Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.de Origine Iuris. brauch 14) stimmt mit dem Canonischen Rechte auchhierin nicht überein, sondern lässet es vielmehr bey der Vorschrift des Justinianeischen Rechts 15), nach wel- cher Frauenspersohnen, sowohl in bürgerlichen als pein- lichen Sachen, gültige Zeugen sind, insofern anders die Gesetze, entweder der besondern Feyerlichkeit der Handlung halben, wie bey Testamenten und Codicillen, oder um einem rechtlichen Geschäfte das Ansehen einer öffentlichen Beglaubigung zu verschaffen, wie bey der Verpfändung, das Zeugnis durch Mannspersohnen nicht genau und ausdrücklich erfordern, oder sonst eine ande- re gegründete Ausnahme bewiesen werden kann, lediglich bewenden. Aus dem alleinigen Grunde, den man von dem Geschlecht hernimmt, mag daher heutiges Tages das Zeugnis der Frauenspersohnen bey dem Mangel an- derer Ursachen, die ein Zeugnis an und für sich ver- werflich machen, nicht verworfen und für ungültig er- klärt werden. Andere Fälle zu geschweigen, wo noch sonst in den heutigen Gerichten nach dem Justinianei- schen und nicht nach dem Canonischen Rechte gesprochen zu werden pflegt, welche man in der unten angeführten Schrift 16) beysammen finden wird. §. 79. Widerlegung des Autors. Nun sollte ich zwar auch noch die Meinungen gen- 14) carpzov Pract. rer. crim. Qu. 114. n. 39. boehmer in Iure Eccles. Protest. Lib. II. Tit. 20. §. 17. cramer Tom. III. Obs. 894. 15) L. 18. D. de testib. 16) Quistorp über die Trüglichkeit des Satzes: daß das Canonische Recht vor dem Justinia- nei- C c 2
de Origine Iuris. brauch 14) ſtimmt mit dem Canoniſchen Rechte auchhierin nicht uͤberein, ſondern laͤſſet es vielmehr bey der Vorſchrift des Juſtinianeiſchen Rechts 15), nach wel- cher Frauensperſohnen, ſowohl in buͤrgerlichen als pein- lichen Sachen, guͤltige Zeugen ſind, inſofern anders die Geſetze, entweder der beſondern Feyerlichkeit der Handlung halben, wie bey Teſtamenten und Codicillen, oder um einem rechtlichen Geſchaͤfte das Anſehen einer oͤffentlichen Beglaubigung zu verſchaffen, wie bey der Verpfaͤndung, das Zeugnis durch Mannsperſohnen nicht genau und ausdruͤcklich erfordern, oder ſonſt eine ande- re gegruͤndete Ausnahme bewieſen werden kann, lediglich bewenden. Aus dem alleinigen Grunde, den man von dem Geſchlecht hernimmt, mag daher heutiges Tages das Zeugnis der Frauensperſohnen bey dem Mangel an- derer Urſachen, die ein Zeugnis an und fuͤr ſich ver- werflich machen, nicht verworfen und fuͤr unguͤltig er- klaͤrt werden. Andere Faͤlle zu geſchweigen, wo noch ſonſt in den heutigen Gerichten nach dem Juſtinianei- ſchen und nicht nach dem Canoniſchen Rechte geſprochen zu werden pflegt, welche man in der unten angefuͤhrten Schrift 16) beyſammen finden wird. §. 79. Widerlegung des Autors. Nun ſollte ich zwar auch noch die Meinungen gen- 14) carpzov Pract. rer. crim. Qu. 114. n. 39. boehmer in Iure Eccleſ. Proteſt. Lib. II. Tit. 20. §. 17. cramer Tom. III. Obſ. 894. 15) L. 18. D. de teſtib. 16) Quiſtorp uͤber die Truͤglichkeit des Satzes: daß das Canoniſche Recht vor dem Juſtinia- nei- C c 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0421" n="401"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">de Origine Iuris.</hi></fw><lb/> brauch <note place="foot" n="14)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">carpzov</hi><hi rendition="#i">Pract. rer. crim.</hi> Qu. 114. n. 39. <hi rendition="#k">boehmer</hi> in<lb/> Iure Eccleſ. Proteſt. Lib. II. Tit. 20. §. 17. <hi rendition="#k">cramer</hi> Tom.<lb/> III. Obſ.</hi> 894.