Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.1. Buch. 5. Tit. §. 116. evangelische Reichsstände, denen die bischöflichen Rechtein ihren Landen selbst zukommen, sind an die Kirchen- form nicht so schlechterdings gebunden, daß sie sich nicht davon dispensiren könnten 58). Es ist auch kein Reichs- gesetz vorhanden, welches ihnen die Verbindlichkeit, sich trauen zu lassen, auferlegte. Es kann daher eine von solchen hohen Standespersonen vermittelst bloßer Erklä- rung des wahren Eheconsenses, ohne Beobachtung der kirchlichen Form, wirklich geschlossene Ehe keinesweges für ungültig oder unrechtmäsig gehalten werden, zumal selbst die höchsten Reichsgerichte noch jederzeit für die Wirksamkeit einer solchen Gewissens-Ehe unter erlauch- ten Personen erkannt, und die darinn erzeugte Kinder für rechtmäsig erklärt haben 59). Ein Kind muß also aus rechtmäsiger Ehe erzeugt heit tate ecclesiastica contractis, natorum. Es ist zwar Hr. G. Tr. R. Gatzert in Prolus. de S. R. I. Principum Comitumve liberis ex matrimonio conscientiae illegitimis. Giessae 1773. einer andern Meynung, allein Desselben Gründe sind in der angeführten Maynzer Dissertation genau erwogen und gründ- lich widerlegt worden. 58) Hr. GJR. Böhmer in Princip. iuris canon. §. 224. schreibt ganz recht: Status Imperii Evangelici ius dispensandi in cau- sis ecclesiasticis propriis exercent, perinde ac Pontifex. 59) Beyspiele solcher Reichsgerichtlichen Erkenntnisse findet man
beym feltmann in Tr. de impari matrimonio P. I. Cap. 3. n. 430. not. 2. klock in Relat. Cameral. Relat. XV. n. 114-- 119. de cramer in Observat. iuris universi T. II. Obs. 515. Merkwürdig ist das neueste Reichshofraths-Conclusum in Sachen der Grafen von Leiningen vom 15. Februar 1782. so in der vorhin angeführten Maynzer Dissertation Cap. II. §. XXV. abgedruckt stehet. 1. Buch. 5. Tit. §. 116. evangeliſche Reichsſtaͤnde, denen die biſchoͤflichen Rechtein ihren Landen ſelbſt zukommen, ſind an die Kirchen- form nicht ſo ſchlechterdings gebunden, daß ſie ſich nicht davon dispenſiren koͤnnten 58). Es iſt auch kein Reichs- geſetz vorhanden, welches ihnen die Verbindlichkeit, ſich trauen zu laſſen, auferlegte. Es kann daher eine von ſolchen hohen Standesperſonen vermittelſt bloßer Erklaͤ- rung des wahren Eheconſenſes, ohne Beobachtung der kirchlichen Form, wirklich geſchloſſene Ehe keinesweges fuͤr unguͤltig oder unrechtmaͤſig gehalten werden, zumal ſelbſt die hoͤchſten Reichsgerichte noch jederzeit fuͤr die Wirkſamkeit einer ſolchen Gewiſſens-Ehe unter erlauch- ten Perſonen erkannt, und die darinn erzeugte Kinder fuͤr rechtmaͤſig erklaͤrt haben 59). Ein Kind muß alſo aus rechtmaͤſiger Ehe erzeugt heit tate eccleſiaſtica contractis, natorum. Es iſt zwar Hr. G. Tr. R. Gatzert in Proluſ. de S. R. I. Principum Comitumve liberis ex matrimonio conſcientiae illegitimis. Gieſſae 1773. einer andern Meynung, allein Deſſelben Gruͤnde ſind in der angefuͤhrten Maynzer Diſſertation genau erwogen und gruͤnd- lich widerlegt worden. 58) Hr. GJR. Boͤhmer in Princip. iuris canon. §. 224. ſchreibt ganz recht: Status Imperii Evangelici ius diſpenſandi in cau- ſis eccleſiaſticis propriis exercent, perinde ac Pontifex. 59) Beyſpiele ſolcher Reichsgerichtlichen Erkenntniſſe findet man
beym feltmann in Tr. de impari matrimonio P. I. Cap. 3. n. 430. not. 2. klock in Relat. Cameral. Relat. XV. n. 114— 119. de cramer in Obſervat. iuris univerſi T. II. Obſ. 515. Merkwuͤrdig iſt das neueſte Reichshofraths-Concluſum in Sachen der Grafen von Leiningen vom 15. Februar 1782. ſo in der vorhin angefuͤhrten Maynzer Diſſertation Cap. II. §. XXV. abgedruckt ſtehet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0108" n="94"/><fw place="top" type="header">1. Buch. 5. Tit. §. 116.</fw><lb/> evangeliſche Reichsſtaͤnde, denen die biſchoͤflichen Rechte<lb/> in ihren Landen ſelbſt zukommen, ſind an die Kirchen-<lb/> form nicht ſo ſchlechterdings gebunden, daß ſie ſich nicht<lb/> davon dispenſiren koͤnnten <note place="foot" n="58)">Hr. GJR. <hi rendition="#g">Boͤhmer</hi> <hi rendition="#aq">in Princip. iuris canon.</hi> §. 