Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.1. Buch. 2. Tit. ten schwerlich einigen Beyfall finden. Denn kann esGalvanus nicht läugnen, daß die gesezliche Kraft der Pandecten erst von der Zeit an zu rechnen sey, da sie promulgiret worden sind, wenn gleich das darinn ent- haltene Recht ungleich älter ist, und aus sehr mancher- ley Zeitperioden herrührt, so muß doch wohl ein glei- ches von dem Codex des K. Justinians gelten. Da nun derselbe ein ganzes Jahr später, als die Pandecten und Institutionen, nehmlich im Jahr 534. bekannt ge- macht worden ist (§. 53.), mithin ganz unläugbat als ein neueres Gesezbuch anzusehen, so ist natürlich, daß derselbe beyden, den Pandecten wie den Institutionen, derogiren müsse, um so mehr, da Justinian selbst in dem Promulgations-Ediet des neuen Codex §. 4. sagt: purgatum iam et candidum, omnibus et circumductis et additis et repletis, nec non transformatis, factum esse Codicem 32). III) Wenn die Pandecten und In- stitutionen in einer Rechtsmaterie nicht mit einander übereinstimmen, so gehen die Pandecten, als die Quel- le und das Original denen Institutionen vor, in sofern leztere dunkel sind, oder wohl gar unrichtig aus den er- stern excerpiret worden; In sofern aber die Institutio- nen eine offenbare Abänderung, oder avthendische In- terpretation der Pandecten enthalten, sind dieselben als ein neueres Recht, den Pandecten billig vorzuziehen. Die Beweise für diese Sätze liegen in dem Obi- gen 33) (§. 51.). Hier will ich also nur noch einige Bei- 32) S. Ioach. hagemeier de authoritate iuris civ. et ca- non. Cap. V. brunquell Histor. iuris. P. II. cap. 9. §. 18. 19. 20. walch Introduct. in controvers. iuris civ. Proleg. Cap. I. §. 3. 33) S. Hubert. breuer Disquis. hist. iurid. qua vera In-
stitutionum I. R. textus auctoritas contra erroneam quo- rundam 1. Buch. 2. Tit. ten ſchwerlich einigen Beyfall finden. Denn kann esGalvanus nicht laͤugnen, daß die geſezliche Kraft der Pandecten erſt von der Zeit an zu rechnen ſey, da ſie promulgiret worden ſind, wenn gleich das darinn ent- haltene Recht ungleich aͤlter iſt, und aus ſehr mancher- ley Zeitperioden herruͤhrt, ſo muß doch wohl ein glei- ches von dem Codex des K. Juſtinians gelten. Da nun derſelbe ein ganzes Jahr ſpaͤter, als die Pandecten und Inſtitutionen, nehmlich im Jahr 534. bekannt ge- macht worden iſt (§. 53.), mithin ganz unlaͤugbat als ein neueres Geſezbuch anzuſehen, ſo iſt natuͤrlich, daß derſelbe beyden, den Pandecten wie den Inſtitutionen, derogiren muͤſſe, um ſo mehr, da Juſtinian ſelbſt in dem Promulgations-Ediet des neuen Codex §. 4. ſagt: purgatum iam et candidum, omnibus et circumductis et additis et repletis, nec non transformatis, factum eſſe Codicem 32). III) Wenn die Pandecten und In- ſtitutionen in einer Rechtsmaterie nicht mit einander uͤbereinſtimmen, ſo gehen die Pandecten, als die Quel- le und das Original denen Inſtitutionen vor, in ſofern leztere dunkel ſind, oder wohl gar unrichtig aus den er- ſtern excerpiret worden; In ſofern aber die Inſtitutio- nen eine offenbare Abaͤnderung, oder avthendiſche In- terpretation der Pandecten enthalten, ſind dieſelben als ein neueres Recht, den Pandecten billig vorzuziehen. Die Beweiſe fuͤr dieſe Saͤtze liegen in dem Obi- gen 33) (§. 51.). Hier will ich alſo nur noch einige Bei- 32) S. Ioach. hagemeier de authoritate iuris civ. et ca- non. Cap. V. brunquell Hiſtor. iuris. P. II. cap. 9. §. 18. 19. 20. walch Introduct. in controverſ. iuris civ. Proleg. Cap. I. §. 3. 33) S. Hubert. breuer Disquiſ. hiſt. iurid. qua vera In-
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1. Buch. 2. Tit.
ten ſchwerlich einigen Beyfall finden. Denn kann es
Galvanus nicht laͤugnen, daß die geſezliche Kraft der
Pandecten erſt von der Zeit an zu rechnen ſey, da ſie
promulgiret worden ſind, wenn gleich das darinn ent-
haltene Recht ungleich aͤlter iſt, und aus ſehr mancher-
ley Zeitperioden herruͤhrt, ſo muß doch wohl ein glei-
ches von dem Codex des K. Juſtinians gelten. Da
nun derſelbe ein ganzes Jahr ſpaͤter, als die Pandecten
und Inſtitutionen, nehmlich im Jahr 534. bekannt ge-
macht worden iſt (§. 53.), mithin ganz unlaͤugbat als
ein neueres Geſezbuch anzuſehen, ſo iſt natuͤrlich, daß
derſelbe beyden, den Pandecten wie den Inſtitutionen,
derogiren muͤſſe, um ſo mehr, da Juſtinian ſelbſt in
dem Promulgations-Ediet des neuen Codex §. 4. ſagt:
purgatum iam et candidum, omnibus et circumductis
et additis et repletis, nec non transformatis, factum
eſſe Codicem 32). III) Wenn die Pandecten und In-
ſtitutionen in einer Rechtsmaterie nicht mit einander
uͤbereinſtimmen, ſo gehen die Pandecten, als die Quel-
le und das Original denen Inſtitutionen vor, in ſofern
leztere dunkel ſind, oder wohl gar unrichtig aus den er-
ſtern excerpiret worden; In ſofern aber die Inſtitutio-
nen eine offenbare Abaͤnderung, oder avthendiſche In-
terpretation der Pandecten enthalten, ſind dieſelben als
ein neueres Recht, den Pandecten billig vorzuziehen.
Die Beweiſe fuͤr dieſe Saͤtze liegen in dem Obi-
gen 33) (§. 51.). Hier will ich alſo nur noch einige
Bei-
32) S. Ioach. hagemeier de authoritate iuris civ. et ca-
non. Cap. V. brunquell Hiſtor. iuris. P. II. cap. 9.
§. 18. 19. 20. walch Introduct. in controverſ. iuris civ.
Proleg. Cap. I. §. 3.
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