Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

de Statu Hominum.
der sich blos auf die Meinung gemeiner Zeugen gründet,
ist mißlich 63).

c) Es giebt Personen, welche in unserm Rechte den
Verrückten gleich geachtet werden. Dahin gehören die-
jenigen, welche für Verschwender gerichtlich erklärt
worden sind 64). Diese Vergleichung gilt jedoch nur
in Absicht der Verwaltung der Güter, nicht aber in Ab-
sicht begangener Verbrechen 65). Endlich

d) zufälliger Verlust des Verstandes beraubt nie-
manden seines Standes oder Würde, so wenig als der
Rechte an seinem sonstigen Vermögen 66). Es werden
auch die von völlig vernünftigen Personen gültig einge-
gangene Rechtshandlungen dadurch nicht ungültig, daß
sie in der Folge ihren Verstand verlohren haben 67).

Die Lehre von dem Unterschied der Personen in Ab-
sicht des Alters, welche der Ordnung nach eigentlich jetzt
abgehandelt werden sollte, trägt unser Verfasser erst
im folgenden Titel vor.


§. 118.
63) H. Hofr. Claproths Rechtswissenschaft von richtiger u.
vorsichtiger Eingehung der Verträge 1. Th. 1. Abschn. 1. Hptst.
§. 6. S. 12. u. 13.
64) L. 6. D. de Verb. Obl. L. 40. D. de Reg. Iur. L. 12.
§. 2. D. de tut. et curat. dat. §. 1. 2. I. quib. non est permiss.
fac. testam.
65) Ferd. Aug. hommel Diss de temperandis poenis ob imbecil-
litatem intellectus. Lipsiae 1755. §. XIV.
66) L. 20. D. h. t. ulpianus lib. 38. ad Sahinum: Qui fu-
rere coepit, et statum et dignitatem, in qua fuit, et magi-
stratum et potestatem videtur retinere: sicut rei suae domi-
nium retinet. Adde L. 31. §. 4. D. de usurp. et usucap.
67) §. 1. I. quib. non est permiss. fac. testam. Neque testa-
mentum recte factum, neque ullum aliud negotium recte ge-

stum.

de Statu Hominum.
der ſich blos auf die Meinung gemeiner Zeugen gruͤndet,
iſt mißlich 63).

c) Es giebt Perſonen, welche in unſerm Rechte den
Verruͤckten gleich geachtet werden. Dahin gehoͤren die-
jenigen, welche fuͤr Verſchwender gerichtlich erklaͤrt
worden ſind 64). Dieſe Vergleichung gilt jedoch nur
in Abſicht der Verwaltung der Guͤter, nicht aber in Ab-
ſicht begangener Verbrechen 65). Endlich

d) zufaͤlliger Verluſt des Verſtandes beraubt nie-
manden ſeines Standes oder Wuͤrde, ſo wenig als der
Rechte an ſeinem ſonſtigen Vermoͤgen 66). Es werden
auch die von voͤllig vernuͤnftigen Perſonen guͤltig einge-
gangene Rechtshandlungen dadurch nicht unguͤltig, daß
ſie in der Folge ihren Verſtand verlohren haben 67).

Die Lehre von dem Unterſchied der Perſonen in Ab-
ſicht des Alters, welche der Ordnung nach eigentlich jetzt
abgehandelt werden ſollte, traͤgt unſer Verfaſſer erſt
im folgenden Titel vor.


§. 118.
63) H. Hofr. Claproths Rechtswiſſenſchaft von richtiger u.
vorſichtiger Eingehung der Vertraͤge 1. Th. 1. Abſchn. 1. Hptſt.
§. 6. S. 12. u. 13.
64) L. 6. D. de Verb. Obl. L. 40. D. de Reg. Iur. L. 12.
§. 2. D. de tut. et curat. dat. §. 1. 2. I. quib. non eſt permiſſ.
fac. teſtam.
65) Ferd. Aug. hommel Diſſ de temperandis poenis ob imbecil-
litatem intellectus. Lipſiae 1755. §. XIV.
66) L. 20. D. h. t. ulpianus lib. 38. ad Sahinum: Qui fu-
rere coepit, et ſtatum et dignitatem, in qua fuit, et magi-
ſtratum et poteſtatem videtur retinere: ſicut rei ſuae domi-
nium retinet. Adde L. 31. §. 4. D. de uſurp. et uſucap.
67) §. 1. I. quib. non eſt permiſſ. fac. teſtam. Neque teſta-
mentum recte factum, neque ullum aliud negotium recte ge-