</note> ſtimmt mit dem Canoniſchen Rechte auch<lb/> hierin nicht uͤberein, ſondern laͤſſet es vielmehr bey der<lb/> Vorſchrift des Juſtinianeiſchen Rechts <note place="foot" n="15)"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">L. 18. D. de teſtib.</hi></hi></note>, nach wel-<lb/> cher Frauensperſohnen, ſowohl in buͤrgerlichen als pein-<lb/> lichen Sachen, guͤltige Zeugen ſind, inſofern anders<lb/> die Geſetze, entweder der beſondern Feyerlichkeit der<lb/> Handlung halben, wie bey Teſtamenten und Codicillen,<lb/> oder um einem rechtlichen Geſchaͤfte das Anſehen einer<lb/> oͤffentlichen Beglaubigung zu verſchaffen, wie bey der<lb/> Verpfaͤndung, das Zeugnis durch Mannsperſohnen nicht<lb/> genau und ausdruͤcklich erfordern, oder ſonſt eine ande-<lb/> re gegruͤndete Ausnahme bewieſen werden kann, lediglich<lb/> bewenden. Aus dem alleinigen Grunde, den man von<lb/> dem Geſchlecht hernimmt, mag daher heutiges Tages<lb/> das Zeugnis der Frauensperſohnen bey dem Mangel an-<lb/> derer Urſachen, die ein Zeugnis an und fuͤr ſich ver-<lb/> werflich machen, nicht verworfen und fuͤr unguͤltig er-<lb/> klaͤrt werden. Andere Faͤlle zu geſchweigen, wo noch<lb/> ſonſt in den heutigen Gerichten nach dem Juſtinianei-<lb/> ſchen und nicht nach dem Canoniſchen Rechte geſprochen<lb/> zu werden pflegt, welche man in der unten angefuͤhrten<lb/> Schrift <note xml:id="seg2pn_60_1" next="#seg2pn_60_2" place="foot" n="16)"><hi rendition="#fr">Quiſtorp</hi><hi rendition="#g">uͤber die Truͤglichkeit des Satzes:<lb/> daß das Canoniſche Recht vor dem Juſtinia-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#g">nei-</hi></fw></note> beyſammen finden wird.</p> </div><lb/> <div n="4"> <head>§. 79.<lb/> Widerlegung des Autors.</head><lb/> <p>Nun ſollte ich zwar auch noch die Meinungen<lb/> anderer Rechtsgelehrten uͤber den bisher eroͤrterten Ge-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">C c 2</fw><fw place="bottom" type="catch">gen-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [401/0421]
de Origine Iuris.
brauch 14) ſtimmt mit dem Canoniſchen Rechte auch
hierin nicht uͤberein, ſondern laͤſſet es vielmehr bey der
Vorſchrift des Juſtinianeiſchen Rechts 15), nach wel-
cher Frauensperſohnen, ſowohl in buͤrgerlichen als pein-
lichen Sachen, guͤltige Zeugen ſind, inſofern anders
die Geſetze, entweder der beſondern Feyerlichkeit der
Handlung halben, wie bey Teſtamenten und Codicillen,
oder um einem rechtlichen Geſchaͤfte das Anſehen einer
oͤffentlichen Beglaubigung zu verſchaffen, wie bey der
Verpfaͤndung, das Zeugnis durch Mannsperſohnen nicht
genau und ausdruͤcklich erfordern, oder ſonſt eine ande-
re gegruͤndete Ausnahme bewieſen werden kann, lediglich
bewenden. Aus dem alleinigen Grunde, den man von
dem Geſchlecht hernimmt, mag daher heutiges Tages
das Zeugnis der Frauensperſohnen bey dem Mangel an-
derer Urſachen, die ein Zeugnis an und fuͤr ſich ver-
werflich machen, nicht verworfen und fuͤr unguͤltig er-
klaͤrt werden. Andere Faͤlle zu geſchweigen, wo noch
ſonſt in den heutigen Gerichten nach dem Juſtinianei-
ſchen und nicht nach dem Canoniſchen Rechte geſprochen
zu werden pflegt, welche man in der unten angefuͤhrten
Schrift 16) beyſammen finden wird.
§. 79.
Widerlegung des Autors.
Nun ſollte ich zwar auch noch die Meinungen
anderer Rechtsgelehrten uͤber den bisher eroͤrterten Ge-
gen-
14) carpzov Pract. rer. crim. Qu. 114. n. 39. boehmer in
Iure Eccleſ. Proteſt. Lib. II. Tit. 20. §. 17. cramer Tom.
III. Obſ. 894.
15) L. 18. D. de teſtib.
16) Quiſtorp uͤber die Truͤglichkeit des Satzes:
daß das Canoniſche Recht vor dem Juſtinia-
nei-
C c 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |