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Glück, Christian Friedrich von: Verbesserungen und Zusätze zum ersten Bande des Glückischen Kommentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1798.

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ad Cocceji in civ. controv. Tit. de Legibus Qu. IX. not. x.
pag.
50.

S. 145. Die Note 48. fällt weg.

-- Z. 5. nach würden, lies: 2) Wenn das neue Gesetz
eine blosse Erklärung eines schon vorhanden gewesenen wirklich
dunkeln und zweydeutigen ältern Gesetzes ist, so giebt eine solche
lex declaratoria in alten noch zu entscheidenden Rechtsfällen den
Ausschlag 71). Zu den Ausnahmen unserer Regel rechnet man,

3) wenn das neue Gesetz eine Strafe in Ansehung solcher
Handlungen bestimmt, welche schon vorher nach den natürlichen
oder bürgerlichen Gesetzen unerlaubt gewesen sind 72). Allein
auch hier kann das Gesetz nicht auf solche Fälle angewendet wer-
den, die bereits rechtskräftig entschieden worden sind.

4) Gesetze, welche bloß die Art des gerichtlichen Verfah-
rens beym Proceß (ordinem iudicii) bestimmen, sind auch auf die
bereits vor der Publication solcher processualischen Gesetze rechts-
hängige Sachen anzuwenden, sofern der Gesetzgeber in dem Ge-
setz selbst nicht verordnet hat, daß es auf die neuerdings erst
entstehende Processe angewendet werden solle 73).

5) Wenn das neue Gesetz eine Handlung erlaubt, die das
ältere verboten hat, oder die Strafe des ältern Gesetzes mildert,
so kommt ein solches Gesetz auch demjenigen Uebertreter zu stat-
ten, an welchem die verwirkte Strafe, zur Zeit der Publication
des neuern Gesetzes, noch nicht vollzogen war 74). Das neue

Gesetz
71) Nov. 19. in fin. Praefat. et cap. 1. emminghaus cit. loc.
not. y.
72) Ant. schulting in Enarrat. part. primae digestor. Tit. de
Legibus
§. 6.
73) schulting cit. loc. mevius Tom. I. Part. V. Decis.
CCLXXVII. n.
9.
74) voet in Comment. ad Pandect. Tit. de Legibus §. 17. Hier-
mit stimmt auch das allgemeine Landrecht für die
Preußischen Staaten
1. Th. Einleit. §. 22. überein.
Nur
C 5

ad Cocceji in civ. controv. Tit. de Legibus Qu. IX. not. x.
pag.
50.

S. 145. Die Note 48. faͤllt weg.

— Z. 5. nach wuͤrden, lies: 2) Wenn das neue Geſetz
eine bloſſe Erklaͤrung eines ſchon vorhanden geweſenen wirklich
dunkeln und zweydeutigen aͤltern Geſetzes iſt, ſo giebt eine ſolche
lex declaratoria in alten noch zu entſcheidenden Rechtsfaͤllen den
Ausſchlag 71). Zu den Ausnahmen unſerer Regel rechnet man,

3) wenn das neue Geſetz eine Strafe in Anſehung ſolcher
Handlungen beſtimmt, welche ſchon vorher nach den natuͤrlichen
oder buͤrgerlichen Geſetzen unerlaubt geweſen ſind 72). Allein
auch hier kann das Geſetz nicht auf ſolche Faͤlle angewendet wer-
den, die bereits rechtskraͤftig entſchieden worden ſind.

4) Geſetze, welche bloß die Art des gerichtlichen Verfah-
rens beym Proceß (ordinem iudicii) beſtimmen, ſind auch auf die
bereits vor der Publication ſolcher proceſſualiſchen Geſetze rechts-
haͤngige Sachen anzuwenden, ſofern der Geſetzgeber in dem Ge-
ſetz ſelbſt nicht verordnet hat, daß es auf die neuerdings erſt
entſtehende Proceſſe angewendet werden ſolle 73).

5) Wenn das neue Geſetz eine Handlung erlaubt, die das
aͤltere verboten hat, oder die Strafe des aͤltern Geſetzes mildert,
ſo kommt ein ſolches Geſetz auch demjenigen Uebertreter zu ſtat-
ten, an welchem die verwirkte Strafe, zur Zeit der Publication
des neuern Geſetzes, noch nicht vollzogen war 74). Das neue

Geſetz
71) Nov. 19. in fin. Praefat. et cap. 1. emminghaus cit. loc.
not. y.
72) Ant. schulting in Enarrat. part. primae digeſtor. Tit. de
Legibus
§. 6.
73) schulting cit. loc. mevius Tom. I. Part. V. Deciſ.
CCLXXVII. n.
9.
74) voet in Comment. ad Pandect. Tit. de Legibus §. 17. Hier-
mit ſtimmt auch das allgemeine Landrecht fuͤr die
Preußiſchen Staaten
1. Th. Einleit. §. 22. uͤberein.
Nur
C 5
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[41/0049] ad Cocceji in civ. controv. Tit. de Legibus Qu. IX. not. x. pag. 50. S. 145. Die Note 48. faͤllt weg. — Z. 5. nach wuͤrden, lies: 2) Wenn das neue Geſetz eine bloſſe Erklaͤrung eines ſchon vorhanden geweſenen wirklich dunkeln und zweydeutigen aͤltern Geſetzes iſt, ſo giebt eine ſolche lex declaratoria in alten noch zu entſcheidenden Rechtsfaͤllen den Ausſchlag 71). Zu den Ausnahmen unſerer Regel rechnet man, 3) wenn das neue Geſetz eine Strafe in Anſehung ſolcher Handlungen beſtimmt, welche ſchon vorher nach den natuͤrlichen oder buͤrgerlichen Geſetzen unerlaubt geweſen ſind 72). Allein auch hier kann das Geſetz nicht auf ſolche Faͤlle angewendet wer- den, die bereits rechtskraͤftig entſchieden worden ſind. 4) Geſetze, welche bloß die Art des gerichtlichen Verfah- rens beym Proceß (ordinem iudicii) beſtimmen, ſind auch auf die bereits vor der Publication ſolcher proceſſualiſchen Geſetze rechts- haͤngige Sachen anzuwenden, ſofern der Geſetzgeber in dem Ge- ſetz ſelbſt nicht verordnet hat, daß es auf die neuerdings erſt entſtehende Proceſſe angewendet werden ſolle 73). 5) Wenn das neue Geſetz eine Handlung erlaubt, die das aͤltere verboten hat, oder die Strafe des aͤltern Geſetzes mildert, ſo kommt ein ſolches Geſetz auch demjenigen Uebertreter zu ſtat- ten, an welchem die verwirkte Strafe, zur Zeit der Publication des neuern Geſetzes, noch nicht vollzogen war 74). Das neue Geſetz 71) Nov. 19. in fin. Praefat. et cap. 1. emminghaus cit. loc. not. y. 72) Ant. schulting in Enarrat. part. primae digeſtor. Tit. de Legibus §. 6. 73) schulting cit. loc. mevius Tom. I. Part. V. Deciſ. CCLXXVII. n. 9. 74) voet in Comment. ad Pandect. Tit. de Legibus §. 17. Hier- mit ſtimmt auch das allgemeine Landrecht fuͤr die Preußiſchen Staaten 1. Th. Einleit. §. 22. uͤberein. Nur C 5

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Verbesserungen und Zusätze zum ersten Bande des Glückischen Kommentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1798, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01verbesserungen_1798/49>, abgerufen am 21.11.2024.