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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Iustitia et Iure.
modo rei vend. daß man sein Recht nicht auf das
strengste verfolgen solle, wenn es auf Unbilligkeit hin-
ausliefe; noch treffendere Beyspiele geben L. 34. D. de
Legib
. L. 24. D. de Rei Vind. §. 7. I. de Verb.
obligat.
Die erste Stelle giebt einen Rath, wie man
den Beweiß einer streitigen Gewohnheit, worauf man
sich gegründet, am leichtesten führen könne; man soll
sich erkundigen, ob etwa schon sonst nach dieser Gewohn-
heit gegentheiligen Widerspruchs ohngeachter in den Ge-
richten gesprochen, und rechtskräftig erkannt worden sey,
an etiam contradicto aliquando iudicio consuetudo fir-
mata sit
67). In der andern Stelle wird gerathen,
daß man, ehe man seine Sache vindicire, versuchen
solle, ob man nicht etwa durch ein Interdict zum Besiz
derselben gelangen könne: quia longe commodius est,
ipsum possidere, et adversarium ad onera petitoris
compellere, quam alio possidente petere.
Die drit-
te Stelle endlich enthält eine Cautel für Contrahenten,
auf den Contraventionsfall eine Conventionalstrafe festzu-
setzen, ne necesse sit actori probare, quid eius in-
tersit.
Ich übergehe mehrere dergleichen, in denen
Röm. Rechtskörpern vorkommende sogenannte leges sua-
sorias..
Daß nun diese keine eigentliche und verbin-
dende Gesetze sind, ist aus den obigen Grundsätzen evi-
dent, auch schon sonst bekannt, quod consilium
non obliget
68). Wir finden ferner 2) in denen Rö-
mischen Sanctionen häufige Commendationes legum,
besonders hat es Justinian nicht fehlen lassen, in sei-

nen
67) Daß diese Worte per hypallagen zu erklären, und
soviel heissen sollen als an etiam in iudicio aliquando
contradicta et firmata fit consuetudo
,
zeigt der berühmte
Herr Prof. Püttmann in seinen eleganten Interpretat.
et Observat. iuris
, cap.
19.
68) L. 47. D. de R. I.
D 2

de Iuſtitia et Iure.
modo rei vend. daß man ſein Recht nicht auf das
ſtrengſte verfolgen ſolle, wenn es auf Unbilligkeit hin-
ausliefe; noch treffendere Beyſpiele geben L. 34. D. de
Legib
. L. 24. D. de Rei Vind. §. 7. I. de Verb.
obligat.
Die erſte Stelle giebt einen Rath, wie man
den Beweiß einer ſtreitigen Gewohnheit, worauf man
ſich gegruͤndet, am leichteſten fuͤhren koͤnne; man ſoll
ſich erkundigen, ob etwa ſchon ſonſt nach dieſer Gewohn-
heit gegentheiligen Widerſpruchs ohngeachter in den Ge-
richten geſprochen, und rechtskraͤftig erkannt worden ſey,
an etiam contradicto aliquando iudicio conſuetudo fir-
mata ſit
67). In der andern Stelle wird gerathen,
daß man, ehe man ſeine Sache vindicire, verſuchen
ſolle, ob man nicht etwa durch ein Interdict zum Beſiz
derſelben gelangen koͤnne: quia longe commodius eſt,
ipſum poſſidere, et adverſarium ad onera petitoris
compellere, quam alio poſſidente petere.
Die drit-
te Stelle endlich enthaͤlt eine Cautel fuͤr Contrahenten,
auf den Contraventionsfall eine Conventionalſtrafe feſtzu-
ſetzen, ne neceſſe ſit actori probare, quid eius in-
terſit.
Ich uͤbergehe mehrere dergleichen, in denen
Roͤm. Rechtskoͤrpern vorkommende ſogenannte leges ſua-
ſorias..
Daß nun dieſe keine eigentliche und verbin-
dende Geſetze ſind, iſt aus den obigen Grundſaͤtzen evi-
dent, auch ſchon ſonſt bekannt, quod conſilium
non obliget
68). Wir finden ferner 2) in denen Roͤ-
miſchen Sanctionen haͤufige Commendationes legum,
beſonders hat es Juſtinian nicht fehlen laſſen, in ſei-

nen
67) Daß dieſe Worte per hypallagen zu erklaͤren, und
ſoviel heiſſen ſollen als an etiam in iudicio aliquando
contradicta et firmata fit conſuetudo
,
zeigt der beruͤhmte
Herr Prof. Puͤttmann in ſeinen eleganten Interpretat.
et Obſervat. iuris
, cap.
19.
68) L. 47. D. de R. I.
D 2
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[51/0071] de Iuſtitia et Iure. modo rei vend. daß man ſein Recht nicht auf das ſtrengſte verfolgen ſolle, wenn es auf Unbilligkeit hin- ausliefe; noch treffendere Beyſpiele geben L. 34. D. de Legib. L. 24. D. de Rei Vind. §. 7. I. de Verb. obligat. Die erſte Stelle giebt einen Rath, wie man den Beweiß einer ſtreitigen Gewohnheit, worauf man ſich gegruͤndet, am leichteſten fuͤhren koͤnne; man ſoll ſich erkundigen, ob etwa ſchon ſonſt nach dieſer Gewohn- heit gegentheiligen Widerſpruchs ohngeachter in den Ge- richten geſprochen, und rechtskraͤftig erkannt worden ſey, an etiam contradicto aliquando iudicio conſuetudo fir- mata ſit 67). In der andern Stelle wird gerathen, daß man, ehe man ſeine Sache vindicire, verſuchen ſolle, ob man nicht etwa durch ein Interdict zum Beſiz derſelben gelangen koͤnne: quia longe commodius eſt, ipſum poſſidere, et adverſarium ad onera petitoris compellere, quam alio poſſidente petere. Die drit- te Stelle endlich enthaͤlt eine Cautel fuͤr Contrahenten, auf den Contraventionsfall eine Conventionalſtrafe feſtzu- ſetzen, ne neceſſe ſit actori probare, quid eius in- terſit. Ich uͤbergehe mehrere dergleichen, in denen Roͤm. Rechtskoͤrpern vorkommende ſogenannte leges ſua- ſorias.. Daß nun dieſe keine eigentliche und verbin- dende Geſetze ſind, iſt aus den obigen Grundſaͤtzen evi- dent, auch ſchon ſonſt bekannt, quod conſilium non obliget 68). Wir finden ferner 2) in denen Roͤ- miſchen Sanctionen haͤufige Commendationes legum, beſonders hat es Juſtinian nicht fehlen laſſen, in ſei- nen 67) Daß dieſe Worte per hypallagen zu erklaͤren, und ſoviel heiſſen ſollen als an etiam in iudicio aliquando contradicta et firmata fit conſuetudo, zeigt der beruͤhmte Herr Prof. Puͤttmann in ſeinen eleganten Interpretat. et Obſervat. iuris, cap. 19. 68) L. 47. D. de R. I. D 2

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/71>, abgerufen am 21.11.2024.