ſtum.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0141" n="127"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">de Statu Hominum.</hi></fw><lb/>
der &#x017F;ich blos auf die Meinung gemeiner Zeugen gru&#x0364;ndet,<lb/>
i&#x017F;t mißlich <note place="foot" n="63)">H. Hofr. <hi rendition="#g">Claproths</hi> Rechtswi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft von richtiger u.<lb/>
vor&#x017F;ichtiger Eingehung der Vertra&#x0364;ge 1. Th. 1. Ab&#x017F;chn. 1. Hpt&#x017F;t.<lb/>
§. 6. S. 12. u. 13.</note>.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">c</hi>) Es giebt Per&#x017F;onen, welche in un&#x017F;erm Rechte den<lb/>
Verru&#x0364;ckten gleich geachtet werden. Dahin geho&#x0364;ren die-<lb/>
jenigen, welche fu&#x0364;r <hi rendition="#g">Ver&#x017F;chwender</hi> gerichtlich erkla&#x0364;rt<lb/>
worden &#x017F;ind <note place="foot" n="64)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 6. <hi rendition="#i">D. de Verb. Obl. L.</hi> 40. <hi rendition="#i">D. de Reg. Iur. L.</hi> 12.<lb/><hi rendition="#i">§.</hi> 2. <hi rendition="#i">D. de tut. et curat. dat. §.</hi> 1. 2. <hi rendition="#i">I. quib. non e&#x017F;t permi&#x017F;&#x017F;.<lb/>
fac. te&#x017F;tam.</hi></hi></note>. Die&#x017F;e Vergleichung gilt jedoch nur<lb/>
in Ab&#x017F;icht der Verwaltung der Gu&#x0364;ter, nicht aber in Ab-<lb/>
&#x017F;icht begangener Verbrechen <note place="foot" n="65)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ferd. Aug.</hi><hi rendition="#k">hommel</hi> Di&#x017F;&#x017F; de temperandis poenis ob imbecil-<lb/>
litatem intellectus. Lip&#x017F;iae 1755. §. XIV.</hi></note>. Endlich</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">d</hi>) zufa&#x0364;lliger Verlu&#x017F;t des Ver&#x017F;tandes beraubt nie-<lb/>
manden &#x017F;eines Standes oder Wu&#x0364;rde, &#x017F;o wenig als der<lb/>
Rechte an &#x017F;einem &#x017F;on&#x017F;tigen Vermo&#x0364;gen <note place="foot" n="66)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 20. <hi rendition="#i">D. h. t.</hi> <hi rendition="#k">ulpianus</hi> <hi rendition="#i">lib.</hi> 38. <hi rendition="#i">ad Sahinum:</hi> Qui fu-<lb/>
rere coepit, et &#x017F;tatum et dignitatem, in qua fuit, et magi-<lb/>
&#x017F;tratum et pote&#x017F;tatem videtur retinere: &#x017F;icut rei &#x017F;uae domi-<lb/>
nium retinet. Adde <hi rendition="#i">L.</hi> 31. <hi rendition="#i">§.</hi> 4. <hi rendition="#i">D. de u&#x017F;urp. et u&#x017F;ucap.</hi></hi></note>. Es werden<lb/>
auch die von vo&#x0364;llig vernu&#x0364;nftigen Per&#x017F;onen gu&#x0364;ltig einge-<lb/>
gangene Rechtshandlungen dadurch nicht ungu&#x0364;ltig, daß<lb/>
&#x017F;ie in der Folge ihren Ver&#x017F;tand verlohren haben <note xml:id="seg2pn_23_1" next="#seg2pn_23_2" place="foot" n="67)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">§.</hi> 1. <hi rendition="#i">I. quib. non e&#x017F;t permi&#x017F;&#x017F;. fac. te&#x017F;tam.</hi> Neque te&#x017F;ta-<lb/>
mentum recte factum, neque ullum aliud negotium recte ge-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">&#x017F;tum.</hi></fw></note>.</p><lb/>
          <p>Die Lehre von dem Unter&#x017F;chied der Per&#x017F;onen in Ab-<lb/>
&#x017F;icht des Alters, welche der Ordnung nach eigentlich jetzt<lb/>
abgehandelt werden &#x017F;ollte, tra&#x0364;gt un&#x017F;er Verfa&#x017F;&#x017F;er er&#x017F;t<lb/>
im folgenden Titel vor.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 118.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0141] de Statu Hominum. der ſich blos auf die Meinung gemeiner Zeugen gruͤndet, iſt mißlich 63). c) Es giebt Perſonen, welche in unſerm Rechte den Verruͤckten gleich geachtet werden. Dahin gehoͤren die- jenigen, welche fuͤr Verſchwender gerichtlich erklaͤrt worden ſind 64). Dieſe Vergleichung gilt jedoch nur in Abſicht der Verwaltung der Guͤter, nicht aber in Ab- ſicht begangener Verbrechen 65). Endlich d) zufaͤlliger Verluſt des Verſtandes beraubt nie- manden ſeines Standes oder Wuͤrde, ſo wenig als der Rechte an ſeinem ſonſtigen Vermoͤgen 66). Es werden auch die von voͤllig vernuͤnftigen Perſonen guͤltig einge- gangene Rechtshandlungen dadurch nicht unguͤltig, daß ſie in der Folge ihren Verſtand verlohren haben 67). Die Lehre von dem Unterſchied der Perſonen in Ab- ſicht des Alters, welche der Ordnung nach eigentlich jetzt abgehandelt werden ſollte, traͤgt unſer Verfaſſer erſt im folgenden Titel vor. §. 118. 63) H. Hofr. Claproths Rechtswiſſenſchaft von richtiger u. vorſichtiger Eingehung der Vertraͤge 1. Th. 1. Abſchn. 1. Hptſt. §. 6. S. 12. u. 13. 64) L. 6. D. de Verb. Obl. L. 40. D. de Reg. Iur. L. 12. §. 2. D. de tut. et curat. dat. §. 1. 2. I. quib. non eſt permiſſ. fac. teſtam. 65) Ferd. Aug. hommel Diſſ de temperandis poenis ob imbecil- litatem intellectus. Lipſiae 1755. §. XIV. 66) L. 20. D. h. t. ulpianus lib. 38. ad Sahinum: Qui fu- rere coepit, et ſtatum et dignitatem, in qua fuit, et magi- ſtratum et poteſtatem videtur retinere: ſicut rei ſuae domi- nium retinet. Adde L. 31. §. 4. D. de uſurp. et uſucap. 67) §. 1. I. quib. non eſt permiſſ. fac. teſtam. Neque teſta- mentum recte factum, neque ullum aliud negotium recte ge- ſtum.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/141
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/141>, abgerufen am 21.11.2024.