den Richt-Roͤmern, als denen Latinis, auch
manchen Municipien, und manchen Provinzen, allein im
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78) Io. Henr. mylii Diſſ. de iure Quiritium, in eius Opuſcul.
Academ. Io. Frid. christii de iure Quiritium coniectura,
inſert. eius Noctibus Academ. Specim. II. (Halae 1727. 8.)
Obſ. 6. Corn. Valer. vonck Obſervation. miſcellan. Cap. 24.
adiect. eius Specimini Critico in varios Auctores. Trajecti ad
Rhen. 1744. 8. et Franc. Car. conradi Commentat. de iure
Quiritium a civitate Rom. non diverſo. Helmſt. 1744.
77) len giebt, wobey die Ausleger viele Schwierigkeiten gefun-
den haben. Conradi in Parergis lib. IV. n. II. hat jedoch
alle Dunkelheit gehoben. Der Sinn jener Stelle iſt: Pro-
vincialen heißen nur diejenigen, welche in der Provinz wirk-
lich ihren Wohnſitz haben. Diejenigen alſo, die zwar in ei-
ner Provinz gebohren waren, aber ihr Domicilium veraͤndert
hatten, gehoͤrten nicht hierher. Mit ſolchen Frauenzimmern
durften ſich daher auch die Gouverneurs der Provinzen ver-
heyrathen, nur nicht mit Provinzialinnen.
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