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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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1. Buch. 2. Tit.
ihre Absicht ist, daß auch der fremde Staat ihre in
dem District desselben vorgenommene Rechtsgeschäfte für
gültig erkenne, sind Fremdlinge, als zeitige Untertha-
nen, die Gesetze des Orts, wo sie sich aufhalten, zu
beobachten verbunden, und solche Handlungen, die nach
diesen Gesetzen gültig und erlaubt sind, ist sodann auch
jede andere Nation nach dem Völkerrecht als rechtmä-
sig anzuerkennen schuldig.

§. 76.
Dritte Regel.

Endlich 3) wenn von Rechten, so blos
Grundstücke betreffen, die Frage ist, so sind
die Gesetze des Landes, wo die Güter liegen,
hauptsächlich zu Rathe zu ziehen, ohne Un-
terschied, wo und von wem darüber disponi-
ret worden
88). Der Grund hiervon ist, weil die
höchste Gewalt des Regenten im Staat sich nicht blos
über die Handlungen seiner Unterthanen, sondern auch
über deren Güter erstreckt, die in seinem Gebiete lie-
gen, mithin derselbe seine Gewalt nicht überschreitet,
wenn er darüber die gehörigen Anordnungen macht.
Wenn daher von der Erwerbung, Veräusserung, Ver-

pfän-
allemahl beobachten; allein die von ihm angeführte L. 9.
C. de Testam
.
redet nicht von einem Fremdling, sondern
von einem solchen, der in seinem Vaterlande ein Testa-
ment gemacht hatte, ohne die vorgeschriebenen Feyerlich-
keiten zu beobachten; wie Casp. ziegler a. a. O. §. 16.
schon gegen Cujaz erinnert hat. Richtiger ist daher Zieg-
lers
Meinung §. 18. Potius igitur est, ut statuamus, in
arbitrio esse advenae testantis, utrum secundum leges pa-
trias testamentum condere velit, an vero secundum statu-
ta loci, in quo de praesenti commoratur.
88) hert am angef. Ort Sect. IV. §. IX. S. 177.

1. Buch. 2. Tit.
ihre Abſicht iſt, daß auch der fremde Staat ihre in
dem Diſtrict deſſelben vorgenommene Rechtsgeſchaͤfte fuͤr
guͤltig erkenne, ſind Fremdlinge, als zeitige Untertha-
nen, die Geſetze des Orts, wo ſie ſich aufhalten, zu
beobachten verbunden, und ſolche Handlungen, die nach
dieſen Geſetzen guͤltig und erlaubt ſind, iſt ſodann auch
jede andere Nation nach dem Voͤlkerrecht als rechtmaͤ-
ſig anzuerkennen ſchuldig.

§. 76.
Dritte Regel.

Endlich 3) wenn von Rechten, ſo blos
Grundſtuͤcke betreffen, die Frage iſt, ſo ſind
die Geſetze des Landes, wo die Guͤter liegen,
hauptſaͤchlich zu Rathe zu ziehen, ohne Un-
terſchied, wo und von wem daruͤber disponi-
ret worden
88). Der Grund hiervon iſt, weil die
hoͤchſte Gewalt des Regenten im Staat ſich nicht blos
uͤber die Handlungen ſeiner Unterthanen, ſondern auch
uͤber deren Guͤter erſtreckt, die in ſeinem Gebiete lie-
gen, mithin derſelbe ſeine Gewalt nicht uͤberſchreitet,
wenn er daruͤber die gehoͤrigen Anordnungen macht.
Wenn daher von der Erwerbung, Veraͤuſſerung, Ver-

pfaͤn-
allemahl beobachten; allein die von ihm angefuͤhrte L. 9.
C. de Teſtam
.
redet nicht von einem Fremdling, ſondern
von einem ſolchen, der in ſeinem Vaterlande ein Teſta-
ment gemacht hatte, ohne die vorgeſchriebenen Feyerlich-
keiten zu beobachten; wie Caſp. ziegler a. a. O. §. 16.
ſchon gegen Cujaz erinnert hat. Richtiger iſt daher Zieg-
lers
Meinung §. 18. Potius igitur eſt, ut ſtatuamus, in
arbitrio eſſe advenae teſtantis, utrum ſecundum leges pa-
trias teſtamentum condere velit, an vero ſecundum ſtatu-
ta loci, in quo de praeſenti commoratur.
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[392/0412] 1. Buch. 2. Tit. ihre Abſicht iſt, daß auch der fremde Staat ihre in dem Diſtrict deſſelben vorgenommene Rechtsgeſchaͤfte fuͤr guͤltig erkenne, ſind Fremdlinge, als zeitige Untertha- nen, die Geſetze des Orts, wo ſie ſich aufhalten, zu beobachten verbunden, und ſolche Handlungen, die nach dieſen Geſetzen guͤltig und erlaubt ſind, iſt ſodann auch jede andere Nation nach dem Voͤlkerrecht als rechtmaͤ- ſig anzuerkennen ſchuldig. §. 76. Dritte Regel. Endlich 3) wenn von Rechten, ſo blos Grundſtuͤcke betreffen, die Frage iſt, ſo ſind die Geſetze des Landes, wo die Guͤter liegen, hauptſaͤchlich zu Rathe zu ziehen, ohne Un- terſchied, wo und von wem daruͤber disponi- ret worden 88). Der Grund hiervon iſt, weil die hoͤchſte Gewalt des Regenten im Staat ſich nicht blos uͤber die Handlungen ſeiner Unterthanen, ſondern auch uͤber deren Guͤter erſtreckt, die in ſeinem Gebiete lie- gen, mithin derſelbe ſeine Gewalt nicht uͤberſchreitet, wenn er daruͤber die gehoͤrigen Anordnungen macht. Wenn daher von der Erwerbung, Veraͤuſſerung, Ver- pfaͤn- 87) 88) hert am angef. Ort Sect. IV. §. IX. S. 177. 87) allemahl beobachten; allein die von ihm angefuͤhrte L. 9. C. de Teſtam. redet nicht von einem Fremdling, ſondern von einem ſolchen, der in ſeinem Vaterlande ein Teſta- ment gemacht hatte, ohne die vorgeſchriebenen Feyerlich- keiten zu beobachten; wie Caſp. ziegler a. a. O. §. 16. ſchon gegen Cujaz erinnert hat. Richtiger iſt daher Zieg- lers Meinung §. 18. Potius igitur eſt, ut ſtatuamus, in arbitrio eſſe advenae teſtantis, utrum ſecundum leges pa- trias teſtamentum condere velit, an vero ſecundum ſtatu- ta loci, in quo de praeſenti commoratur.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/412>, abgerufen am 25.11.2024.