224. ſchreibt<lb/> ganz recht: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Status Imperii Evangelici ius diſpenſandi in cau-<lb/> ſis eccleſiaſticis propriis exercent, perinde ac Pontifex.</hi></hi></note>. Es iſt auch kein Reichs-<lb/> geſetz vorhanden, welches ihnen die Verbindlichkeit, ſich<lb/> trauen zu laſſen, auferlegte. Es kann daher eine von<lb/> ſolchen hohen Standesperſonen vermittelſt bloßer Erklaͤ-<lb/> rung des wahren Eheconſenſes, ohne Beobachtung der<lb/> kirchlichen Form, wirklich geſchloſſene Ehe keinesweges<lb/> fuͤr unguͤltig oder unrechtmaͤſig gehalten werden, zumal<lb/> ſelbſt die hoͤchſten Reichsgerichte noch jederzeit fuͤr die<lb/> Wirkſamkeit einer ſolchen Gewiſſens-Ehe unter erlauch-<lb/> ten Perſonen erkannt, und die darinn erzeugte Kinder<lb/> fuͤr rechtmaͤſig erklaͤrt haben <note place="foot" n="59)">Beyſpiele ſolcher Reichsgerichtlichen Erkenntniſſe findet man<lb/> beym <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">feltmann</hi> in Tr. de impari matrimonio P. I. Cap. 3.<lb/> n. 430. not. 2. <hi rendition="#k">klock</hi> in Relat. Cameral. Relat. XV. n. 114—<lb/> 119. <hi rendition="#i">de</hi> <hi rendition="#k">cramer</hi> in Obſervat. iuris univerſi T. II. Obſ.</hi> 515.<lb/> Merkwuͤrdig iſt das neueſte Reichshofraths-Concluſum in<lb/> Sachen der Grafen von <hi rendition="#g">Leiningen</hi> vom 15. Februar 1782.<lb/> ſo in der vorhin angefuͤhrten Maynzer Diſſertation <hi rendition="#aq">Cap. II.<lb/> §. XXV.</hi> abgedruckt ſtehet.</note>.</p><lb/> <p>Ein Kind muß alſo aus rechtmaͤſiger Ehe erzeugt<lb/> ſeyn, wenn es fuͤr ein rechtmaͤſiges, eheliches Kind ge-<lb/> halten werden ſoll. Hierzu wird nun aber noch inſonder-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">heit</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_14_2" prev="#seg2pn_14_1" place="foot" n="57)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">tate eccleſiaſtica contractis, natorum.</hi></hi> Es iſt zwar Hr. G.<lb/> Tr. R. <hi rendition="#g">Gatzert</hi> <hi rendition="#aq">in Proluſ. de S. R. I. Principum Comitumve<lb/> liberis ex matrimonio conſcientiae illegitimis. Gieſſae</hi> 1773.<lb/> einer andern Meynung, allein Deſſelben Gruͤnde ſind in der<lb/> angefuͤhrten Maynzer Diſſertation genau erwogen und gruͤnd-<lb/> lich widerlegt worden.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [94/0108]
1. Buch. 5. Tit. §. 116.
evangeliſche Reichsſtaͤnde, denen die biſchoͤflichen Rechte
in ihren Landen ſelbſt zukommen, ſind an die Kirchen-
form nicht ſo ſchlechterdings gebunden, daß ſie ſich nicht
davon dispenſiren koͤnnten 58). Es iſt auch kein Reichs-
geſetz vorhanden, welches ihnen die Verbindlichkeit, ſich
trauen zu laſſen, auferlegte. Es kann daher eine von
ſolchen hohen Standesperſonen vermittelſt bloßer Erklaͤ-
rung des wahren Eheconſenſes, ohne Beobachtung der
kirchlichen Form, wirklich geſchloſſene Ehe keinesweges
fuͤr unguͤltig oder unrechtmaͤſig gehalten werden, zumal
ſelbſt die hoͤchſten Reichsgerichte noch jederzeit fuͤr die
Wirkſamkeit einer ſolchen Gewiſſens-Ehe unter erlauch-
ten Perſonen erkannt, und die darinn erzeugte Kinder
fuͤr rechtmaͤſig erklaͤrt haben 59).
Ein Kind muß alſo aus rechtmaͤſiger Ehe erzeugt
ſeyn, wenn es fuͤr ein rechtmaͤſiges, eheliches Kind ge-
halten werden ſoll. Hierzu wird nun aber noch inſonder-
heit
57)
58) Hr. GJR. Boͤhmer in Princip. iuris canon. §. 224. ſchreibt
ganz recht: Status Imperii Evangelici ius diſpenſandi in cau-
ſis eccleſiaſticis propriis exercent, perinde ac Pontifex.
59) Beyſpiele ſolcher Reichsgerichtlichen Erkenntniſſe findet man
beym feltmann in Tr. de impari matrimonio P. I. Cap. 3.
n. 430. not. 2. klock in Relat. Cameral. Relat. XV. n. 114—
119. de cramer in Obſervat. iuris univerſi T. II. Obſ. 515.
Merkwuͤrdig iſt das neueſte Reichshofraths-Concluſum in
Sachen der Grafen von Leiningen vom 15. Februar 1782.
ſo in der vorhin angefuͤhrten Maynzer Diſſertation Cap. II.
§. XXV. abgedruckt ſtehet.
57) tate eccleſiaſtica contractis, natorum. Es iſt zwar Hr. G.
Tr. R. Gatzert in Proluſ. de S. R. I. Principum Comitumve
liberis ex matrimonio conſcientiae illegitimis. Gieſſae 1773.
einer andern Meynung, allein Deſſelben Gruͤnde ſind in der
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