Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.de Iustitia et Iure. und Unverbrüchlichkeit zu geben suchen 80). Daher sagtUlptan in dieser Hinsicht richtig, bonos non solum metu poenarum, verum etiam praemiorum exhor- tatione effici 81). Ob nun gleich die Beyspiele solcher Gesetze nicht unbekannt sind, in welchen die Gesetzgeber durch verheissene Belohnungen ihre Unterthanen zur Be- folgung derselben zu ermuntern gesucht haben, man denke z. B. an die Legem Iuliam et Papiam Poppae- am; so ist doch solches eines Theils nur alsdann ge- schehen, wenn denen Gesetzgebern daran gelegen war, eine an sich unvollkommene Pflicht aus gewissen Staats- absichten bey ihren Unterthanen mehr in Ausübung zu bringen, und es ihnen nicht wohl schicklich zu seyn schie- ne, die Erfüllung derselben schlechterdings aufzuerlegen; andern Theils aber ist auch jenes Mittel, welches Ul- pian in exhortatione praemiorun sezet, darum nicht zweckmäsig genug, weil es dem Staat zu kostbar fällt, und über dies nach der verschiedenen Denkungsart der Menschen auch nicht immer wirksam ist. Es bleibt da- her die Furcht für üble Folgen wohl das sicher- ste Mittel, Unterthanen, welche sonst vielleicht geneigt seyn dürften, der Stimme der Gesetze kein Gehör zu geben, auf dieselbe aufmerksam zu machen. Die Uebel, welche der Gesezgeber mit der Nichtbe- mancher- 80) Die alten griechischen und römischen Gesezgeber suchten ihren Gesetzen auch dadurch eine grösere Heiligkeit zu ge- ben, daß sie solche der Eingebung einer gewissen Gottheit zuschrieben. Bekannt sind die Täuschungen eines Solons, Zaleucus, Numa Pompilius und anderer mehr. Siehe Io. Sal. brunquelli Prolus. Acad. de variis vete- rum legibus suis sanctitatem auctorita- temque conciliandi modis. Ienae 1729. 81) L. 1. §. 1. D. de lustit. et Iure.
de Iuſtitia et Iure. und Unverbruͤchlichkeit zu geben ſuchen 80). Daher ſagtUlptan in dieſer Hinſicht richtig, bonos non ſolum metu poenarum, verum etiam praemiorum exhor- tatione effici 81). Ob nun gleich die Beyſpiele ſolcher Geſetze nicht unbekannt ſind, in welchen die Geſetzgeber durch verheiſſene Belohnungen ihre Unterthanen zur Be- folgung derſelben zu ermuntern geſucht haben, man denke z. B. an die Legem Iuliam et Papiam Poppae- am; ſo iſt doch ſolches eines Theils nur alsdann ge- ſchehen, wenn denen Geſetzgebern daran gelegen war, eine an ſich unvollkommene Pflicht aus gewiſſen Staats- abſichten bey ihren Unterthanen mehr in Ausuͤbung zu bringen, und es ihnen nicht wohl ſchicklich zu ſeyn ſchie- ne, die Erfuͤllung derſelben ſchlechterdings aufzuerlegen; andern Theils aber iſt auch jenes Mittel, welches Ul- pian in exhortatione praemiorun ſezet, darum nicht zweckmaͤſig genug, weil es dem Staat zu koſtbar faͤllt, und uͤber dies nach der verſchiedenen Denkungsart der Menſchen auch nicht immer wirkſam iſt. Es bleibt da- her die Furcht fuͤr uͤble Folgen wohl das ſicher- ſte Mittel, Unterthanen, welche ſonſt vielleicht geneigt ſeyn duͤrften, der Stimme der Geſetze kein Gehoͤr zu geben, auf dieſelbe aufmerkſam zu machen. Die Uebel, welche der Geſezgeber mit der Nichtbe- mancher- 80) Die alten griechiſchen und roͤmiſchen Geſezgeber ſuchten ihren Geſetzen auch dadurch eine groͤſere Heiligkeit zu ge- ben, daß ſie ſolche der Eingebung einer gewiſſen Gottheit zuſchrieben. Bekannt ſind die Taͤuſchungen eines Solons, Zaleucus, Numa Pompilius und anderer mehr. Siehe Io. Sal. brunquelli Proluſ. Acad. de variis vete- rum legibus ſuis ſanctitatem auctorita- temque conciliandi modis. Ienae 1729. 81) L. 1. §. 1. D. de luſtit. et Iure.
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de Iuſtitia et Iure.
und Unverbruͤchlichkeit zu geben ſuchen 80). Daher ſagt
Ulptan in dieſer Hinſicht richtig, bonos non ſolum
metu poenarum, verum etiam praemiorum exhor-
tatione effici 81). Ob nun gleich die Beyſpiele ſolcher
Geſetze nicht unbekannt ſind, in welchen die Geſetzgeber
durch verheiſſene Belohnungen ihre Unterthanen zur Be-
folgung derſelben zu ermuntern geſucht haben, man
denke z. B. an die Legem Iuliam et Papiam Poppae-
am; ſo iſt doch ſolches eines Theils nur alsdann ge-
ſchehen, wenn denen Geſetzgebern daran gelegen war,
eine an ſich unvollkommene Pflicht aus gewiſſen Staats-
abſichten bey ihren Unterthanen mehr in Ausuͤbung zu
bringen, und es ihnen nicht wohl ſchicklich zu ſeyn ſchie-
ne, die Erfuͤllung derſelben ſchlechterdings aufzuerlegen;
andern Theils aber iſt auch jenes Mittel, welches Ul-
pian in exhortatione praemiorun ſezet, darum nicht
zweckmaͤſig genug, weil es dem Staat zu koſtbar faͤllt,
und uͤber dies nach der verſchiedenen Denkungsart der
Menſchen auch nicht immer wirkſam iſt. Es bleibt da-
her die Furcht fuͤr uͤble Folgen wohl das ſicher-
ſte Mittel, Unterthanen, welche ſonſt vielleicht geneigt
ſeyn duͤrften, der Stimme der Geſetze kein Gehoͤr zu
geben, auf dieſelbe aufmerkſam zu machen.
Die Uebel, welche der Geſezgeber mit der Nichtbe-
obachtung ſeiner Geſetze verbinden kann, koͤnnen nun
mancher-
80) Die alten griechiſchen und roͤmiſchen Geſezgeber ſuchten
ihren Geſetzen auch dadurch eine groͤſere Heiligkeit zu ge-
ben, daß ſie ſolche der Eingebung einer gewiſſen Gottheit
zuſchrieben. Bekannt ſind die Taͤuſchungen eines Solons,
Zaleucus, Numa Pompilius und anderer mehr. Siehe
Io. Sal. brunquelli Proluſ. Acad. de variis vete-
rum legibus ſuis ſanctitatem auctorita-
temque conciliandi modis. Ienae 1729.
81) L. 1. §. 1. D. de luſtit. et Iure.
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